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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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unterstützen. Sobald Bravo im Gefecht steht, ist das genau die Situation, die Mulvaney braucht, um in die Hufe zu kommen: ein Haufen Marines, die wie der Teufel kämpfen, und ein Haufen Marines, die darauf warten loszuziehen, um ihnen zu helfen. Sonst lässt er wahrscheinlich die Finger davon und macht sich weiter Sorgen um die Sicherung seiner Scheißfeuerunterstützungsbasen. Er ist immer noch in Korea und erobert Berge. In diesem Krieg kommt es aber auf Zermürbung an. Auf Gelände ist geschissen.«
    Simpson spürte das beklemmende Frösteln, das Menschen überkommt, wenn sie vor Entscheidungen stehen, von denen sie wissen, dass sie die Erfüllung oder die Zerstörung ihrer Träume und Ambitionen bedeuten können. Er ging hin und her. Er schaute immer wieder auf die Karte. Er brauchte etwas zu trinken, wusste aber, dass er vor Blakely nichts trinken konnte.
    »Sir, die Sensordaten bestätigen, was Sie die ganze Zeit vermutet haben. Ihr Fall ist wasserdicht.«
    »Verdammt noch mal, Blakely, lassen Sie mich nachdenken.«
    Blakely schwieg.
    Nach ungefähr drei Minuten beugte sich Simpson vor, die Knöchel auf die Sperrholzplatte des Tisches gestemmt, und blickte zu Blakely auf. »Also gut, bei Gott, wir machen es.« Seine Augen glänzten vor Erregung. Dann griff er nach dem Glas.
    Nachdem sie die Entscheidung zum Angriff getroffen hatten, beschäftigte Blakely und Simpson die Sorge, dass es übereilt sein könnte, Bravo sofort ins Gefecht zu schicken. Die Verwundeten zu einer sicheren LZ zu transportieren, würde einen Zug erfordern. Damit blieben für einen Angriff nur zwei Züge, was im Fall eines Fehlschlags schlecht aussehen würde. Sie konnten natürlich auch das Risiko eingehen, die Verwundeten nur von einer Gruppe bewachen zu lassen, aber wenn die Gruppe überwältigt wurde, wäre das angesichts der Erkenntnisse von Sweet Alice, dass in dem Gebiet eine Kompanie operierte, noch schwerer zu erklären. Wenn sie versuchten, die Verwundeten evakuieren zu lassen, riskierten sie den Verlust eines Hubschraubers, was ebenfalls einen schlechten Eindruck machen würde. Sie wussten beide, dass Wagemut etwas für Leute wie Stonewall Jackson und George Patton gewesen war, dass es sich hier jedoch um eine andere Art von Krieg handelte. Sie gingen auf Nummer sicher.
    Der erste Ergänzungsbefehl wies Fitch an, einen Zug mit den Verwundeten zur LZ zu schicken. Fitch schickte Mellas mit Fracasso, der nervös war, nachdem er an seinem ersten Tag als Zugführer eine Landung unter Beschuss mitgemacht hatte. Mellas marschierte zusammen mit Bass am hinteren Ende mit, quatschte die ganze Zeit herum, war froh, wieder bei seinem alten Zug zu sein. Er vermerkte mit Genugtuung, wie Fracasso den Zug zur LZ führte, die Evakuierungen bewerkstelligte und den Zug dann auf einer anderen Route zurückführte, um sich dem Rest der Kompanie anzuschließen, die mittlerweile eine Position näher am Höhenzug eingenommen hatte. Dort hatte Fitch sie auf einer kleinen Bodenerhebung, fünfzig Meter innerhalb der schützenden Deckung des Dschungels, in Stellung gebracht. Der Dschungel reichte bis an einen breiten Abschnitt Elefantengras unmittelbar am Fuß der Aufstiegswege zum Matterhorn heran.
    Das alles dauerte bis zum Einbruch der Nacht, wodurch die NVA -Einheit reichlich Zeit bekam, sich auf Helicopter Hill einzugraben.
    Der zweite Ergänzungsbefehl kam in der Abenddämmerung. Lange bevor Relsnik mit der Entschlüsselung fertig wurde, war offensichtlich, dass ein Angriff befohlen wurde.
    Goodwin kam auf die Befehlsstandsgruppe zugeschlendert. Er aß dabei eine Dose Spaghetti mit Fleischklößen, gemischt mit einem Päckchen Wyler’s-Brausepulver. »Was ist los, Jack?«, fragte er Fitch.
    »Wir werden bei Tagesanbruch den Berg nehmen.«
    »Das Matterhorn?«
    »Nein. Helicopter Hill.«
    Goodwin stieß einen Pfiff aus. »Genau wie im Kino«, sagte er.
    »Wollen wir’s hoffen«, erwiderte Fitch und entfaltete seine Karte.
    Während er Matterhorn und Helicopter Hill mit den Augen des Angreifers betrachtete, fragte sich Mellas, wovor er sich eigentlich gefürchtet hatte, als er den Berg verteidigt hatte. Steile Ausläufer, unterbrochen von dicht mit Dschungel bewachsenen Schluchten, führten zum Gipfel. Um beim Vormarsch Kontakt miteinander zu halten, würden sie sich in Schützenreihe bewegen müssen. Doch die gesamte Kompanie in Schützenreihe vorrücken zu lassen, würde Stunden dauern und sie außerdem einem Mörserangriff, möglicherweise auch

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