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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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verteidigen – meine Tigerin.«
    Sie lächelte trotz ihrer Verbitterung. »Und ob!«
    Bolitho sah die vielen Blumen draußen, hörte die Blätter an den Bäumen rascheln. Wie ungewohnt ihm das alles war! »Ich wollte schnell weg aus London, wollte hierher zu dir. Allday kommt nach mit unserem Gepäck.«
    »Es ist ungewohnt, dich ohne ihn zu sehen.«
    »Er versteht’s schon. In Madeira haben wir gebunkert, und ich habe dort Spitzen für dich gekauft. Allday bringt sie mit. Hoffentlich gefallen sie dir. Ich bin vielleicht ein guter Seemann, aber bestimmt kein guter Einkäufer.«
    Damit erhob er sich und holte einen silbernen Fächer aus seiner Uniformjacke. »Der stammt aus Portugal.« Er sah ihre Freude, beobachtete, wie sie den Fächer öffnete, ihn gegen die Sonne hielt.
    »Wie schön er ist!« Sie sah Bolitho an, ihre dunklen Augen hielten ihn fest. »Ich habe solche Sehnsucht nach dir. Ich habe so sehr auf dich gewartet.« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter.
    »Vielleicht sagt eine anständige Frau so etwas nicht, aber ich kann’s nicht länger ohne dich aushallen.« Damit löste sie sich von ihm und verschwand im Schlafzimmer.
    Als er eintrat, stand sie im Gegenlicht am Fenster, das aufs Kap hinausging. Sie hielt den Vorhang hoch und trug nichts als ein weißes Hemd, am Hals gehalten von einer goldenen Kette. Das Haar fiel ihr offen über die Schultern. Sie bewegte sich nicht, als er näherkam und sie in die Arme nahm. Beide blickten aus dem Fenster, und Catherine spürte seine streichelnden Hände. Sie flüsterte: »Hör nicht auf, bitte. Nie wieder!« Sie dehnte sich, als seine Hände ihre Brüste fanden und die Goldkette lösten, vorauf das weiße Hemd zu Boden glitt. Dann lag er neben ihr, und seine Hände glitten über ihre nackte Haut, während sie ihn küßte. Ihre Finger entdeckten das kurze Haar in seinem Nacken, wo vor der Abreise noch sein Zopf gewesen war. Sie wollte ihn so vieles fragen: Warum war der Zopf gefallen? Wie lange konnte er in der Heimat bleiben? Aber ihr Körper wollte nicht warten. Es war kurz, und einmal schrie sie laut auf. Denn auch Bolitho kannte keine Geduld mehr.
    Viel später öffnete er die Augen und fand sich in ihren Armen liegen, als hätten sie sich nie bewegt. Mondlicht schien ins Zimmer.
    »Wie lange liegen wir hier schon?«
    Sie küßte ihn. »Nicht lange genug. Weißt du, daß du einen hellen Fleck am Nacken hast, wo früher der Zopf Schatten warf?«
    »Gefällt es dir?«
    Sie zog seinen Kopf an ihre Brust. »Ich werde mich schon daran gewöhnen. Der Mann, den ich liebe, ist jedenfalls unverändert.« Sie streichelte sein Haar. »Ich bringe dir gleich was zu essen. Die Leute im Haus schlafen längst.«
    Bolitho stand auf, und gemeinsam gingen sie zum Fenster, spürten die warme Nachtluft um ihre nackten Körper streichen und hörten die See unten friedlich um die Felsen rauschen.
    Er legte den Arm um ihre Hüften und spürte, wie ihr Körper ihm antwortete. Der Mond schien auf sie herab wie ein großes silbernes Medaillon.
    »Du hast mir Tag und Nacht gefehlt«, sagte er. »Ich brauche dich so sehr.«
    »Und ich dich auch, Liebster.«
    Er schloß das Fenster. »Siehst du den Ring um den Mond? Wir werden vor Morgengrauen Sturm bekommen.«
    Sie zog ihn an sich. Als er sie umarmte, spürte sie sein Herz hämmern. Später lag er neben ihr, atmete tief und schlief endlich ein.
    Sie sah aus dem Fenster. Der Mond schien so hell wie immer, der Himmel war ganz klar. Die Sterne blitzten wie ferne Lichter.
    Es gab keinen Ring um den Mond. Bolitho mußte sich geirrt haben. Das verletzte Auge hatte ihm einen Streich gespielt. Ihre Angst war wieder da.
     

Ein schöner Sommer
    Bolitho verhielt sein Pferd neben einer niedrigen, moosbewachsenen Mauer und blickte über die Felder zu den kleinen Häusern an der Straße nach Penryn hinüber. So glückliche und zufriedene drei Tage wie seit seiner Rückkehr hatte er noch nie im Leben genossen. Catherine war jede Minute an seiner Seite gewesen und hatte in dieser unbeschwerten Zeit viel aus seinem Leben erfahren. Er war hier geboren, war zwischen diesen Dörfern und Höfen aufgewachsen, bis er wie alle Bolithos zur See gegangen war.
    Die
Manxman,
sein erstes Schiff, lag damals mit ihren achtzig Kanonen in Plymouth. England sonnte sich in einem kurzen Frieden, trotzdem erschrak der zwölfjährige Seekadett Bolitho beim Anblick des Schiffes so sehr wie nie wieder in seinem Leben. Die Höhe der gewaltigen Masten, das Gewirr aus laufendem

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