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Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Titel: Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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abgetrennt durch Steinpoller, ein paar waren beschmiert. Ein rundes Schild, 2,8 t , schwarze Schrift auf weißem Grund, rot umrandet. Auf beiden Seiten je drei auf alt getrimmte Laternen, die mittleren trugen Doppellampen.
    Sie betraten den Mittelstreifen und standen gleich vor der Umrisszeichnung. Überall waren Kronkorken in den Teer getreten, der die Pflastersteine verfugte. Ein paar schwarze Flecken glänzten, Rosis Blut.

2: Speak To Me Someone
    Ü lcan saß hinter dem fleckigen Monsterschreibtisch in dem Kabuff, das er sein Büro nannte. Die Luft war voller Zigarettenqualm, vor sich hatte Mattis Chef die Sportseiten der Milliyet , und offenbar war der türkische Fußball in der Krise oder wenigstens Trabsonspor. Jedenfalls guckte Ülcan trübe aus seinen großen schwarzen Augen auf Matti, der pünktlich zur Tagesschicht erschienen war und das reinste aller Gewissen hatte. In den letzten Monaten hatte er funktioniert wie ein Uhrwerk, hatte tonnenweise Fahrgäste von hier nach dorthin gefahren, hatte sich das Gemecker über die Scheißregierung, Hertha BSC , die Kommunisten oder den Osten angehört, ohne ein einziges Mal deutlich zu werden, hatte es sogar hingenommen, dass ihm einer ins Auto kotzte, empfand sich auf der Straße als Ritter der Höflichkeit und lieferte das Geld rechtzeitig beim Taxibesitzer ab. Aber er hatte natürlich keine Sekunde erwartet, dass der es ihm dankte. Vielleicht sollte er es als Anerkennung betrachten, dass ihn Ülcan nicht mit einer Schimpfkanonade bombardierte, sondern ihm nur einen kurzen traurigen Blick zuwarf und irgendwas brummte, was Matti als Gutenmorgengruß verstand. Matti nahm den Schlüssel vom alten E-Klasse-Benz vom Brett und verließ das Büro. Er schloss die Tür, damit Ülcan seine Selbsträucherung fortsetzen konnte, und stieg ins Auto. 289 765 Kilometer stand auf dem Tacho. In der Ablage vor dem Automatikwahlhebel lag immer noch die gelbe Broschüre mit den Weisheiten des Konfuzius, aber Matti hatte schon ewig nicht mehr hineingeschaut. Vor einem Jahr hatte er täglich darin gelesen, aber es war eine Scheißzeit gewesen, und das Büchlein erinnerte ihn daran. Doch wegwerfen wollte er es auch nicht. Noch nicht. In der Ecke des Hinterhofs rostete immer noch das Kreidlermoped, dessen massenhafte Nutzung vor ein paar Jahrzehnten die demografischen Nöte Deutschlands um einige Promille vergrößert hatte, wobei der Schwund vor allem die Dorfjugend traf, was in Mattis Augen die Sache nicht unbedingt dramatisierte.
    Er startete den Diesel und fuhr in Richtung Hermannplatz, als sein PDA piepte. Die Tour von der Lenaustraße 41 zur Oderstraße in Friedrichshain nahm er an, die alte Dame wartete schon vor der Tür. Sie trippelte mit Handtasche und Hut ins Taxi, überm Arm trug sie trotz der Augustwärme einen Mantel.
    »Die Oderstraße kennen Sie doch wohl?«, fragte sie skeptisch, als sie auf der Rückbank saß.
    »Ja«, sagte Matti trocken.
    »Na, nicht jeder Taxifahrer im Westen kennt sich drüben aus«, sagte sie spitz.
    »Am Traveplatz«, erwiderte Matti. Eine Tour, die sich nicht lohnte.
    Die Dame schwieg.
    Der Duft eines Parfüms zog unter Mattis Nase. Warum erinnerte er ihn an Lily? Sie hatte anders gerochen.
    Sie fuhren über die Friedel-, Ohlauer und Wiener auf die Skalitzer Straße. Dann über die Oberbaumbrücke und die Gleise der S-Bahn in die Warschauer Straße, um rechts in die Boxhagener Straße hineinzufahren, und schon waren sie am Ziel. Auf dem Traveplatz spielten Kinder, auf Bänken saßen Mütter mit Kinderwagen und beobachteten das Treiben. Die Dame gab ihm sogar Trinkgeld und trippelte schweigend davon.
    Der Tag blieb schön, und Matti fuhr viele Leute durch Berlin. Einen steifen Geschäftsmann nach Schönefeld, zwei missgelaunte junge Frauen zum Hauptbahnhof, schottische Touristen zum KaDeWe, ein Franzose zu Fuß fragte bei einem Ampelstopp auf dem Zebrastreifen nach dem Café Kranzler, das er nicht wiedererkannt hatte. Eine drittklassige Filmschauspielerin zeigte sich beleidigt, womöglich weil Matti sie nach fünf Minuten immer noch nicht gefragt hatte, ob sie nicht Darstellerin in der Serie Soundso sei, womit sie ihn dann jedenfalls mit piepsiger Stimme zutextete. Als er am Nachmittag einen großmäuligen Niederbayern vom Café Einstein in der Kurfürstenstraße zum Tempelhofer Ufer fahren musste, beschloss Matti, dass er genug gearbeitet hatte, und kehrte zurück zur Garage, deren Graffiti-verschmiertes Tor wie fast immer geschlossen war, weil

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