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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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metallisches Scheppern, als er auf den Boden aus Holzplatten traf. Henry lag auf seiner Pritsche und las in einem Porno. Als er China sah, zeigte er nach ganz kurzem Zögern ein Grinsen, stand auf und durchlief das Begrüßungsritual mit ihm. Zwei von Henrys Freunden waren ebenfalls da und taten das Gleiche. Es tat gut, wieder bei den Brothers zu sein.
    Henry holte ein warmes Bier hervor und stieß mit einem Öffner zwei Löcher in die Dose. Er hob sie zu einem angedeuteten Toast und kippte den Inhalt in ungefähr fünf Sekunden hinunter. Dann setzte er sich auf seine Pritsche, griff unter seine Gummilady und zog einen kleinen Beutel mit Marihuana und einigen schon gedrehten Joints hervor. Er zündete sich einen an, nahm einen tiefen Zug und bot ihn China an.
    »Ich hab mit dem Scheiß nichts am Hut«, sagte China. Er war sich nicht ganz sicher, ob die Geste freundlich gemeint gewesen war. Er hatte mit Henry schon einmal darüber geredet, wie sich die Schwarzen selbst zu Sklaven der Drogen machten. Henry wusste, dass er mit diesem Scheiß nichts am Hut hatte.
    »Ach, Scheiße, Mann. Wann kapierst du endlich, was Sache ist? Der Scheiß macht einfach Spaß. Der schadet keinem.«
    »Ja, okay. Dann mach du ruhig.«
    Henry gab den Joint an einen seiner Mitbewohner weiter, holte eine weitere Dose Bier hervor, öffnete sie und bot sie China an. China stützte die Hände in die Hüften und senkte den Blick. Dann blickte er zu Henry auf. »Du weißt, dass ich mit dem Scheiß auch nichts am Hut habe.«
    Henry zog die Augenbrauen hoch und schaute zu den anderen hinüber. Er hielt die Dose von sich weg, legte den Kopf leicht zurück und tat so, als studierte er sie eingehend. »Was hab ich hier, China? Den Teufel in Dosen?«
    China zögerte einen Moment. Er hatte große Lust auf das Bier, wusste aber, dass die Muslim Brothers nicht tranken. Andererseits ließen sie sich aber auch nicht in einem heißen Dschungel den Arsch wegballern. Er wusste auch, dass er zu seinen erklärten Idealen stehen musste. »Hast du vielleicht ’ne Limo oder so was?«, fragte er so beiläufig wie möglich.
    Henry kippte die zweite Dose Bier hinunter, dann trat er ans Ende seiner Koje und zog einen ganzen Kasten Coca-Cola hervor. Er machte eine Dose auf und reichte sie grinsend China. »Ich hab alles, Brother.«
    China nahm sie und setzte sich Henry gegenüber auf die Pritsche, den schweren Seesack auf dem Boden zwischen seinen Füßen. Er trank die warme Cola. Es schmeckte nach dem Sommer zu Hause. Der Joint wurde so weit aufgeraucht, dass man ihn nicht mehr halten konnte, und einer von Henrys Freunden klemmte ihn in einen silbernen Roach Clip. Henry bekam den letzten vollen Zug, bevor nichts mehr übrig war.
    Sie plauderten, tauschten Informationen aus, welcher Brother es nach Hause geschafft hatte und welcher nicht. Dann fixierte Henry Chinas Augen, ein Signal. »Hat Parker wirklich versucht, dieses rassistische Schwein kaltzumachen?«
    China zögerte. »Glaub schon.«
    Henry schnaubte. »Zu blöd, dass er’s vermasselt hat.«
    Allgemeines Nicken und zustimmendes Gemurmel.
    China sah nicht die Szene im Zelt vor sich, sondern Parker, wie er im Dunkeln aus dem Lager getragen wurde, das Gesicht schweißgebadet und Angst in den Augen. Sie hatten die Fäuste aneinandergetippt, und er hatte beruhigend Parkers Hand umfasst. Damals hatte er Parker zum letzten Mal gesehen. Er kehrte in die Gegenwart zurück. »Ich glaub, der Gunny muss was gemerkt haben. Er sagt, das wär alles Quatsch.«
    »Von wegen Quatsch!«
    »Ja.« China wusste nicht, was er mit seiner leeren Dose machen sollte. »Ja, von wegen Quatsch!« Er griff nach dem Seesack und löste den Schultergurt, der ihn zugleich verschloss. »Aber ich hab hier was, das ist kein Quatsch.« Er holte das Gehäuse eines M 60 -Maschinengewehrs hervor. Dann holte er das Griffstück hervor, baute beides rasch zusammen und reichte es dem Brother neben ihm. Dann zog er ein AK 47 hervor und tat das Gleiche. Dann zog er eine 45 er Pistole hervor und reichte sie Henry. Dann zog er ein zweites AK 47 hervor. Er lächelte. »Für die Brothers zu Hause.«
    Henry zog das Verschlussstück der 45 er zurück und schaute durch den Lauf. Seine beiden Freunde beschäftigten sich auf ähnliche Weise mit den AK 47 , die in der Etappe selten waren.
    Henry lächelte fast traurig. »Wo hast du den Scheiß her, China?«, fragte er.
    »Wir haben ein riesiges Munitionsversteck hochgejagt. Seither tragen ich und ein paar von den

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