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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Bolitho in der Admiralität von dem Empfang erzählt, und dieser hatte keinen Zweifel daran gelassen, unter welcher Bedingung er kommen würde.
    »Es werden viele Damen da sein. Ich nehme an, Sie befehlen mich dorthin, ohne meine einzuladen?«
    Plötzlich knurrte Godschale laut: »Der Mensch stellte sich hin und sagte mir, er käme nur in Begleitung seiner Lady!«
    »Überrascht Sie das?« Inskip lächelte, als er merkte, wie unwohl sich Godschale fühlte. Denn man erzählte sich, der Lord unterhalte in London gleich zwei Geliebte. »Ich weiß, was Lady Somervell für Bolitho getan hat.«
    Godschale sah, daß sein Sekretär ihm zuwinkte, und rief laut: »Seine Exzellenz, der Premierminister!«
    Der Herzog von Portland, ein Tory, schüttelte Hände und sah sich wohlgefällig um. »Nettes Aufgebot, Godschale. Immer dieses Gerede vom Untergang der Aristokratie – blanker Unsinn, sage ich!«
    Inskip mußte an Bolithos Männer denken, die er im Gefecht hatte sterben sehen. Die Leute hier sahen dagegen aus wie Puppen im Theater.
    Der Premierminister begrüßte einen ernst blickenden Herrn in perlgrauem Anzug. »Sir Paul Sillitoe.« Der Angesprochene lächelte flüchtig. »Mein geschätzter Ratgeber in dieser unvorhergesehenen Krise.« Inskip warf ein: »Nicht ganz unvorhergesehen.«
    Godschale unterbrach ihn: »Ich habe alles unter Kontrolle. Wir haben ein neues Geschwader in der Nordsee stehen. Es hat eine einzige Aufgabe: zu beobachten, ob die Franzosen Skandinavien angreifen.«
    Sillitoes Augen leuchteten auf. »Unter Sir Richard Bolitho, ja. Ihn würde ich gern kennenlernen.«
    »Ich nicht!« Der Premierminister betupfte sich den Mund.
    Sillitoe sah ihn unbewegt an. Seine Augen lagen jetzt im Schatten, sein Gesicht verriet nichts. »Ich fürchte, dann werden Sie kaum länger im Amt bleiben als Ihr Vorgänger.« Gelassen bemerkte er die aufflackernde Wut seines Vorgesetzten. »Der französische Admiral Villeneuve sagte nach seiner Gefangennahme, bei Trafalgar sei jeder englische Kommandant ein Nelson gewesen. Ich bin zwar kein Seemann, aber ich weiß, wie Matrosen leben – kaum besser als in einem Gefängnis. Männer wie Nelson haben sie trotzdem begeistert, und für sie vollbringen sie Wunder.« Er schaute sich um. »Bolitho ist kein Nelson, aber der beste, den wir haben. Vergessen können Sie das, aber nur auf eigene Gefahr.«
    Unter den Gästen kam Unruhe auf, und Godschale folgte ihren Blicken. Da entdeckte er Bolitho. Die Strähne über seiner Stirnnarbe hatte ein paar weiße Fäden mehr. Und neben ihm, eine Hand auf seinem Arm, stand eine strahlend schöne Lady Catherine. Sie hatte die Trauerkleidung abgelegt. Ihr hochgekämmtes Haar glänzte in der Sonne. Sie trug ein grünes Kleid, dessen Seide mit jedem Schritt changierte. An ihrem Handgelenk hing ein kleiner Fächer.
    Sie sah weder nach rechts noch nach links. Godschale spürte schon von weitem ihre Kraft und merkte, daß sie sich nichts aus dem machte, was über sie und den hochgewachsenen Marineoffizier an ihrer Seite geflüstert wurde.
    Godschale ergriff ihre Hand. »Mylady … In der Tat, so eine Überraschung!«
    Sie erkannte den Premierminister und verbeugte sich leicht.
    »Machen Sie uns bekannt?«
    Der Premierminister wollte sich umdrehen, doch Bolitho sagte ruhig: »Der Herzog von Portland – Lady Catherine Somervell.« Er verbeugte sich. »Welche Ehre!«
    Sir Paul Sillitoe stellte sich selbst gelassen vor, dann nahm er Catherines Hand und hielt sie einen Augenblick fest. »Sie beflügeln ihn, Mylady.« Leicht berührte er ihre Hand mit seinen Lippen. »Und vielleicht beflügeln Sie England durch ihn.«
    Ihr Mund verzog sich in einem ironischen Lächeln, als sie ihre Hand zurücknahm. Eine Ader an ihrem Hals klopfte heftig. Aufmerksam forschte sie in Sillitoes Gesicht, und als sie keinen Spott darin entdeckte, antwortete sie: »Sie sind sehr gütig, Sir.«
    Sillitoe hatte alle Menschen um sich herum vergessen, selbst Bolitho. Er sagte leise: »Die Wolken sammeln sich wieder, Lady Catherine. Ich fürchte, Sir Richard wird bald so dringend gebraucht wie nie zuvor.«
    »Muß denn immer er es sein?« fragte sie zurück. »Ich weiß von Collingwood und Duncan – und bestimmt gibt es noch mehr tüchtige Admiräle!«
    Godschale wollte unterbrechen, doch Sillitoe blieb unbeirrt: »Sie alle sind gute Führer und haben das Vertrauen der Flotte.« Dann sah er Bolitho an. »Aber Bolitho hier hat ihre Herzen!«
    Godschale räusperte sich, er fühlte sich nicht

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