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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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diesem verdammten Shortround, Pollini, er soll mit Fisher das Hemd tauschen. Er sieht aus wie Joe Shit der Lumpensammler. Und Kerwin von der Dritten Gruppe soll die Hose mit ihm tauschen.« Jacobs, der froh war, etwas zu tun zu haben, entfernte sich und sammelte die abgetragensten Kleidungsstücke der Gruppe ein, um sie durch Fishers weniger abgetragene zu ersetzen.
    Sheller kam zu Bass und Mellas zurück und senkte die Stimme. »Er wird starke Schmerzen kriegen. Ich kann ihn mit Betäubungsmitteln vollpumpen, aber ich weiß nicht, was mit seiner Blase oder mit seinen Nieren passieren wird.«
    »Tja, wir auch nicht«, sagte Bass, »aber wir waren ja auch auf keiner schicken Sanitäterschule der Navy.« Sheller sah Bass an und wollte etwas sagen, überlegte es sich dann jedoch anders. Bass ständig finsteres Gesicht, seine breiten Schultern und kräftigen Arme luden nicht gerade zu Widerworten ein.
    »Tun Sie für ihn, was Sie können«, sagte Mellas rasch, bemüht, die Spannung zwischen den beiden zu verringern. Er wandte sich an Bass. »Wollen Sie nicht endlich Ihren Roman in den Briefkasten werfen?«
    Bass lachte. Er hatte sich aufgrund eines Jahrbuchfotos in Fredricksons Cousine verliebt, die gerade das letzte Jahr der Highschool absolvierte. Er schrieb seit mehreren Tagen an einem Brief an sie, der bereits fünfzehn Seiten lang war. Die beiden gingen zu Mellas’ Unterschlupf zurück.
    »Nicht zu fassen«, sagte Mellas. »Staff-Sergeant-Anwärter Bass, der sture Hund, verknallt sich per Post.«
    »Bloß weil Sie außer Ihrer Mutter niemanden haben, an den Sie schreiben können«, schoss Bass zurück.
    Der Pfeil schmerzte. Mellas dachte an Anne und wie sie ihm in jener letzten Nacht im Bett den Rücken zugekehrt hatte. Er erinnerte sich an einen Trip nach Mexiko, den sie unternommen hatten, und wie Anne auf einem Dorfplatz geweint hatte, vollkommen überfordert von seinem Drang, auch noch den nächsten Ort zu erforschen. Verwirrt und voller Liebe hatte er sie angesehen und nicht gewusst, was er tun sollte.
    Er kroch in den Unterschlupf und kramte nach Briefpapier und einem Stift. Er beschloss, den Versuch zu machen, ihr zu schreiben. Der Brief geriet zu einem fröhlichen »Wir sind hier an einem Ort namens Matterhorn. Es geht mir gut« und so weiter. Er drückte die gummierten Ränder des Spezialumschlags aufeinander. Die Luftfeuchtigkeit im Dschungel war so hoch, dass normale Umschläge zusammenkleben würden, ehe man sie verwenden konnte, und im Sommer war Wasser so kostbar, dass man einen absoluten Widerwillen dagegen hatte, irgendetwas anzulecken.
    »Hey, Mr Mellas.« Ab und zu verwendete Bass die bei der Marine übliche offizielle Form der Anrede, um deutlich zu machen, dass Mellas immer noch Frischling war.
    Mellas konnte keinen Einwand dagegen erheben. Bass hatte völlig recht. »Ja, Sergeant Bass.«
    »Wenn der Vogel es nicht bis zu uns schafft und Fisher nicht pissen kann, was passiert dann? Läuft er einfach voll, bis er platzt?«
    »Ich weiß nicht, Sergeant Bass. So was Ähnliches, vermutlich.«
    »Scheiße, wenn man nicht pissen kann«, knurrte Bass. »Muss mal sehen, ob Skosh noch wach ist.«
    Mellas lachte nicht über das Wortspiel, das, wie er wusste, unbeabsichtigt war. Er kroch Bass hinterher in das dunkle Innere von dessen Unterschlupf, wo Bass’ achtzehnjähriger Funker Skosh Funkwache hatte. Er war so schmächtig, dass Mellas sich fragte, wie er es schaffte, bei Spähtruppunternehmen das schwere Funkgerät zu schleppen. Skosh hatte sich ein dunkelgrünes Handtuch um den Hals geschlungen und las einen Porno, der so aussah, als wäre es schon durch die Hände sämtlicher Funker des Bataillons gegangen.
    »Krieg raus, wie’s mit der Medevak aussieht«, sagte Bass. Er bewegte sich weiter nach hinten. Mellas, der ihm folgte, kroch über muffige gesteppte Ponchofutter aus Nylon, und seine Knie stießen auf harten Boden, als sie in Bass’ Gummiluftmatratze einsanken.
    Skosh gab keine Antwort, griff jedoch nach dem Handapparat und fing zu reden an. »Bravo, Bravo, Bravo – Bravo One.«
    »Hier ist Big B«, krächzte das Funkgerät. »Kommen.«
    »Wie sieht’s mit der Medevak aus? Over.«
    »Warten Sie, One.« Kurzes Schweigen trat ein. Mellas beobachtete Skosh, der wieder in seinem Buch las und dem leisen Knistern des Empfängers lauschte. Ein plötzliches Rauschen verriet, dass jemand am anderen Ende den Sprechknopf drückte. Eine neue Stimme kam über den Äther. »Bravo One, hier spricht Bravo

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