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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schuldig.«
    Um die Mittagszeit war der Schoner wieder unterwegs, und der Neid derer folgte ihm, die wußten, daß England sein Ziel war.
    Tief unten im Rumpf hatten zwei Männer, angeleitet vom Gehilfen des Zahlmeisters, ein Faß Pökelfleisch aus der Last geholt und an Deck hieven lassen. Nun saßen die beiden in der Dunkelheit unten und leerten noch eine Flasche Cognac: Fittock, der ausgepeitscht worden war, und Duthy, ein Reepschläger aus Devon, erfahrene Seeleute beide.
    Sie sprachen leise, weil sie wußten, daß sie sich hier eigentlich nicht aufhalten durften. Aber wie viele erfahrene Salzbuckel haßten sie es, zusammen mit den Neulingen zu leben.
    »Ich fresse einen Anker vor Freude, wenn meine Dienstzeit um ist, Jim. Wenn ich heil an Land komme, weiß ich schon, was ich mache.«
    Fittock schmeckte dem Cognac nach. Kein Wunder, daß die Herren Offiziere ihn mochten. Er nickte.
»Wenn
du heil an Land kommst, das ist der Punkt!«
    »Glaubst du denn, wir werden hier je ein Gefecht erleben?«
    Fittock juckten die Peitschennarben auf seinem Rücken, er rieb sich an einem Faß. »Du kennst doch das alte Sprichwort: Wenn der Tod durchs Schiff rast, soll er’s halten wie mit dem Prisengeld.«
    Sein Freund schüttelte den Kopf. »Versteh’ ich nicht, Jim.« Fittock lachte. »Mögen die Offiziere das meiste abbekommen!«
    »Was machen Sie denn hier?« schnitt da eine Stimme durch die Dunkelheit.
    Beide sprangen auf, als Midshipman Vincent seine Lampe hob und schadenfroh grinste. Hinter ihm stand mit weißem Koppel und gekreuzten weißen Brustriemen der Profos.
    Kalt sagte Vincent: »Abschaum wie Sie lernt es wohl nie, Fittock!« Duthy protestierte: »Wir haben nichts Verbotenes gemacht, Sir. Haben hier unten nur gesessen und geredet.«
    »Lüg mich nicht an, du Schwein!« Vincent streckte die Hand aus.
    »Gib mir die Flasche! Dafür werdet ihr ausgepeitscht.«
    »Sie denken wohl, Sie können sich alles leisten, weil Ihr Onkel hier Vizeadmiral ist, Sie Scheißkerl? Ich habe lange unter ihm gedient, Sie gehören einfach nicht auf dasselbe Schiff wie er.«
    »Korporal, nehmen Sie den Mann fest!« Vincent schrie jetzt fast.
    »Das ist ein Befehl!«
    Der Korporal tat, als wolle er sein Gewehr von der Schulter nehmen. »Komm, Jim Fittock, du kennst die Regeln. Mach uns keinen Ärger.«
    Plötzlich waren Schritte zu hören, weiße Kniehosen erschienen im Lampenlicht. Midshipman Segrave sagte ruhig: »Es wird keinen Ärger geben, Korporal.«
    »Was wollen Sie, Segrave? Diese Männer haben getrunken, das ist verboten. Als ich sie entdeckte …«
    »Waren sie sicher wieder aufsässig, nehme ich an?« Segrave war überrascht, wie leicht ihm die Maßregelung Vincents fiel. »Haut ab, ihr beiden!« Er drehte sich zum Korporal um, der ihn dankbar anlächelte. »Und Sie verschwinden hier auch, ich brauche Sie nicht.«
    »Und der Cognac?« schrie Vincent. »Das ist der Beweis!«
    Aber die Flasche war wie durch ein Wunder verschwunden. Im Gehen sagte Fittock leise zu Segrave: »Das werde ich Ihnen nie vergessen, Sir.«
    »Noch was, Korporal!« Die gewichsten Stiefel und der weiße Beinschutz verhielten auf der Leiter. »Schließen Sie bitte die Luke, wenn Sie oben sind!«
    Vincent starrte Segrave ungläubig an. »Sind Sie ganz und gar verrückt geworden?«
    Segrave zog seine Jacke aus und ließ sie fallen. »Ich kannte mal jemanden wie Sie.« Er rollte seine Ärmel auf. »Er machte allen das Leben zur Hölle.«
    Vincent versuchte verächtlich zu lächeln. »Und das haben Sie wohl nicht ausgehalten?«
    Segrave wunderte sich, wie kühl er blieb. »Stimmt, ich habe es nicht ausgehalten. Dann traf ich eines Tages Ihren Onkel und einen Mann mit halbem Gesicht. Seitdem konnte ich mit der Angst leben – und kann es immer noch.« Oben klappte die Luke zu.
    »Schon die ganze Zeit beobachte ich, wie Sie sich hinter dem Namen Ihres Onkels verstecken und Leute quälen, die sich nicht wehren können. Kein Wunder, daß man Sie bei der Ostindischen Kompanie gefeuert hat.« Da hatte er nur geraten, aber offensichtlich ins Schwarze getroffen.
    »Ich fordere Sie!« rief Vincent.
    Ein Faustschlag warf ihn zu Boden, aus seiner geplatzten Lippe rann Blut. Segrave taten die Fingerknöchel weh, aber in den Schlag hatte er Jahre des Leidens gelegt. »Zum Duell, du Muttersöhnchen?« Wieder schlug er zu. »Duelle sind was für Männer. Ich duelliere mich nicht mit Zwergen.«
    Vier Decks über ihnen ging Leutnant Flemyng auf und ab und schaute ungeduldig

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