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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Maschinengewehr kriegt niemand anders als Cassidy. Wenn du’s aufhebst, wirst du fertiggemacht, egal, ob ich da bin oder nicht.«
    »Ist ja schon gut. Ist ja schon gut.« Der Mann ging weiter.
    Diesmal hatte Cassidy es mitbekommen. Er ging zu China.
    »Wieso hat Schaffran dein Gewehr nicht aufgehoben?«
    »Er hatte keine Lust dazu.«
    »Hast du ihn bedroht, du elender Wichser?«
    »Wie kann ich denn wen bedrohen? Ich hab doch keine Waffe.«
    Irgendwer kicherte. Cassidy war sich bewusst, dass alle Umstehenden ihn beobachteten, um zu sehen, was er tun würde. Er und China standen da und sahen einander unverwandt an.
    »Werden Sie Ihre Pflicht tun, Cassidy, und mein Gewehr aufheben?«, fragte Cassidy sanft.
    Cassidy schaute direkt in Chinas Augen. Seine Hände begannen zu zittern. Dann bückte er sich, um das Maschinengewehr aufzuheben.
    China trat es weg. »Parker«, sagte er.
    Cassidy richtete sich auf. Seine Stimme bebte vor Zorn. »Falls du glaubst, ich gebe dir irgendeinen Befehl, damit du ihn verweigern kannst, um ein Scheißmärtyrer zu werden und zusammen mit den anderen Wichsern, die du als deine Freunde bezeichnest, in der Etappe rumzuhängen und auf deinen Prozess zu warten, hast du dich gewaltig geschnitten.«
    Wieder griff er nach dem Gewehr. Und wieder stieß China es zur Seite. »Broyer«, sagte er.
    Cassidy stand auf. »Ich hab auch Freunde verloren, China.«
    »Wie kann so’n kleiner Arschkriecher Freunde haben? Wie kann so’n kleiner Arschkriecher überhaupt ’n Mann sein?«
    Cassidy ballte die Fäuste und sah, wie China sich gegen den Schlag wappnete. Cassidy zögerte, bemühte sich, seinen Zorn zu zügeln. »Was Männlichkeit ist, wirst du nie kapieren«, sagte er. Er bückte sich und hob Chinas Maschinengewehr auf.
    »Mir kommt gleich das Kotzen, du kleiner Arschkriecher.« China ging auf seinen Unterschlupf zu und ließ Cassidy mit der dreckverschmierten Waffe stehen. Der Rest der Bravo-Kompanie kehrte ihm den Rücken zu.
    Einige allerdings vergaßen ihn nicht.
    »Wird Zeit, den Wichser allezumachen«, sagte Henry. »Und zwar sofort.«
    »Wir haben schon genug Tote gesehen«, sagte China leise.
    Henry stand auf und wirbelte herum. » Wir haben schon genug Tote gesehen? Was ist das für’n Scheiß? Daddy kommt aus dem Krieg und erzählt Geschichten, und wir kleinen Kids sollen große Augen machen? Du weißt doch, wen du da draußen getötet hast, oder? Deine eigenen Brüder. Jawohl. Deine eigenen Brüder. Das sind die, von denen du genug gesehen hast. Tja, ich sage, wir hören auf mit diesem Scheiß. Wir töten jetzt mal selber. Und für uns selber.«
    China konnte sehen, dass Henry die meisten Brothers hinter sich hatte. Trotzdem sahen einige von ihnen, wie zum Beispiel Mole, China an, als erwarteten sie, dass er etwas sagte. Doch den ließ seine Rhetorik im Stich.
    »Du bleibst einfach auf dei’m Arsch sitzen, während dieses rassistische Schwein unseren Brother Mallory in den Scheißcontainer steckt wie ein Tier?«, fragte Henry. »Und dann stürmst du diesen Scheißberg rauf wie so ’ne Art Nigger-Version von Audie Murphy, und die Hälfte von deiner Scheißkompanie geht für nix und wieder nix drauf, und der Scheißer gibt ’ne Runde Coca-Cola aus, als wärt ihr so was wie ’ne Football-Mannschaft? Hey, Mann. Und dann schneidet er euch noch die Eier ab, indem er euch eure Gewehre wegnimmt. Glaubst du nicht, dass dieser Scheißlebenslängliche nicht vielleicht Gewalt gegen dich ausgeübt hat? Oder wirst du jetzt schon in mehr als einer Hinsicht weiß? Vielleicht war dein Daddy ja ein weißer Motherfucker, und die ganzen weißen Flecken stammen von ihm.«
    Die vertraute Stichelei traf China härter denn je. Er biss so fest die Zähne zusammen, dass er Angst hatte, ein Backenzahn würde brechen. Er wusste, was Henry da machte, und ihm war klar, dass zu viel auf dem Spiel stand, als dass er seiner Wut nachgeben durfte.
    Henry stakste zu der Makassar-Truhe aus Ebenholz und klappte den schweren Deckel auf. »Denk mal drüber nach, Brother, ich mach uns so lang ’ne schöne Dosis klar und versuch zu kapieren, warum du so total von der Rolle bist.« Er nahm sorgfältig die Kleidungsstücke und anderen Gegenstände heraus, unter denen eine wunderschön beschnitzte Schatulle mit Schublade zum Vorschein kam. Er zog die Schublade auf und entnahm ihr eine silberne Bong mit einem Glaskolben, einen kunstvoll verzierten Zigarettenroller und Blättchen.
    China sprang ins kalte Wasser. »Du bist

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