Matterhorn
Der mit seinem verschüttgegangenen Zug aus dem Zweiten Weltkrieg. Sehen Sie sich die Zahlen an, Colonel. Wir haben in der gesamten Division das günstigste Verhältnis zwischen Männern im Feld und Männern in der Etappe. Unser Bataillon ist spitze, was die Anzahl der aktiv für Gefechtsoperationen aufgewendeten Manntage angeht. Die Zahl der uns betreffenden Kongressanfragen geht gegen null. Unsere Tötungsrate steigt ständig, seit ich an Bord gekommen bin. Und glauben Sie ja nicht, die richtigen Leute bei der Division und der Dritten Amphibischen wüssten das nicht.« Blakely lachte erneut. »Wenn er eine schlechte Eignungsbeurteilung über Sie schreiben würde, würden wir ihn mithilfe der Statistik geradewegs in die Pension befördern.«
Simpson lächelte gezwungen. »Vielleicht sollte ich mir nicht so viele Gedanken machen.«
»Machen Sie sich über die Zahlen Gedanken. Darüber machen sich nämlich die Leute Gedanken, auf die es ankommt. Mulvaney ist ein Anachronismus. Äpfel und Orangen! Ach du Scheiße.«
Sie fingen beide zu lachen an.
In einem neuen Tarnanzug, bei dem die Bügelfalten noch zu sehen waren, ging Mellas mit Fracasso zu einem flachen Stück Morast, auf dem ein frei stehendes Zehnmannzelt stand. Es gab noch zwei weitere, ebenso große Zelte, jedes davon für einen der beiden anderen Züge. Damit blieben über hundert Unglückliche von geringerem Rang und Dienstalter draußen im Regen. Einige hatten sich Unterschlupfe gebaut, als wären sie noch draußen im Busch. Andere warfen einfach ihr Marschgepäck, ihre Schutzweste und ihre Waffe auf den Boden, beanspruchten ein kleines Stück nassen Lehm für sich selbst und fingen an zu trinken. Mellas wusste, die meisten würden zu betrunken oder zu bekifft sein, um sich einen Unterschlupf zu bauen, und deshalb im Regen schlafen. Betrunken oder bekifft kämen sie wenigstens dazu, sich auszuschlafen.
Mellas ging zu Hamilton, Skosh, Fredrickson und Bass hinüber. Er stellte ihnen Fracasso vor und sagte ihnen, dass er selbst zum XO aufrücken und Hawke ersetzen werde. Bass nahm die Neuigkeit mit der Gelassenheit des Berufssoldaten auf – mal wieder ein grüner Lieutenant, der eingefuchst werden musste. Mellas wusste, dass die Gruppenführer es weniger gut aufnehmen würden. Sie hatten kein Verständnis dafür, dass das Marine Corps darauf bestand, dass die höheren Ränge mit gefechtserfahrenen Offizieren besetzt waren. Sobald sie einen eingefuchst hatten, würden sie ihn am liebsten behalten.
Mellas rief: »Gruppenführer nach vorn!«, und die Jungs, von denen einige auf dem Rücken lagen und schon ziemlich hinüber waren, gaben den Befehl fröhlich in Richtung grauer Himmel weiter.
Jancowitz kam als Erster. »Ich hab gehört, Sie verlassen uns, Lieutenant«, sagte er.
»Ja.«
»Tja.« Jancowitz zögerte. »Glückwunsch zur Beförderung.«
»Das ist keine Beförderung, Janc. Ich kriege noch immer den gleichen Sold. Wahrscheinlich kriege ich auf dem Marsch ein paar Kaffeepausen mehr, aber ich werde immer noch mit euch marschieren.«
»Fänd ich in Ordnung, Sir.«
Mellas kam sich wie der letzte Dreck vor. Aber das war seine Chance, nach oben zu kommen. So früh in seiner Dienstzeit Executive Officer zu werden, verschaffte ihm reichlich Zeit, eine Kompanie zu bekommen. Mit leicht trübem Blick und einer Dose Bier in der Hand trat Connolly auf sie zu. »Wie ist der neue Lieutenant?«, fragte er in beinahe herrischem Ton.
Mellas überlegte einen Moment. Er konnte den Neuen gleich hier auflaufen lassen, wenn er das Falsche sagte. Er hatte den Ring der Naval Academy an Fracassos Finger bemerkt – ein Berufssoldat, ein Lebenslänglicher, wenn er je einen gesehen hatte. Jackson kam unmittelbar nach Connolly, ein albernes Grinsen im Gesicht. Mellas hoffte bloß, dass Jacobs so schlau war, sich nicht beim Kiffen erwischen zu lassen. Das würde Knast und zwangsläufig unehrenhafte Entlassung bedeuten.
»Gut drauf, Jake?«, fragte Mellas, bemüht, das leise Lächeln zu unterdrücken, das sich um seine Mundwinkel zeigte.
Jacobs kam sofort ein Stückchen herunter. »Z-ziemlich gut, Sir.«
Mellas musste über das ernste Gesicht von Jacobs lächeln. »Jetzt, da ich am Drücker bin, sage ich euch eins: Wenn einer von euch Komikern einen Mann verliert, weil der sich beim Kiffen erwischen lässt, dann könnt ihr euren Urlaub mit den Lebenslänglichen auf Okinawa verbringen, dafür sorge ich.«
Die Gruppe lachte.
»Wie ist denn der neue Lieutenant so?«,
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