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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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guten Marine. Noch drei Tage, und er wäre von diesem Scheißort wegversetzt worden. Und irgendwelche Arschlöcher haben ihn krankenhausreif geschlagen, weil er zufällig Wachdienst hatte. Ein paar richtig tapfere Helden.«
    China blieb cool. Connolly und Campion wechselten einen Blick.
    »Eine Granate ohne Zünder wurde in die Unterkunft des Colonels geworfen. Daran befestigt war die Personalliste der Bravo-Kompanie.« Er hielt kurz inne. »Mit gewissen Veränderungen.«
    »Was denn zum Beispiel, Gunny?«, fragte Connolly.
    Cassidy sah immer noch China an. »Zum Beispiel, dass die Namen derjenigen, die für ihr Land gestorben sind, durchgestrichen sind und daneben das Wort ›ermordet‹ steht.«
    »Sie glauben, das war jemand von der Bravo-Kompanie, Gunny?«, fragte China mit großen Augen.
    Cassidy hasste China, bewunderte zugleich aber dessen Kaltschnäuzigkeit. »Ich glaube gar nichts«, sagte er. »Ich habe Befehl, sämtliche Granaten, Schusswaffen, Claymore-Minen, einfach alles einzusammeln. Ich will sie genau hier nach Zügen geordnet aufgestapelt haben.«
    »Was soll denn die Scheiße, Gunny?«, sagte Connolly. Andere hatten sich um die Vierergruppe geschart und nahmen seinen Protest auf.
    »Tu einfach, was man dir sagt, Conman.«
    »Scheiße, ich hab mir das Gewehr verdient.«
    »Ja, das hast du. Das habt ihr alle.« Cassidy biss die Zähne zusammen. Er schaute in ihre erschöpften, abgezehrten Gesichter, ihre toten Augen. Er sah das Elend und den Dreck, sah die Männer, mit denen er durch Hitze und Kälte marschiert war, wie sie nun in der Dunkelheit zitterten, verwirrt und wütend. Am liebsten hätte er auf sie eingeschrien, um es sich leichter zu machen.
    Aber keiner rührte sich.
    »Muss ich sie euch wegnehmen?«, fragte Cassidy.
    »Darauf wird’s rauslaufen, Gunny«, sagte Connolly. Er ging hinüber zu seinem Unterschlupf, zog sein Gewehr heraus und warf es in den Dreck. Dann setzte er sich hin und starrte darauf.
    »Heb es auf, Conman.«
    »Du kannst mich mal, Cassidy.«
    Cassidy stakste zu Connolly hinüber und baute sich vor ihm auf, während dieser weiter auf das dreckverschmierte Gewehr starrte. Connolly wandte sich im Sitzen um, langte in seinen Unterschlupf und zog Vancouvers modifiziertes Maschinengewehr heraus. Er warf es in den Dreck. »Da. Das kann das blöde Arschloch auch haben.« Tränen traten ihm in die Augen, und er versuchte erfolglos, sie wegzublinzeln.
    Cassidy starrte auf das im Dreck liegende Gewehr.
    »Ich will auch sämtliche Granaten, Conman«, sagte er schließlich.
    »Ja, richtig. Ihr Schweine wollt alles, stimmt’s?«
    »Scheiße, wo ist dein Stolz, Conman?«, sagte Cassidy leise.
    »Den hab ich auf dem Scheißberg gelassen, den wir gerade geräumt haben.«
    Cassidy wirbelte herum. Seine Exerzierplatzstimme war wieder da. »Verdammt noch mal, ich will sämtliche Munition und sämtliche Granaten sauber gestapelt. Ich will die Gewehre zu ordentlichen Pyramiden zusammengestellt – und zwar genau hier.«
    Einige machten Anstalten, ihre Waffen in Anschlag zu bringen. Dann sagte China: »Nein.« Alle hielten inne. China griff nach seinem Maschinengewehr und warf es vor sich in den Dreck. Er blieb aufrecht dahinter stehen. Andere taten es ihm nach. Bald war das Areal mit Granaten, Gewehren, Patronengurten, Munitionsgurten mit Magazinen, Claymore-Minen und erbeuteten Waffen übersät.
    »Was ist mit unseren Dosenöffnern, Gunny? Will der feige kleine Giftzwerg auch unsere John Waynes?«
    »Ich hab ’ne Nadel in meinem Nähzeug. Willst du die auch?«
    Cassidy stand allein und sagte nichts. Irgendwann bedeutete er seinem Trupp von der Versorgung, die Waffen einzusammeln. Angewidert begannen die Marines der Bravo-Kompanie in ihre Unterschlupfe zurückzukriechen oder sich auf dem Boden in nasse Ponchos einzuwickeln.
    China blieb bei seinem Maschinengewehr stehen und wartete. Als einer der Marines von der Versorgung sich der Waffe näherte, trat China sie weg. Der Mann richtete sich auf. »Hey, Mann, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen.« Erneut bückte er sich nach dem Gewehr. Wieder trat China es zur Seite. Der Mann drehte sich zu Cassidy um, der nichts von der Auseinandersetzung mitbekommen hatte, dann wandte er sich wieder China zu. »Nun hör schon auf. Lass mich mit dem Scheiß hier fertig werden. Ich hab nichts gegen dich.«
    »Wenn du das Gewehr anfasst, bring ich dich um.«
    »Mein Gott, nun nimm das doch nicht persönlich.«
    China beugte sich vor. »Mein

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