Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
Vom Netzwerk:
einlässt?«
    »Das müsste flott gehen, ohne Knete kommt er nicht raus.«
    Robbi schnüffelte an Gerds Schuhen, rümpfte die Nase und zog ab.
    Auf der Straße brüllten Besoffene. Von weit her pfiff ein Flugzeug. Dornröschen hatte ihr Kinn in die Hände gelegt, die Ellbogen stützte sie auf dem Tisch. Twiggy lehnte sich weit nach hinten und verschränkte die Hände am Genick. Jetzt war es still. Nicht einmal der Wasserhahn tropfte.
    »Wir machen eine Sammlung«, sagte Dornröschen. »Richten ein Konto ein, und die Leute kriegen ihr Geld sofort zurück, wenn die Sache ausgestanden ist.«
    »Ein paar werden das bezweifeln«, sagte Twiggy. »Aber gute Idee, echt. Nur ob da genug Knete aufläuft?«
    »Wir müssen es probieren. Ülcan wird was einzahlen, Detlev und Aldi-Klaus auch. Mal sehen, was mit Werner dem Großmaul ist. Gaby blecht bestimmt was. Und wir sowieso. Ach, das sieht so schlecht nicht aus.«
    » Indymedia «, sagte Twiggy.
    »Und auf der Website der Stadtteilzeitung «, ergänzte Dornröschen.
    »Da fallen uns noch viele ein«, sagte Twiggy.
    »Also, zuerst ein Konto einrichten, und dann wird getrommelt.«
    Sie radelten zur Sparkasse. Diesmal ließ Twiggy sich nicht von Dornröschen abhängen. Sie stritten ein bisschen herum mit einer Angestellten, weil es ihnen nicht schnell genug ging. Als sie das Konto eingerichtet hatten, düsten sie zur Stadtteilzeitung .
    »Matti sitzt im Knast, kommt aber wahrscheinlich gegen Kaution raus. Sagt Gerd. Wir sammeln schon mal Geld.«
    Yvonne lächelte unsicher unter ihrem blonden Pony. Sie war erst seit einem Vierteljahr dabei, hatte aber schon entdeckt, dass die Bezahlung in dieser Redaktion die Armuts- und die Arbeit die Belastungsgrenze testete. Aber was blieb ihr übrig außer Hartz IV nach einem fast unendlichen Studium der Kunstgeschichte an der Humboldt-Uni? Rolf, ihr langjähriger Kollege, las gerade Korrektur und winkte nur kurz mit der Hand sein Okay. Heike quälte ihre Tastatur und sagte: »Kohle kommt gleich.«
    »Nee, überweisen«, erwiderte Dornröschen. »Wir stellen die Kontonummer auf die Website. Und ich schreib einen Artikel für Indymedia . Ihr verbreitet den Artikel dann bei den Antifas, Autonomen, den letzten Antiimps, allen Kiezinitiativen und so weiter. Alle Newsletter, die es gibt. Klar?«
    Heike nickte und hackte weiter auf die arme Tastatur ein. Rolf winkte und las.
    Dornröschen setzte sich an ihren Rechner und schrieb den Artikel. Sie war schnell beim Schreiben, aber diesmal rauchten die Tasten. »So!« Sie winkte Twiggy heran. »Gegenlesen! Zackzack!«
    Twiggy fand keinen Fehler. Der Text war auch sonst erstklassig. Jedem Hirni verständlich und aufrüttelnd.
    Dornröschen stellte den Artikel auf die Website der Stadtteilzeitung und loggte sich bei Indymedia ein. Es dauerte kaum fünf Minuten, und der Aufruf war veröffentlicht. Sie beendete ihr Posting mit der Bitte, den Artikel weiterzuverbreiten. Facebook, Google+, Twitter, »Wer stellt ein Video auf Youtube?«. Dann schrieb sie eine Rundmail an den Verteiler der Stadtteilzeitung und eine Mitteilung an die Lokalpresse, auch wenn Heike stöhnte. »Die kannste vergessen … na ja, vielleicht das ND und die junge welt .«
    »Noch was?«, fragte Dornröschen. Sie blickte sich um. Aber es kam nichts. »Twiggy und ich müssen jetzt nachdenken. Meine Handynummer habt ihr ja.« Das klang so wie: Wehe, einer ruft an. Natürlich gab es keine Chefredakteurin in der Stadtteilzeitung . Aber eine informelle Diktatur, die Dornröschen wie selbstverständlich zugefallen war und die sie gnadenlos ausübte. Widerstand hatte keine Chance, also gab es keinen.
    Sie radelten in die Görlitzer Straße und setzten sich auf die Bank neben dem Kuchenkisten-Kiosk. Am anderen Ende saßen zwei trendy gekleidete junge Frauen. Die eine musste Stunden damit verbracht haben, sich Laufmaschen in die schwarze Strumpfhose zu reißen.
    Sie bestellten zwei Cappuccinos bei Nadine, die diesmal ihre Himbeer-Schoko-Torte vergeblich anpries. »Matti sitzt im Knast«, sagte Twiggy, »da passt Torte nicht.«
    »Was? Matti im Knast? Warum?« Nadine stand wie erstarrt und wurde bleich unter ihren kurzen schwarzen Haaren.
    Ein Kampfradler raste schimpfend vorbei. Im letzten Augenblick riss eine Frau ihren Doppelkinderwagen vom Radweg und schrie ihm ein »Arschloch!« nach.
    Vom Görli her erklang Musik. Werbung für selbst gebrannte CDs, die Typen an der Skulptur im Park anboten.
    »Kaffee ist fertig!«, rief Nadine. Twiggy holte

Weitere Kostenlose Bücher