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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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richtige Spur zu setzen, wären sie vielleicht imstande, erheblichen Schaden anzurichten. Bis dahin mussten sie Nagoolian an Ort und Stelle festnageln. Und sie würden das Bataillon einsetzen müssen, wofür sie Mulvaneys Okay brauchten. Das würden sie nicht so einfach bekommen. Mulvaney war schon einmal dafür kritisiert worden, dass er zu aggressiv vorging, und sein Gemecker über die Operation bei Cam Lo hatte ihm bei den Oberen auch keine Pluspunkte eingebracht.
    Aber man wurde auch kritisiert, wenn man nicht aggressiv genug vorging, und das war viel schlimmer. Die Funkkladde würde eine fünfzig Mann starke Einheit auf dem Helicopter Hill ausweisen. Blakely hatte gelernt, dass jüngere Offiziere dazu neigten, die Stärke der ihnen gegenüberstehenden feindlichen Kräfte zu überschätzen, also waren vielleicht dreißig Gooks da oben. Aber der Feind war dabei, sich einzugraben, wahrscheinlich mit Maschinengewehren, und er verfügte ganz offensichtlich über Mörser. Dreißig auf dem Helicopter Hill bedeuteten mindestens siebzig oder achtzig auf dem Matterhorn. Trotzdem, mit Luftunterstützung konnte eine frische Kompanie Marines sie ohne Weiteres nehmen. Ein vager Gedanke über die Schwierigkeit von Luftunterstützung durch Starrflügler bei Monsunwolken drang ihm ins Bewusstsein, wurde aber rasch von dem Gedanken verdrängt, dass Kampfhubschrauber dorthin gelangen konnten. Schließlich hatten sie das heute schon einmal bewerkstelligt.
    Natürlich brauchten sie den Scheißberg überhaupt nicht. Sie hatten ihn ja selbst geräumt. Aber Blakely wusste, dass es bei dem Kampf nicht mehr um Gelände ging, sondern um Zermürbung. Um Verlustzahlen. Darin bestand ihr Job, und er würde ihn erledigen. Falls dort oben eine Kompanie lag, konnte ein Bataillon nicht allzu weit sein. Und wenn er dieses Bataillon mithilfe der restlichen drei Schützenkompanien und etwaiger anderer, die Mulvaney noch erübrigen konnte, an Ort und Stelle festnageln konnte, dann würden sie ihren großen Tag haben. Sie konnten die B- 52 -Bomber von Guam anfordern, die hoch über den Monsunwolken flogen, und die kleinen Scheißkerle wegputzen, ob sie sie nun sehen konnten oder nicht. Dann gäbe es endlich einmal etwas Greifbares zu berichten. Dann wäre Schluss mit der elenden Erbsenzählerei – hier ein paar getötete Feinde, dort ein paar Verwundete in den eigenen Reihen –, mit der sie sich nun schon seit Wochen beschäftigten.
    Blakely begann, Lufttransportkapazitäten und Artilleriepositionen zu berechnen. Für Unterstützung von See her – auch durch die New Jersey mit ihren großen Sechzehn-Zoll-Geschützen – befanden sie sich zu weit im Landesinneren. Es würde Zeit brauchen, die Artillerie so in Stellung zu bringen, dass sie die unbeständige Luftunterstützung wettmachte, aber sie konnten es schaffen. Das hieß, sie mussten dafür sorgen, dass Nagoolian sich nicht von der Stelle rührte, während sie Artillerie verlegten – falls sie Mulvaney dazu brachten, dass er mitspielte.
    Er kehrte in die Gegenwart der Einsatzzentrale zurück. Ihm war bewusst, dass Simpson zum Handeln bereit war, mehr aber auch nicht. »Sir, bevor wir zu Mulvaney gehen, sollten wir vielleicht in Ansätzen einen Plan ausarbeiten«, sagte Blakely. »Die Sache könnte sich zu einer Angelegenheit ausweiten, die nicht mehr nur das Bataillon betrifft, wenn Ihre Ahnungen bezüglich der Gooks sich als richtig erweisen.«
    »Ja, bei Gott, Sie haben recht.«
    Die beiden verließen die Einsatzzentrale und gingen hinüber zu Simpsons Zelt. Simpson griff nach einer Flasche Wild Turkey und goss sich ein Glas ein. »Das könnte sich zu einer richtig großen Sache entwickeln«, sagte er lächelnd, bemüht, sich die Nervosität nicht anmerken zu lassen. Er holte ein Glas für Blakely, aber Blakely lehnte ab. Simpson fühlte sich plötzlich verlegen. Er hatte eigentlich gar nicht an den Alkohol gedacht; es kam ihm ganz selbstverständlich vor, jemandem einen Drink anzubieten. Jetzt wusste er nicht, ob er das Glas, das er sich eingegossen hatte, auch trinken sollte. Gott, er konnte sich doch nicht einen Drink genehmigen – wo eine Kompanie gerade Feindkontakt gehabt hatte und vielleicht im Begriff stand, zum Angriff überzugehen. Er stellte die Flasche weg, bedachte das auf dem Tisch stehende Glas mit einem kurzen Blick, ignorierte es dann und ging zur Karte hinüber. »Wir müssen ein paar Geschützbatterien verlegen, wenn wir es dort mit größeren Kräften zu tun haben«,

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