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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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sich an seinen Führungsstab zu wenden. Seine Ärmel waren ordentlich umgeschlagen, und das Silberlaub auf seinem Kragen glänzte neben der runzeligen roten Haut seines Halses. Er erinnerte Mellas an einen gereizten Gnom. Einen Gnom mit rotem Hals und dem Akzent eines Landeis aus Georgia, der auf vornehm macht.
    »Meine Herren Offiziere und Stabsunteroffiziere«, begann er. »Das Erste Bataillon bekommt endlich eine Atempause. Dann werden wir zur nächsten Operation aufbrechen. Ich kann Ihnen nicht sagen, um was für eine Operation es sich handeln wird, aber seien Sie versichert, wir werden draußen im Busch sein und entweder mit einzelnen Kompanien unserer ständigen Aufgabe nachgehen, den Feind anzugreifen, seine Nachschubwege abzuschneiden, seine Lazarette und Munitionsverstecke ausfindig zu machen, oder« – er hielt bedeutungsvoll inne – »wir werden so arbeiten, wie es sich gehört, nämlich in ganzer Bataillonsstärke, und Charlie mit einem größeren Schlag gegen seine von Norden nach Süden verlaufenden Nachschublinien gehörig einheizen.« Er hielt inne, um seine Männer anzusehen. Mellas lümmelte sich auf seinem Stuhl und kratzte an einer schorfigen Stelle an seiner Hand. Fitch schrieb etwas in sein Notizbuch. Hawke starrte mit leerem Blick vor sich hin.
    »Meine Herren«, fuhr Simpson fort. »Dank eines glücklichen Umstandes wird morgen Abend das gesamte Bataillon bis auf einen Zug, der die Brücke von Khe Gia bewacht, hier in der Basis sein. Ich habe beschlossen, dass das eine glänzende Gelegenheit ist, einen offiziellen Messeabend abzuhalten, eine Zusammenkunft der Offiziere des Bataillons zu einem Abend der Geselligkeit und Kameradschaft. Der Messeabend wird um achtzehnhundert mit Cocktails in meinen Quartier beginnen, und um neunzehnhundert werden wir uns in die Offiziersmesse verfügen, zu einem Essen, das Master Sergeant Hansen vorbereiten wird und das – da bin ich mir sicher – nichts zu wünschen übrig lassen wird.«
    Im Zelt trat Schweigen ein. Die Männer lächelten nervös. Den Stabsunteroffizieren, die nicht eingeladen waren, sah man ihr Unbehagen am deutlichsten an. Mellas wandte sich Hawke zu und riss in gespieltem Entsetzen den Mund auf. Hawke ignorierte ihn.
    Major Blakely erhob sich. »Ich bin mir sicher, dies ist für die Offiziere, die aus dem Busch kommen, und natürlich für uns alle hier ein besonderes Ereignis. Ich weiß nicht, ob die jüngeren Offiziere das wissen, aber die Tradition des Messeabends geht bis auf die Zeit der Royal Marines zurück. Dass wir einen solchen Abend veranstalten können, während wir zugleich die Intensität des Gefechts erleben, ist eine Erfahrung, die keiner von uns je vergessen wird.«
    »Das kann er laut sagen«, flüsterte Mellas mit starr geradeaus gerichtetem Blick. Er rechnete mit irgendeiner Antwort von Hawke, bekam aber keine. Hawke hatte sein Notizbuch gezückt und schrieb mit konzentriertem Gesicht etwas hinein.
    Als die Zusammenkunft beendet war, sprach Mellas ihn direkt vor dem Zelt an. »Was zum Geier ist mit Ihrem Schnurrbart passiert?«, fragte er.
    »Ist mir abgefallen. Scheiße, was glauben Sie denn?«
    »Ihren Sinn für Humor hätten Sie aber nicht gleich mit abrasieren müssen.«
    »Hören Sie, Mellas, der Scheiß-Three und der Colonel stehen nun mal nicht auf Perlen, Schnurrbärte, Hippiefrisuren und Henkersschlingen, also hat sich jeder im Bataillon rasieren müssen. Und ich gehöre zum Bataillon, wissen Sie noch?«
    Mellas konnte seine Wut auf den Colonel nicht länger unterdrücken. »Was soll der Scheiß? Die Jungs habe diese eine, kleine Möglichkeit, sich ein bisschen Stolz zu verschaffen, und diese Scheißkorinthenkacker aus der Etappe verbieten ihnen das einfach.«
    »Hören Sie zu, Sie Klugscheißer«, sagte Hawke, »wenn Sie dem Colonel und dem Three an den Karren fahren, kriegen Sie Ärger. Die sind auch so schon angepisst genug.«
    »Was haben die denn für einen Grund, angepisst zu sein?«
    »Simpson hat sich mehrmals offiziell zu den Zielen der Bravo-Kompanie geäußert. Und jedes Mal hat er wegen der Bravo-Kompanie vor der Hälfte der Offiziere des Regiments Kreide fressen müssen.«
    »Er hat doch diese dämlichen Anforderungen überhaupt erst gestellt.«
    »Das ist irrelevant, und Sie sind schlau genug, das auch zu wissen. Die Sache ist die, dass der Colonel bei der Beförderung schon einmal übergangen worden ist. Dieses Bataillon ist seine letzte Chance. Wenn er es diesmal nicht schafft, ist die

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