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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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er auch Ja sagen. China wusste, wann er ein Thema fallen lassen musste.
    Er betrachtete die Waffen und fragte sich, was er damit anfangen sollte. Henry schaltete sich ein und half ihm aus der Klemme. »Hey, Mann. Es ist cool. Alles cool. Du lässt den Scheiß einfach bei uns, und wenn das nächste Mal einer von den Brothers nach Da Nang kommt, tauschen wir’s bei den Jungs von der Navy und der Air Force gegen gutes Zeug ein, und was wir dafür kriegen, heben wir für dich auf, bis du das nächste Mal aus dem Busch kommst. Hast du gut gemacht, Brother. Gibst dir echt Mühe.«
    Henrys gönnerhafter Ton verstärkte die Demütigung noch. China gab sich cool. »Ja. Okay. Ich muss jetzt zurück, kann nicht so lang wegbleiben.« Er wandte sich an Henrys Freunde und durchlief das Grußritual mit ihnen. »Ihr Brothers bleibt cool, okay?«
    »Ja. Klar doch. Du aber auch, Mann.«
    China schlüpfte aus dem Zelt in die warme Dunkelheit. Er wusste, er hatte in vieler Hinsicht eine schwere Niederlage erlitten, und zwar nicht nur seine eigene.
    »Sind Sie ein Lebenslänglicher, Lieutenant Fracasso?«, fragte Jancowitz mit trübem Blick. Inzwischen war es weit nach Mitternacht, und die Sauferei dauerte schon Stunden.
    Fracasso fühlte sich unwohl. Sich gleich am ersten Abend mit den Männern zu besaufen, entsprach nicht dem, was er von der Übernahme seines Kommandos als neuer Lieutenant erwartet hatte. »Was glauben Sie denn, Corporal Jancowitz?«, erwiderte er.
    »Scheiße, Lieutenant. Ich hab keine Ahnung. Nennen Sie mich Janc.« Jancowitz hielt kurz inne, und Mellas konnte die Gedanken in seinem Kopf beinahe kreisen sehen, wie er das Bier in der Dose kreisen ließ.
    »Ich mag das Marine Corps«, antwortete Fracasso mit Bedacht. »Und im Augenblick denke ich, dass ich dabeibleibe.«
    »Verdammt noch mal, Sir«, dröhnte Bass. »Höchste Zeit, dass wir mal einen halbwegs vernünftigen Lieutenant kriegen.« Bass hickste genau im richtigen Augenblick und brachte damit alle zum Lachen.
    »Manche Lebenslänglichen sind okay«, sagte Jancowitz mit Entschiedenheit, »und manche nicht.«
    »So ist das«, sagte Fredrickson. »Darauf trinke ich.«
    »Scheiße, und ob du darauf trinkst, du dämlicher Squid«, gab Jancowitz zurück.
    »Ich hab gesagt, dass ich’s tu, also tu ich’s auch, du blöder Hund.«
    »Und ich hab gesagt, und ob. Ach, Mann, du bist ein guter Squid.« Jancowitz drehte sich um, lächelte alle an und fiel bewusstlos hintenüber.
    »Sehen Sie, Sir?«, sagte Bass. »Kein Stehvermögen wie wir Lebenslänglichen.«
    »Offenbar nicht, Sergeant Bass«, sagte Fracasso. Er lächelte verlegen.
    Einen Moment verharrten sie in bierseligem Schweigen. Dann wurde die Stille von einem tierhaften Schrei durchbrochen.
    »Beschissenes weißes Drogenfahnder-Arschloch. Ich bring ihn um. Ich bring ihn um!«
    Eine der Gruppen vor dem großen Zelt stob in heftiger Bewegung auseinander. Fracasso rannte sofort zu der Prügelei hin. Mellas war so müde, und ihm war so übel, dass er kaum auf die Füße kam, aber er schlurfte hinter Fracasso her.
    Als er den Ort des Geschehens erreichte, lag dort ein Neuer mit heftig blutendem Gesicht flach auf dem Rücken. Mellas sah die Stümpfe seiner beiden abgebrochenen Vorderzähne. Vor ihm stand schwer atmend China. Er hatte einen Klappspaten in der Hand.
    »Reicht’s dir noch immer nicht mit der Scheißklopperei, China?«, schrie Jacobs. Er stürzte quer durch den kleinen Kreis auf China zu, und sie gingen beide zu Boden.
    »Er hat ein Messer, Brother. Scheiße, er hat ein Messer.«
    Mellas drängte sich zwischen den Gaffern hindurch und ließ sich mit aller Wucht auf Jacobs fallen. Er sah Cortell, dessen hohe Stirn glänzte, auf China losgehen. Beide Marines hörten unvermittelt auf, sich zu wehren.
    »Irgendwer verletzt?« Mellas atmete schwer.
    »Ach, Scheiße, Sir«, sagte Jacobs, »ich hab kein Messer.« Er öffnete die Hand, die Mellas an seinem Körper festgeklemmt hatte. Sie zeigte eine dreckverschmierte Mundharmonika. Mehrere Männer lachten.
    »Das erste Mal, dass ich von einem Angriff mit einer tödlichen Mundharmonika gehört habe«, sagte Mellas. »Habt ihr zwei euch wieder eingekriegt?«
    »Ja«, murmelte China.
    »Er hätte ihm nicht den Scheißklappspaten überziehen müssen«, sagte Jacobs.
    »Scheiß- CID «, sagte China und meinte die Criminal Investigation Division. »Der Dreckskerl verdient’s nicht weiterzuleben.«
    Mellas stand auf und half Jacobs auf die Beine.
    »Woher wollen

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