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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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das Matterhorn, in den süßlichen, übelkeiterregenden Qualm der Artillerie gehüllt. Mellas konnte die großen Lücken sehen, die während und nach ihrem vorherigen Angriff in den Stacheldrahtverhau gerissen worden waren. Er konnte auch die ehemaligen Bunker des Ersten Zugs sehen. Er ließ den Zug knapp vor dem Rand des Dschungels zu einer langen Linie ausschwärmen und forderte Goodwin über Funk auf, Anschluss herzustellen. Als Goodwin meldete, dass er Kontakt mit Mellas’ rechter Flanke hatte, funkte Mellas Fitch an. Er sagte ihm, dass sie die Ablauflinie erreicht hatten.
    Die Gewehre vor sich, lagen die Männer schwitzend auf dem Boden, einige tranken in nervösen Schlucken Wasser und Kool-Aid aus ihren Feldflaschen. Sie hörten die Hubschrauber, mit denen der Rest der Delta-Kompanie einflog und die nur auf vereinzeltes Gewehrfeuer trafen. Trotzdem verspürte Mellas Angst. Bang betrachtete er den Berg. Gegen die befestigten Stellungen waren die Geschütze und Mörser wirkungslos geblieben. Gute Arbeit, diese Bunker, dachte er reuevoll. Nun hing alles davon ab, ob Starrflügler sie mit Napalm und 250 -Pfund-Bomben oder vielleicht sogar 500 -Pfund-Bomben ausschalten konnten.
    Sie warteten. Nichts geschah. Mellas wurde von seiner Angst überwältigt und griff nach dem Handapparat. »Bravo Six, hier ist Bravo Five. Wo bleiben die Scheißflieger mit ihren Snake Eyes? Over.«
    »Sind angeblich schon unterwegs. Sie haben Probleme mit dem Wetter. Können den Scheißberg nicht sehen und sind so schnell, dass sie nicht riskieren können, tiefer anzufliegen.«
    »Scheiße«, flüsterte Jackson.
    Mellas funkte Hamilton an, der sich westlich gehalten hatte, um seine Gruppe in eine Position zu bringen, in der sie NVA -Verstärkungen aufhalten oder NVA -Truppen, die sich vom Matterhorn zurückzogen, ausschalten konnte. Er kam furchtbar langsam vorwärts. »Drückt mal ein bisschen auf die Tube«, sagte Mellas wütend.
    Hamilton meldete sich ab.
    Mellas lag dicht bei Jacobs und Jackson. Sie warteten. Mellas verspürte wieder den Drang zu scheißen. Seine Eingeweide fühlten sich an, als wären sie voller nasser Papiertaschentücher.
    Jackson spürte, wie ihm das Funkgerät die Brust in die Erde drückte. Das erschwerte ihm zwar das Atmen, doch zugleich tat es gut, so dicht an den Boden gepresst zu werden. Ein seltsames Insekt krabbelte vor seiner Nase vorbei. Ihm kam der Gedanke, dass die Ereignisse des Tages in der Welt des Insekts unbemerkt bleiben würden. Im Geist kehrte er in die zivile Welt zurück, zu seiner Familie, seinem Viertel in Cleveland. Wie er seinem Dad das Mittagessen zu Moe’s Tire and Retread brachte. Wie seine Mutter mit den Kunden scherzte, während sie ihnen in Billie’s Cut and Perm die Haare frisierte. Wie das Insekt lebten auch sie in einer ganz eigenen Welt.
    Erneut fragte Mellas bei Hamilton nach. Dieser war noch mehrere Hundert Meter von seinem Ziel entfernt. Mellas war aufgebracht, was er Hamilton nicht verschwieg. Er rief erneut Fitch. »Verdammt nochmal, wo bleiben unsere Scheißflugzeuge?«
    »Das weiß ich nicht, Five. Out«, sagte Fitch kurz angebunden.
    Mellas robbte rückwärts. Jackson folgte ihm. Sie bewegten sich tief kriechend hinter der langen Reihe von Marines entlang. »Wir warten auf die Snake Eyes«, sagte Mellas immer wieder, während er die Männer an der Schulter berührte. »Wir warten auf die Flieger. Die fackeln den Hügel mit Napalm ab.« Die Männer beruhigten sich ein wenig.
    Er und Jackson erreichten Cortell. Dieser blickte zu Mellas auf. »Ich bin verrückt, Lieutenant. Ein verrückter, schwachsinniger Baumwollpflücker.«
    »Das denk ich auch«, sagte Rider grinsend.
    »Hey, Mann«, erwiderte Cortell, »für das Denken bin hier ich zuständig. Dass du Gruppenführer bist, ist dir wohl zu Kopf gestiegen.«
    Rider lächelte und zuckte die Schultern.
    Jackson kniete sich neben Cortell, und die beiden führten die Fäuste zum Begrüßungsritual zusammen und sahen einander ernst an.
    »Hey, Brother, wir sind hier in einem echten Albtraum«, sagte Jackson schließlich.
    »Vertrau auf Jesus«, sagte Cortell. Beide wussten, dass das vielleicht die letzten Worte waren, die sie miteinander wechselten. »Aber halt auch dein Scheißgewehr aus dem Dreck raus.« Wieder führten sie die Hände zusammen, dann drehte sich Jackson um und folgte Mellas die Linie entlang.
    Sie kehrten zu ihrem Ausgangspunkt neben Jacobs zurück. Auf dem Berg herrschte Totenstille. Kein Lüftchen regte

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