Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
mit ihm reden wollte.
    Hawke fuhr fort, Sichtungen von Flugbeobachtern und Sensordaten in der Landkarte einzutragen. Sie gefielen ihm gar nicht. Zu viel Aktivität genau dort, wo der Colonel sie haben wollte, genau dort, wo die Bravo-Kompanie stand.
    Simpson fragte: »Sie sagen, Sie können sie sehen? Over.«
    »Wir haben unseren Foxtrott Oscar einen Baum raufgeschickt, um Artillerie anzufordern, und er sagt, sie graben sich auf dem Helicopter Hill ein. Das Matterhorn ist von Wolken verdeckt. Dort können wir überhaupt nichts sehen.« Es gab eine kurze, von Hintergrundrauschen erfüllte Unterbrechung. »Sweet Alice hat mir gesagt, sie liegen wahrscheinlich gut verschanzt in unseren alten Bunkern auf dem Matterhorn. Over.«
    Hawke schaute, ob Blakely und Simpson irgendeine Reaktion auf Fitchs Äußerung zeigten. Anzumerken war ihnen nichts.
    »Sie haben ihre Kräfte aufgeteilt.« Erregt wandte sich Simpson an Blakely. »Ich finde, wir sollten die Situation ausnutzen.«
    Blakely griff zum Handapparat. »Bravo Six, hier ist Big John Three. Auf welche Stärke schätzen Sie den Feind? Over.«
    »Wie gesagt, der Oscar-Typ von Sweet Alice hat mir gesagt, er glaubt, ungefähr eine Kompanie. Auf dem Helicopter Hill können wir nur ungefähr fünfzig sehen, aber auf dem Matterhorn muss es mindestens doppelt so viele geben, bloß um die Umzäunung komplett zu besetzen. Außerdem kommen die Mörsergranaten in Sechsergruppen. Over.«
    »Ich will wissen, wie viele Sie sehen, Bravo Six«, antwortete Blakely. »Nicht, wie viele Sie vermuten. Over.«
    »Fünfzig«, lautete Fitchs knappe Antwort. Die Sprechtaste wurde losgelassen, dann wieder gedrückt. Fitchs Stimme war beherrscht und ohne Betonung. »Sir, einer meiner O-Leute war da unten oft auf Spähtrupp, und er sagt, wir haben – von Comiskey Park ausgehend – eine gute Lima Zulu bei zwo Komma zwo hoch und eins Komma sieben links.« Fitch nannte ihnen die Lage einer Landezone und verwendete dabei den Funkcode des Tages. »Wir können dorthin marschieren, sie liegt unterhalb der Wolkenschicht, und rauskommen, ohne dass die Flieger viel Mörserfeuer von Matterhorn oder Helicopter Hill abkriegen. Over.«
    »Warten Sie, Bravo Six.« Blakely wandte sich an Simpson. »Haben Sie irgendwas davon gesagt, sie ausfliegen zu lassen, Sir?«
    »Scheiße, nein. Doch nicht jetzt, wo die Gooks mit eingezogenem Schwanz dastehen und ich ihnen mit drei Kompanien so richtig einheizen kann.«
    Hawke hörte auf, Markierungen auf die Karte zu setzen.
    »Bravo Six, hier ist Big John Three. Unternehmen Sie vorläufig nichts. Ich möchte, dass Sie an Ihrem derzeitigen Standort warten, bis Sie einen Ergänzungsbefehl von uns erhalten. Haben Sie verstanden? Over.«
    »Roger, verstanden, Big John Three. Bravo Six out.«
    Blakely ging rasch zur Karte hinüber. Simpson folgte ihm. Während sie davor standen und sie betrachteten, waren sie sich bewusst, dass alle Blicke auf ihnen ruhten.
    »Wir haben es mit einer Einheit von Zugstärke, vielleicht größer, zu tun«, sagte Blakely. »Wir haben eine frische Kompanie Marines, die das feindliche Gebiet wie ihre Westentasche kennen. Und fast ein ganzes Bataillon in Reserve.«
    »Ich hab gewusst, dass die Mistkerle da sind«, sagte Simpson. »Keiner wollte auf mich hören. Ich gebe der Bravo-Kompanie den Befehl zum Angriff. Wir sollten sofort zu Mulvaney gehen und uns das bestätigen lassen. Ich wette, er wird die bittere Pille schlucken.« Simpson lachte, berauscht von seinem Erfolg.
    Blakely erkannte, dass sich hier eine Gelegenheit bot. Er wusste, ihnen blieb nur wenig Zeit, bis der Feind seine Stellung auf den beiden Anhöhen gefestigt hatte, aber ihm war auch klar, dass Fitch seine Verwundeten nicht ohne Schutz zurücklassen konnte und dass seine Angriffskraft dadurch geschwächt würde. Wenn da oben, wie Fitch vermutete, eine Kompanie lag, wäre es dumm, sie anzugreifen. Sie hatten nicht den Vorteil des Überraschungsmoments, keine lokale Überlegenheit und, da sämtliche Geschützbatterien wegen der Operation bei Cam Lo abgezogen worden waren, auch keine ernst zu nehmende Feuerkraft. Ein paar Batterien entsprechend zurückzuverlegen würde Zeit brauchen, aber damit hätten die anderen Bataillone natürlich weniger Unterstützung, weshalb das ohne Mulvaneys Zustimmung nicht geschehen würde.
    Andererseits war es seit Monaten das erste Mal, dass sie tatsächlich wussten, wo eine ziemlich große feindliche Einheit stand. Wenn es ihm gelang, Simpson auf die

Weitere Kostenlose Bücher