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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Dummkopf, so viel stand fest. »Glückwunsch übrigens auch zu Ihrer Beförderung.«
    »Scheiße, ich hab meine Zeit im Busch abgerissen.« Hawke hörte sich leicht verschnupft an.
    »Hab ja nicht das Gegenteil behauptet, Ted.« Mellas trank sein Bier aus. Cassidy gab ihm mit leichtem Augenzwinkern ein weiteres. »Danke, Gunny«, sagte Mellas.
    »Na los«, sagte Hawke zu Fitch, »erzähl ihm besser auch noch den Rest, bevor er nicht mehr klar denken kann.«
    »Den Rest?«
    »Wir haben Bald Eagle und Sparrow Hawke aufgedrückt gekriegt«, sagte Fitch.
    »Ist das so was wie Batman und Robin?«
    Fitch lächelte und sah zu, wie Mellas einen weiteren kräftigen Schluck nahm. »Es ist der Codename für eine Kompanie Marines, die am Landeplatz steht. Wenn jemand in die Scheiße gerät, werden wir dort abgesetzt, um die Situation ›auszunutzen‹.«
    »Das meinen Sie nicht ernst«, sagte Mellas ganz leise.
    Fitchs Gesichtsausdruck besagte, dass er es sehr wohl ernst meinte.
    Mellas’ Zähne waren so fest zusammengebissen, dass er fürchtete, sie könnten zerbrechen. »Scheiße, meine Männer können nicht mehr laufen«, sagte er. Ich kann nicht mehr laufen.« Er versetzte seinem Marschgepäck vor lauter Frust einen Tritt. Der Boden schwankte unter ihm.
    Man hörte das Geräusch, mit dem ein weiteres Bier geöffnet wurde, und Cassidy ließ die Dose über den Tisch zu Mellas schlittern.
    »Trinken Sie noch ein Bier, Lieutenant. Das macht es leichter.«
    Mellas senkte den Blick auf das Bier und sah zu, wie langsam Schaum auf die Tischplatte quoll. Er fühlte sich unendlich müde. »Kriegen die Männer auch reichlich Bier?«, fragte er.
    »Klar«, antwortete Hawke. »Dafür können Sie sich bei Gunny Cassidy bedanken. Er hat von seinem eigenen Geld ein paar Kisten für jede Gruppe gekauft.«
    Mellas war von der Geste bewegt. »Danke, Gunny«, sagte er.
    Cassidy gab einen Knurrlaut von sich. »Geht nicht, dass die Jungs kein Bier kriegen. Wenn man alt genug ist, um einen Menschen zu töten, ist man auch alt genug zum Trinken.«
    Mellas kippte die Dose hinunter. »Und wie lange müssen wir Bald Eagle spielen?«
    Fitch zuckte die Schultern. »Lässt sich nicht sagen. Bis das Regiment uns woanders braucht oder sie uns direkt in der Scheiße absetzen. Der Colonel meint, das würde uns eine Ruhepause verschaffen.«
    Mellas hatte große Lust, Fitch zu fragen, wie man es als Ruhepause bezeichnen könne, wenn die Kompanie am Rand einer LZ hockte und darauf wartete, dass irgendein Fettarsch den Zauberknopf drückte und sie mitten in irgendeine Scheiße beförderte. Aber er beschloss, sich nicht die Mühe zu machen. Was er mehr als alles andere wollte, war duschen. »Gibt’s hier saubere Klamotten?«, fragte er. Cassidy deutete auf eine Reihe offener Kisten, die an den Zeltwänden gestapelt waren. Das Zelt um Mellas herum schien zu wanken, als er in Richtung der Kleiderkisten ging.
    »Ist der Boden ein bisschen rutschig, Lieutenant?«, fragte Cassidy hinterhältig.
    »Von wegen, abgefüllt haben Sie mich«, sagte Mellas. Er brauchte einen Moment, um Cassidy ausfindig zu machen. »Meine Fresse.« Er streifte sich die alten Kleider ab, ohne sich die Mühe zu machen, auch seine Stiefel auszuziehen. Nach einem kurzem Blick auf seine grüne Unterhose warf er sie zusammen mit den Bierdosen in den Müll. Mit nichts als seiner Hundemarke auf der fahlen Haut stand er einen Moment lang nackt vor den anderen. Ihn bestürzte, wie verletzlich sein Körper war.
    Cassidy warf ihm einen neuen Tarnanzug zu. Er fühlte sich steif und schwer an, und das Tarnmuster wirkte sonderbar hell im Vergleich mit dem Anzug, der zu seinen Füßen auf dem Boden lag. Er zog die Hose an, ohne sich mit Unterwäsche aufzuhalten. Er wunderte sich darüber, wie schmal seine Taille geworden war, wie stark seine Rippen hervortraten.
    »Ach so, und Mellas«, sagte Fitch, »wir brauchen einen Mann aus dem Ersten Zug zum Messedienst für die nächsten zwei Wochen.«
    »Gott sei Dank«, sagte Mellas. »Sie können Shortround haben, ehe er jemanden umbringt.« Er wandte sich an Fracasso. »Kommen Sie, Frikassee oder was für einen komischen Spaghetti-Namen Sie sonst haben, ich stelle Sie Ihrem Zug vor.«
    Simpsons Hände zitterten immer noch, als er sich ein weiteres Glas Bourbon eingoss und Blakely erzählte, was vorgefallen war. Blakely lachte verächtlich. »Natürlich hat er Ihnen gesagt, dass das inoffiziell ist. Er wird doch seinen Stern nicht riskieren. Jetzt nicht mehr.

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