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Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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die?«
    »Bist du von den Bullen?«
    »Quatsch. Ist ’ne Freundin. Verschwunden!«, rief sie.
    Die Glitzerfrau klimperte mit lila Augendeckeln. Sie betrachtete die Fotos genau, dann sagte sie: »Die war ein paarmal hier.«
    »War sie allein?«
    Die Kollegin kam und blickte auf die Fotos. Die Glitzerfrau sagte ihr was ins Ohr. Der DJ brüllte Unverständliches auf die Tanzfläche. Die Musik dröhnte lauter. Gekreische. Das Zucken wechselte von Blau auf Rot.
    »War sie allein?«, wiederholte Dornröschen. Ihr Gesicht rötete sich vor Anstrengung.
    »Weiß nicht. Wie soll ich das sehen?«
    »Wenn sie mit ’nem Typ knutscht …«
    »Ich habe nichts gesehen.«
    »Was hat sie bestellt?«
    Die Glitzerfee überlegte. »Irgendwas mit Wodka … den Amato …«
    »Was ist das?«
    »Wodka, Wermut, Mandarinenlikör.«
    »Hat sie nur für sich was zu trinken geholt?«
    »Nur.«
    »Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?« Der Krach wirbelte die Hirnzellen durch den Schädel, es wurde enger und stickiger und lauter sowieso.
    »Weiß nicht … ist eine Weile her.«
    Irgendwer packte sie an der Schulter und zog sie nach hinten. Sie schrie auf und wollte sich umdrehen. Aber sie war in einem Klammergriff gefangen. Ein Typ hielt beide Oberarme, als hätte er Riesenzangen anstelle von Händen. Im Augenwinkel sah sie, wie ein anderer Riese Twiggy auf die gleiche Weise zum Ausgang schob. Er versuchte sich loszuschütteln, aber er konnte sich nicht lösen aus dem Bioschraubstock. Der Türsteher guckte verdattert, als die Prozession sich durch den Ausgang schob. Beide kriegten einen Schubs, dann waren die Rausschmeißer im Lokal verschwunden.
    »Tschüss!« Twiggy winkte dem Türsteher zu. Der guckte ihnen mit glasigen Augen nach.
    »Und wo waren deine Anabolikafreunde?«, fragte Dornröschen.
    »Keine Ahnung. Vielleicht haben sie Ärger gekriegt wegen uns. Vielleicht haben sie frei.«
    Als sie in der Küche saßen, klingelte das Telefon. Ülcan war dran. Er hatte noch nie angerufen. »Was ist mit dem Faulenzer?«
    »Sitzt noch«, sagte Dornröschen.
    »Scheiße. Die erzählen einem immer, in Deutschland kann so was nicht passieren. Scheiß drauf. Braucht ihr immer noch kein Geld? Anwalt und was zu essen für den Nichtsnutz?«
    »Anwalt ist umsonst. Aber für die Kaution …«
    »Was ist Kaution?«
    »Man hinterlegt … ein Pfand …«
    »Wie für Flasche«, sagte Ülcan und lachte. »Das passt: Für Flasche Matti zahl ich Pfand. Das kriegt man zurück, oder?« Er lachte wieder.
    In der Nacht wachte Matti auf und fühlte Stein und Stahl. Es war eng. Es roch nach Bohnerwachs. Im Gang klickte etwas, gedämpft und darum noch unheimlicher. In diesem Augenblick stürzte alles auf Matti ein. Er hatte sein Leben verpfuscht, als er das Studium abbrach und nichts anderes lernte. Er hatte sich damit zufriedengegeben, Taxi zu fahren, und sich für den Durchblicker gehalten. Keine Demo, keine Hausbesetzung, keine militante Aktion ohne Matti. Und nun saß er im Knast und war so unschuldig wie der erste Tag. Er hatte überhaupt nichts getan. Geholfen hatte er, sonst nichts. Er kriegte das Heulen. Das ganz große Heulen. Er drückte sein Gesicht ins Kissen und ließ es laufen. Als er sich allmählich beruhigte, spürte er die Erleichterung. Und die Genugtuung, dass kein Schließer, kein Bulle und kein Staatsanwalt Zeuge seiner Schwäche geworden waren. In dem Maß, wie die Niedergeschlagenheit schwand, kehrte der Kampfeswille zurück. Er würde nicht aufgeben. Nie. Er würde diesen Ärschen beweisen, dass er unschuldig war. Dass diese Koryphäen des Rechtsstaats einen Unschuldigen eingebuchtet hatten.
    Zum Frühstück gab es eine »Kaffee« genannte Plörre, Graubrot, Margarine, Marmelade. Er aß es, als wäre es vom Frühstücksbuffet im Adlon . Er konnte es kaum erwarten, mit Gerd zu reden. Und der staunte, wie entschlossen Matti auftrat, als der ins Besucherzimmer geführt wurde. Nach einer kurzen Umarmung setzten sie sich.
    »Wir versuchen, dich hier gegen Kaution rauszuholen«, sagte Gerd.
    »Wie soll ich die Kaution auftreiben?«
    »Twiggy und Dornröschen kurbeln wie die Doofen.«
    Matti fühlte Wärme in sich, fast eine Art Glückszustand. Natürlich, Twiggy und Dornröschen rödelten wie die Irren, um ihn rauszuholen. Das war doch logisch. »Klar«, sagte er.
    »Sie versuchen, Geld aufzutreiben.«
    »Wie viel brauchen wir?«
    »Das wird sich zeigen. Ich tippe auf fünfzehntausend.«
    »Scheiße.«
    »Wart’s ab.«
    »Morgen sind wir wieder vor

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