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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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kamen sie nicht wieder.
    Fitchs tonlose Stimme kam über die Kompaniefrequenz. »Das war’s. Das Wetter spielt nicht mehr mit. Es war noch eine zweite Staffel vorgesehen, aber Big John sagt, die kann nicht fliegen. Bei dem Wetter ist das zu gefährlich.«
    Kurzes Schweigen trat ein.
    »Zu gefährlich«, sagte Mellas, an niemanden gewandt.
    Fitch meldete sich erneut. »Okay, das war’s. Keine Luftunterstützung mehr. Die Show ist vorbei. Auf geht’s. Over.«
    »Bravo One, Roger«, sagte Mellas und gab Jackson den Handapparat. Goodwin meldete sich ab, und gleich darauf auch Hawke.
    Und dann stand Mellas auf.
    Seine Hände zitterten. Das Blut pochte ihm so kräftig im Hals, dass jeder Herzschlag schmerzte. Seine Oberschenkel fühlten sich zu schwach an, um seine Knie am Einknicken zu hindern. In seinen leeren Eingeweiden wühlte noch immer das Verlangen, wässrigen Kot auszuscheiden. Er gab das Zeichen und trat vor in die Nacktheit des Hangs. Die anderen kamen in einer langen, wackeligen Reihe unter den Bäumen hervor und gingen mit ihm.

Kapitel 18
    D ie lange Reihe von Marines bewegte sich schweigend vorwärts, zerriss und krümmte sich auf dem öden Gelände, wand sich um zersplitterte Baumstümpfe und formierte sich neu. Der Atem der Männer wurde mühsamer, während sie den steilen Hang hinaufstiegen.
    »Immer weitergehen«, sagte sich Mellas. »Nicht rennen. Immer weitergehen.«
    Zwanzig Meter. Er warf einen kurzen Blick nach hinten, um festzustellen, ob es Nachzügler gab. Der Dschungel hinter den Marines sah bereits wieder undurchdringlich aus, wie üblich. Fünfundzwanzig Meter. Einer stolperte kurz und kippte nach vorn. Er fing sich wieder. Die Reihe bewegte sich nach oben. Achtundzwanzig Meter. Vielleicht war da oben ja gar niemand. Dreißig Meter. Nur die Atemgeräusche waren zu hören, während sie den Berg hinaufgingen.
    Die Bunker wirkten, als lägen sie kilometerhoch über ihnen.
    Mellas rutschte ein Stück nach hinten, fing sich aber wieder. Er dachte immer noch: Immer weitergehen. Keine Panik. Vielleicht ist da gar niemand. Nicht rennen. Spar deine Kräfte, bis du sie brauchst. Vielleicht ist da gar niemand.
    Die Anspannung glich einem Ballon, der bis zum Platzen gefüllt wird. Mit jedem Schritt wurde mehr Luft hineingepresst. Bis der strapazierte Gummi riss.
    Aus den Bunkern blitzte es auf, und der Boden um die Marines schien zum Leben zu erwachen. Die Luft wurde von Kugeln und dem Hämmern von AK 47 , SKS -Gewehren und RPD - MG s Kaliber 7 . 62 aus russischer Produktion zerrissen. Sofort gab Fitch der Delta-Kompanie auf dem Helicopter Hill das Zeichen zur Feuereröffnung. Ein ohrenbetäubendes Dröhnen ertönte, als die Delta-Kompanie einen Kugelhagel über die Köpfe der vorrückenden Marines der Bravo-Kompanie hinwegregnen ließ. Mellas hörte die Kugeln über seinen Kopf pfeifen und peitschen und sah sie überall entlang der Linie von Bunkern einschlagen. Adrenalin durchströmte ihn. Dann drangen ihm die Schreie derer ins Bewusstsein, die getroffen wurden.
    Mellas versuchte, das Dröhnen zu übertönen: »Bewegung, verdammt noch mal. Bewegung!« Er arbeitete sich vorwärts, links von ihm mühte sich Jackson. Eine MG -Salve schlug vor ihnen in den Morast ein, und sie warfen sich beide zu Boden und krallten sich hinter einen Baumstamm. Aus dem Augenwinkel sah Mellas, wie Robertson in einem Granattrichter Deckung nahm. Einer aus Robertsons Gruppe jedoch blieb mit wild zuckenden Gliedmaßen auf der Erde hinter ihm zurück. Ein anderer Marine packte ihn an den Beinen und versuchte, ihn in Sicherheit zu ziehen, doch die näher kommenden MG -Kugeln mähten ihn nieder. Er hielt sich den Bauch und krümmte sich in Fötushaltung zusammen. Dann lag er still.
    Mellas hob den Kopf über den Baumstamm, um weiter vorzurücken. Kugeln schleuderten ihm Dreck und Steinsplitter ins Gesicht und peitschten und pfiffen über seinen Kopf hinweg. Er drückte das Gesicht in den Boden. Weiterzugehen wäre Selbstmord.
    Der Angriff war, kaum begonnen, vollständig zum Erliegen gekommen.
    Einer von den Neuen aus Robertsons Gruppe flitzte aus der Deckung und versuchte die beiden zu erreichen, die vor ihm lagen. Er wurde durch die Brust geschossen. Jacobs stürzte auf ihn zu, und Mellas schrie nach einem Sanitäter. Doc Fredrickson kam über ein Stück offenes Gelände gerannt und hechtete in den Schutz des Baumstamms, während Jacobs den Verwundeten dahinter in Sicherheit brachte. Die gesamte Ereignisfolge hatte etwa fünf

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