Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim
Lernerfahrungen ermöglichen, schauen wir uns die beiden mal an«, sagte Dornröschen. »Und mit dem fangen wir an.« Sie tippte auf einen Eintrag. » Christoph Wild , der wohnt in der Kamillenstraße, und unser Taxifahrer würde sagen, dass es sich um eine Scheißkurzstrecke handelt.«
Sie frühstückten gemütlich zu Ende.
Wild stand an der Gartentür. Das Haus war hell verklinkert und am Dachstuhl holzvertäfelt. Efeu bedeckte einen Großteil der Fassade.
»Da sind unsere Klamotten gerade richtig«, sagte Twiggy und klingelte.
Aus dem Fenster neben der Haustür guckte eine Frau hinaus, doch sie betätigte den Summer nicht. Als sie eine Weile vergeblich gewartet hatten, drückte Twiggy noch einmal auf den Klingelknopf.
Endlich öffnete sich die Haustür. Die Frau trat hinaus, blickte zur Gartentür, zögerte, dann kam sie langsam näher. Sie hatte die Haare hochgesteckt und trug eine Schürze mit Blumenmuster. In zwei Metern Abstand vom Tor blieb sie stehen. »Ja?«
»Ist Christoph Wild da, wir kommen vom Fachbereich Jura …«
»Nein, der Junior ist an der Universität.«
»Wissen Sie, wann er wiederkommt?«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»Sagen Sie, haben Sie ein Foto vom Junior? Es handelt sich möglicherweise um eine Verwechslung«, sagte Matti. Bedeutungsschwanger legte er nach: »Es geht um eine Prämie für die Promotion, also die Doktorarbeit, verstehen Sie?«
Dornröschen blickte ihn skeptisch von der Seite an. Doch die Frau nickte und ging zurück ins Haus. Hoffentlich überlegt sie es sich nicht anders, dachte Matti. Das tat sie aber nicht. Als sie aus der Haustür trat, trug sie ein gerahmtes Bild in der Hand. Wieder zögerte sie zwei Meter vorm Tor. Sie hielt das Bild hoch. Es zeigte einen jungen Mann mit einem hochmütigen Lächeln, in der Hand ein Jagdgewehr.
Der andere Christoph wohnte im Neudecker Weg. Für Twiggy lag Rudow am Arsch der Welt. Auf der einen Seite der Straße vierstöckige Mietshäuser, auf der anderen die Prärie. Darin ein Tümpel. Natürlich war das Klingelschild mit dem Namen Hannemann oben aufgeklebt, neben drei weiteren Namen. Die Tür wurde sofort geöffnet. Sie stiegen die Treppen hoch, und oben stand ein Typ und sagte: »Du bist doch Matti, oder?« Und ohne eine Antwort abzuwarten: »Was treibt dich … euch her?« Dann: »Na, kommt erst mal rein.«
Drinnen begrüßte sie winselnd ein Dackel, als hätte er sein Leben lang nur auf die Okerstraßen- WG gewartet. Ein Frau guckte neugierig aus einer Tür, schwarzhaarig, pummlig, klein. Gleich schloss sie die Tür wieder. Christoph führte sie in ein nicht allzu großes Zimmer mit Schreibtisch, einem Bett, zwei Stühlen, einem Sessel. Alles in einem sperrmüllfähigen Alter. Auf dem Boden ein abgetretener Teppich aus der Steinzeit. Ein PC stand auf dem Schreibtisch. Der Bildschirmschoner zeigte eine Wüstenlandschaft.
»Setzt euch, setzt euch«, sagte er.
Twiggy packte sich aufs Bett, Matti und Dornröschen setzten sich auf die Stühle. Christoph nahm neben Twiggy Platz.
»Hast du eine Ahnung, wo Anja steckt?«, fragte Matti.
Christoph schüttelte den Kopf. »Ist sie nicht zu Hause?«
»Wo ist sie denn zu Hause?«
»Mittenwalder Straße …«
»Warst du mal bei ihr?« Bei der Frage spürte er eine Prise Eifersucht.
Wieder Kopfschütteln.
»Aber sie hat dir erzählt, dass sie in der Mittenwalder Str. 61 wohnt.«
Christoph stand auf, nahm vom Schreibtisch ein kleines Buch, klappte es auf und hielt die Seite Matti hin, den Finger auf einer Zeile. Barth, Anja, Mittenwalder Str. 61, 10961 Berlin, 0179-207685.
»Hm«, sagte Matti. Er guckte ins Adressbuch seines Handys. Die Nummer hatte er mehrfach versucht zu erreichen. Es klingelte nicht einmal, und den Anrufbeantworter hatte sie nicht eingeschaltet.
»Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«
»Was ist eigentlich los?«, fragte Christoph. In seinem Gesicht wechselten Ärger und Sorge.
»Sie ist verschwunden. Also wann?«
»Als wir zusammen was getrunken haben.«
»Seitdem von ihr gehört?«
»Nein. Aber das ist nicht ungewöhnlich.«
»Habt ihr was miteinander?« Der Ton, in dem er die Frage stellte, gefiel Matti selbst nicht.
Christoph riss die Augen auf. »Nein, nein.«
»Woher kennst du sie?«, fragte Dornröschen.
»Von einer Party, und danach habe ich sie zufällig in der Mensa getroffen. Wir haben uns gleich verstanden. Aber ich hab nix mit ihr. Ich bin schwul.«
»Wie würdest du euer Verhältnis beschreiben?«, fragte
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