Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
uns?«
    »Du hältst mich anscheinend wirklich für einen Wahrsager«, antwortete Hawke. »Und wenn deine Gruppe mal was anderes machen könnte, als den Dschungel mit Kool-Aid-Tüten und Trop-Riegel-Papier vollzumüllen, würden wir vielleicht endlich das Gook-Maschinengewehr finden, damit uns die Zoomies ein bisschen Foxtrott Bravo einfliegen können.«
    »Ich hab überhaupt keine Lust, irgendein Gook-Maschinengewehr zu finden.«
    »Hätte ich mir eigentlich denken können.«
    »Hey, Jayhawk.«
    »Was?« Solange sie draußen im Busch waren, hatte Hawke nichts dagegen, mit seinem Spitznamen angeredet zu werden.
    »Die Truppen müssen Post kriegen.«
    »Sag bloß. Machst du jetzt auf Dear Abby, die Kummerkastentante?«
    »Ja, jetzt auf Dear Abby, das wär’s.«
    »Die ist zu alt für dich. Geh zurück zu deiner Herde, Connolly.«
    »Kaum wirst du zum XO befördert, sind wir bloß noch Vieh für dich.«
    »Verpiss dich.«
    »Wieso haben sie dich nicht gleich zum Skipper gemacht? Du warst länger im Busch als Fitch.«
    »Weil ich Second Lieutenant bin, und Fitch ist First Lieutenant.«
    »Das beeindruckt mich nicht.«
    »Tja, aber weil du nicht Big John Six bist, interessiert es kein Schwein, was du denkst. Und wenn du nicht aufhörst, mir auf den Wecker zu gehen, wirst du auch nicht Big John Bravo One-One Actual.«
    »Entbinde mich einfach von meinem Kommando und schick mich unehrenhaft nach Hause.« Connolly wandte sich ab und raffte, während er hangabwärts ging, seine zu langen Hosenbeine an den Hüften. Die am Boden schleifenden Aufschläge waren vom ständigen Darauftreten ausgefranst und schmutzig.
    Hawke lächelte Connolly voller Wohlwollen nach. Doch dann schob er die Hände in die Hosentaschen, und das Lächeln ging über in eine schmerzhafte Grimasse, als die Taschensäume die von Dschungelfäule befallenen Stellen streiften. Er sah zu, wie Connolly im Dämmer zu den Stellungen zurückging, vorbei an Mellas, der zu ihm heraufstieg. Er seufzte und begann, den Stock methodisch und sehr hart gegen einen Baumstamm zu schlagen, bis er entzweibrach. Eigentlich hatte er Lust, seine feuchten, dreckigen Klamotten abzustreifen und sich zu einer kleinen Kugel ohne Bewusstsein zusammenzurollen. Dann fiel ihm das Lied wieder ein.
    Mellas wusste, Hawke hatte ihn heraufkommen sehen, aber Hawke hatte sich umgedreht, um das kurze Stück bis zur planierten Landezone, der LZ , ohne ihn hinaufzusteigen. Er verspürte einen Anflug von Wut angesichts der Ungerechtigkeit, mit der Typen wie Hawke und Bass ihn behandelten, bloß weil sie vor ihm hierhergekommen waren. Irgendwann war jeder mal neu. Während er weiterkletterte, kam er sich vor wie ein kleiner Junge, der mit seinem älteren Bruder Schritt zu halten versucht. Er sah, wie Hawke sich der kleinen Gruppe von Marines zugesellte, die sich um Fisher und noch jemanden geschart hatten, den er als Kompanie-Gunny zu erkennen meinte: Staff Sergeant Sowieso. Gott, die Namen. Er sollte sie aufschreiben, um sie sich besser merken zu können.
    Als er, nach Atem ringend, die LZ erreichte, sah er, dass Fisher heftige Schmerzen hatte. Dieser setzte sich abwechselnd auf sein Marschgepäck, legte sich daneben auf die Seite, stand wieder auf und wiederholte das Ganze dann von vorn. Hawke erzählte gerade eine Geschichte und brachte damit alle zum Lachen außer Fisher, der jedoch tapfer lächelte. Mellas beneidete Hawke um dessen Ungezwungenheit gegenüber den Leuten. Er zögerte, wusste nicht recht, wie er seine Anwesenheit kundtun sollte. Hawke löste dieses Problem, indem er ihn zuerst begrüßte. »Hey, Mellas. Musste nur mal eben nachsehen, wie Fisher es geschafft hat, sich ohne einen Kratzer am Leib evakuieren zu lassen.« Fisher lächelte gezwungen. »Ich weiß, den Gunny kennen Sie schon, Staff Sergeant Cassidy.« Hawke zeigte auf einen Mann, den Mellas angesichts seines verwitterten Gesichts und seines Rangs auf Ende zwanzig schätzte. Cassidy hatte sich geschnitten, und aus der infizierten Wunde sickerte wässriger Eiter. Aus der blassen Hautfarbe, dem Namen und dem Hillbilly-Akzent schloss Mellas, dass er einen Redneck von schottisch-irischer Herkunft vor sich hatte.
    Cassidy nickte Mellas schlicht zu und betrachtete ihn aus schmalen blauen Augen, ein offensichtlich taxierender Blick.
    Hawke wandte sich an die anderen. »Für diejenigen, die nicht zur Ersten Herde gehören, das hier ist Lieutenant Mellas. Er ist ein Oh Three.« Nachdem man Mellas’ Bitte, ihn beim Air Wing zum

Weitere Kostenlose Bücher