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Matzbachs Nabel

Matzbachs Nabel

Titel: Matzbachs Nabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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»Furchtbare Verse.«
    »Woher kennst du sie?«
    »Er hatte sie auf eine der MusiKassetten gesprochen.«
    »Ah. Hätt ich mir denken müssen, aber die konnten wir nicht auch noch verschwinden lassen. Jedenfalls – nehmen wir zum Beispiel die Parteien. Angeblich sollen sie an der politischen Willensbildung des Volks beteiligt sein; tatsächlich haben sie darauf längst ein Monopol, in dem das Volkkeine Rolle spielt. Außer als Stimmvieh, alle paar Jahre. Nur Parteimitglieder, egal welcher Couleur, kriegen Ämter, Posten, Macht, und Bezahlung. Zusätzlich werden sie per Parteienfinanzierung und Erstattung der Wahlkampfkosten und so weiter schon dafür bezahlt, daß sie sich überhaupt um bezahlte Posten bewerben. Über den Proporz in den staatseigenen Medien kontrollieren sie die Berichterstattung. Als Abgeordnete setzen sie die eigenen Bezüge und die öffentlichen Gelder für die Parteien fest. Ein geschlossener Kreislauf, ein Monopol, wie gesagt, das gründlich dafür sorgt, daß jemand, der etwas daran ändern will, gar nicht erst nach oben kommt; dazu müßte er ja die Parteienmaschine durchlaufen. Die aber, der Mittelbau, Mittelbauch, der Nabel der Dinge, ist wesentlicher Teil des Apparats. Das gilt auch für Industrie und Gewerkschaften, wenn wir zum Beispiel …«
    Dittmer hob die Hände. »Bitte keine weiteren Beispiele, Mann. Ich, eh, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Wozu?«
    »Für Entscheidungen.« Er schaute auf die Uhr.
    »Dringende Termine?«
    Dittmer grinste. »Delta-Tierchen sind austauschbar; meine Termine kann ein anderer wahrnehmen.«
    »Zurück zum Apparat. Physische Präsenz, wie gesagt – Gebäude im Schatten, Schattenfinanzen, eine Schattentruppe zum Eingreifen, wenn wo was schiefläuft. Söldner, wahrscheinlich, oder? Freiwillige?«
    Dittmer lächelte dünn. »Ich weiß nicht, was du meinst …«
    »Ah ja. Du hast wahrscheinlich auch keine Ahnung von der Motorrad-Gang, die zufällig Häuser abfackelt, in denen Leute sitzen, die ihr nicht mögt? Die die Dreckarbeit übernimmt? Alte Schreiner überfährt? Den Rauschgifthandel im Ahrtal kontrolliert und euch Schattengeld besorgt?«
    »Keine Ahnung, ehrlich.« Dittmer grinste ganz offen.
    »Die Klinik ist eine gute Idee. Stellt Doubles her, behandelt sie psychologisch, wenn sie an Identitätsproblemen oder einem Kasernierungssyndrom leiden – ich nehme an, das ist mit dem Syndrom gemeint, oder?«
    »Was für ein Syndrom?«
    »Stand auf den Zetteln aus dem Safe von, eh, Laibnitz. Waren in meiner Jacke, als …«
    Dittmer zog ein Bündel Banknoten aus seiner Jacke. »In der Jacke waren nur die zehntausend, die du Laibnitz für eine Omphalophobie-Behandlung hingelegt hattest. Er besteht darauf, sie dir zurückzugeben, weil die Behandlung ja nicht stattgefunden hat.«
    Dittmer legte das Geld auf den Boden und wischte sein Grinsen mit der rechten Hand weg.
    Yü räusperte sich. »Die Behandlung hat dann ja doch stattgefunden.«
    »Wieso?« sagte Matzbach.
    Dittmer schüttelte den Kopf. »Später. Hast du sonst noch Halluzinationen?«
    »Halluzinationen? Kaum. Ihr habt das alles sehr gut gelöst, doch, muß man zugeben. Die komische Klinik lenkt außerdem die Aufmerksamkeit aller ab, die sich vielleicht zu genau um euch kümmern wollen. Vermutlich trägt sie sich selbst, kostet euch nichts extra. Wenn ich gewisse Dinge zu Ende denke, steckt ihr bis über beide Ohren im organisierten Verbrechen in diesem unserem Lannnde … Wobei mir einfällt: Wie kommt es, daß so viele Ersatz-Alphas … na ja, Betas da unten waren? Wo sind die restlichen? Hatten die was zu feiern, im Zweitbunker?«
    Die Tür wurde geöffnet; einer der unauffälligen Herren steckte den Kopf herein und nickte Dittmer zu. Er stand von seinem Schemel auf, ging zur Tür und sagte: »Was ist los?«
    Der andere Mann antwortete leise; Dittmer seufzte, nickte, lauschte; es schien eine längere Unterredung zu werden.
    Matzbach blickte wieder in Yüs dunkle Augen. »Erzähl mir, was am Ende passiert ist.«
    Yü breitete die Arme aus und drehte die Handflächen nach oben. »Was ich weiß, was ich vermute?«
    »Alles.«
    »Jemand hat das Haus angezündet. Ich glaub nicht an Selbstzündung, weißt du. Ich hab dem Rau gesagt, wo die Kellertür ist; er hat sie irgendwie aufgekriegt, und ich hab Jorinde rausgetragen.«
    Matzbach schloß die Augen. »Was ist mit Jorinde?« Seine Stimme war dumpf und tonlos.
    »Bei der Schießerei, unten. Querschläger, oder eine verirrte Kugel. Der

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