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Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Titel: Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Allein aus diesem Grund ist der Kapitalismus jeder denkbaren anderen Wirtschaftsordnung überlegen. Eine andere Ordnung würde nur funktionieren, wenn sie neue Menschen schaffen würde. Wie so was endet, das wissen Sie doch!« Jetzt redete der Chef wie ein Missionar, der gegen seinen Willen ein bisschen ungeduldig wurde mit seinen Schäfchen.
    »Und Spiel, Rademacher, haben die Ihren Plan gekannt?«
    Der Chef schüttelte grinsend den Kopf. »Nein, der Herr Runde hat einige Begabungen, die er allerdings geschickt zu verbergen versteht …« Er sann diesem Satz nach, er schien ihm zu gefallen. »Dazu zählt das Herstellen von … in meinem Sprachgebrauch, der ich nichts davon verstehe … Fotomontagen. Er ist ein Meister in all diesen Dingen.«
    »Aber Spiel und Rademacher …«
    »Haben diese Schläger angeführt.« Der Chef grinste. »Na, überlegen Sie doch mal. So, wie Stefan ein Photoshopgenie ist, gibt es eine Mitarbeiterin, die aus der Welt des Theaters stammt …« Auch diesem Satz widmete er ein paar Augenblicke. »Maskenbildnerin ist sie gewesen, eine gute. Heute verdient sie das Dreifache.« Er lachte. »Und Sie hatten Rademacher und Spiel zuvor nie gesehen außer in der Zeitung.«
    »Doch, beim Spanier«, warf Dornröschen ein.
    Da lachte der Chef. »Das Einzige, was die beiden Herren getan haben, war, mich zu informieren. Schließlich soll ich sie ja bestochen haben. Es war eine Kleinigkeit, sie um den Brief zu bitten, zumal ich ihnen versprach, dass ich die Sache klären würde.«
    Matti zweifelte keinen Augenblick, dass der Chef die Wahrheit sagte. Er hatte sie alle aufs Kreuz gelegt. »Die Leibwächter haben sie eingestellt, weil sie das Revanchefoul von diesen Vestingsland-Leuten befürchten.«
    Der Chef strahlte geradezu, als wäre er stolz über eine Einsicht seines Lieblingsschülers. »Ganz richtig.« Er lächelte.
    »Aber Rosi wurde ermordet«, sagte Twiggy. Er kriegte den Mund nicht zu.
    »Und die Taxibombe?«
    Der Chef zog die Mundwinkel nach unten. »Davon weiß ich nichts.«
    »Sie wollten Rosi und die Ini fertigmachen, aber Sie haben Rosi nicht ermordet?«, fragte Dornröschen.
    »Wir sind keine Mörder«, sagte der Chef ganz sachlich.
    »Und es war kein Unfall? Sie beauftragen so einen Prügelknaben, für solche Typen haben Sie ja eingestandenermaßen eine Schwäche, also, Sie besorgen sich so einen … Fachmann fürs Grobe, und Sie schließen aus, dass der Sie missverstanden hat. Verpassen Sie der Frau mal ’ne Abreibung, und weil Ihr Rumänisch nicht so gut ist …«
    »Das schließe ich aus. Ich habe den Mann, den die Polizei erschossen hat, nicht gekannt. Niemand bei Kolding hat den gekannt.«
    »Ja, ja«, sagte Twiggy.
    »Lass mal«, sagte Dornröschen.
    Der Regen hatte nachgelassen, der Wind blies die Schmutzschlieren an den Scheiben trocken. Der Himmel war aufgerissen, die Sonne schien zwischen schwarzen Wolkenfetzen hindurch. Irgendwoher drang untergründig ein Dröhnen in den Raum. Matti beobachtete schon eine Weile den Chef. Der war sich seiner Sache sicher. Nein, der Chef war ein Lügner, ein Betrüger, ein Charakterschwein, aber ein Mörder war er nicht.

9: Haunted By You
    R obbi saß nörgelnd neben seinem vollen Futternapf, Twiggy teilte Karten aus, Matti baute den Joint, und Dornröschen rührte gähnend in ihrem Tee.
    »Dass du das falsche Futter erwischt hast«, stöhnte Twiggy, »das grenzt an Tierquälerei.«
    »Ist ja gut, das Biest ist echt verwöhnt«, knurrte Matti.
    »Robbi ist kein Biest«, sagte Twiggy pikiert.
    Matti guckte den Kater an, der ihn gleich anjaulte, als wäre er auf Diät gesetzt worden. Twiggy legte die Karten weg, erhob sich und beugte sich zu Robbi hinunter. »Matti ist ein Ignorant«, sagte er, »aber das ist ja nichts Neues. Du hast es schon schwer, armer Kerl.« Er nahm Robbi auf den Arm, aber der fuhr seine Krallen aus und fauchte.
    »Er hat noch nie gefaucht, und das macht er nur, weil dieser Hühnerfleischfraß unfressbar ist. Allein wie das Zeug stinkt.« Er rümpfte die Nase. »Bestimmt verliert er wieder Haare.«
    Matti zündete den Joint an. Gleich verbreitete sich ein süßlicher Geruch.
    Twiggy setzte sich, Robbi nörgelte weiter. Aus Protest kratzte er an Twiggys Stuhlbein, dann stolzierte er hinaus in den Flur. Noch ein Jauler, dann war er verschwunden.
    »Er ist tierisch unglücklich«, sagte Twiggy, nahm den Kartenstapel und teilte die letzten Karten aus. Er übernahm die Zigarette von Matti und ließ sie aufglühen. Dornröschen

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