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Matzbachs Nabel

Matzbachs Nabel

Titel: Matzbachs Nabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Oberschenkel, Matzbach.« Yü seufzte und schüttelte den Kopf. »Muß die Arterie getroffen haben – aufgerissen. War aber nicht zu sehen, im Dunkel, mit Hose und allem Und keine Zeit für Untersuchungen, auch nicht im Keller, Und dann, draußen … war’s zu spät.«
    »Wer war da – draußen?«
    »Er.« Yü wies mit dem Hinterkopf zur Tür, wo Dittmer noch immer im Flüsterton mit dem anderen verhandelte »Und ein paar unauffällige Leute in Zivil.«
    Matzbach schwieg eine Weile. Dann sagte er mit brüchiger Stimme: »Und später?«
    »Feuerwehr; bis dahin hatten die aber schon … aufgeräumt. Du warst bewußtlos. Ich hab nur ein paar Schrammen abgekriegt, weiter nix. Die haben dich verarztet und uns hier deponiert. Mit Posten vor der Tür.«
    »Seit wann?«
    Yü blickte zum Fenster. »Gleich Mittag … Alles gestern abend passiert, oder diese Nacht, wie man’s nimmt.«
    Die Tür schloß sich; Dittmer kam zurück, blieb aber neben dem Schemel stehen.
    »So«, sagte er. »Wir sind soweit.«
    »Wie weit? Alle Spuren beseitigt? Dürfte doch bei euren Doppeljobs und den guten Kontakten zu den Organen des eigentlichen, eh, vermeintlichen Staats kein Problem sein.«
    Dittmer zog die Oberlippe zwischen die Zähne, betrachtete Matzbach einen Moment; dann lachte er und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, was soll’s? Du weißt doch überhaupt nichts.«
    Matzbach biß auf die Zähne. »Genenger, Bergner, Jorinde … In den letzten Jahren ein Dutzend andere …«
    Dittmer runzelte die Stirn. »Nicht mehr?«
    »Warum? Warum Osiris? Warum alle in den letzten zweieinhalb Jahren? Alles Leute, die als Gamma-Tiere gearbeitet und vielleicht bestimmte Delta-Tiere zu genau beobachtet hatten? Die zuviel wußten, so daß sie aus Vorfällen, über die ich nur spekulieren kann, Schlüsse ziehen konnten? Warum, Dittmer? Warum …« Er stockte. »Die letzten zweieinhalb Jahre. Seit Herbst ‘89 … Überreaktion des Apparats – Nervosität wegen der Vorgänge im Osten, wegen des Zusammenbruchs und der bevorstehenden Übernahme? Hektische Aktivität in Richtung DDR, was den Halbinformierten nicht verborgen bleiben konnte?«
    Dittmer wandte sich an Yü. »Das Abkommen gilt?«
    Yü blickte zu Boden; kaum hörbar sagte er: »Die Nachfolge ist geregelt?«
    »Immer. Ich habe mich um andere Dinge zu kümmern, anderswo. Aber es sind genug Augen und Ohren da.«
    »Konfuzius sagt, wenn der Pfarrer stirbt, verwest der Kaplan.«
    »So ungefähr. Also?«
    Yü nickte. »Es gilt. Ich weiß nichts.« Er blickte auf, mied Matzbachs Augen.
    »Was ist das für ein Kuhhandel?«
    »Kein Kuhhandel; eine noble Absprache unter Gentlemen.« Dittmer zupfte an seinem Ohrläppchen. »Wer nichts weiß, kann nichts weitergeben. Wer nichts Böses tut, wird nicht belangt. Klar?«
    »Was passiert da im Hintergrund?«
    »Was im Hintergrund immer passiert – statisches Rauschen. Gewisse Dinge haben gewisse Entscheidungen ausgelöst. Sagen wir mal so: In Anbetracht veränderter Umstände und neuer Aufgabenstellungen empfiehlt es sich, einige Unternehmensbereiche anders zu strukturieren.« Er grinste flüchtig.
    Matzbach kniff die Augen zu schmalen Schlitzen. »Die verdächtige Klinik?« sagte er. »Ah, es hat unterm Regierungsbunker geknallt. Jemand hat was gehört und sich gewundert, was da vorgehen mag? Und jetzt? Dezentralisierung? Köpferollen? Leute aus der Schußlinie bringen?«
    Dittmer hob die Schultern. »Wo ist das Zentrum?«
    Yü kicherte plötzlich. »Immer in der Nähe der Hauptstadt, was?«
    Matzbach fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen. »Eine Villa am Wannsee für Professor Laibnitz? Eine Datscha im Brandenburgischen für Herrn Dittmer, der in Zukunft Müller heißt? Oder vielleicht Doktor Müller?«
    Dittmer rammte die Hände in die Jackentaschen. »Ich hab keine Lust mehr, mir weiterhin Ihre Phantastereien anzuhören, Herr Matzbach. Sie wissen nichts. Sie können niemand belangen. Der Verlust gewisser Wertgegenstände, die Demolierung Ihres Wagens durch irgendwelche Rowdies, der Diebstahl von Geld, das Ihnen möglicherweise gar nichtrechtmäßig gehörte, dieses und andere Dinge wären noch zu klären.«
    »In welcher Weise etwa?«
    Dittmer blickte zu Yü, zu Matzbach, wieder zu Yü; dann zog er ein Bündel Scheine aus einer Innentasche und warf es auf den Boden.
    »Zwanzigtausend. Steuerfrei. Schwarz. Damit kein schlechter Geschmack zurückbleibt.«
    »Die Alternative?«
    Dittmer bleckte die Zähne und zog die rechte Hand aus

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