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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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seiner Frau. »Du mir auch«, sagte er. Errötend richtete sie ihre Frisur.
    Aber er dachte noch immer an die beiden, die da eben losgaloppiert waren, als bedrücke sie nichts auf der Welt. So hatte sein Leben mit Nancy auch einmal ausgesehen, ehe die Kinder kamen und der Kampf um Besitz und Macht ihm das letzte abverlangte.
    Zwei Wochen vergingen, und die restliche Welt existierte nicht für sie. Nur einmal sprachen sie davon, als sie zur Mündung des Helford River ritten. Eine Fregatte segelte sich gerade von Land frei, ihre Segel blitzten in der Sonne, ihr schnittiger Rumpf teilte die Wellen.
    »Wann erwartest du neue Befehle?« fragte Catherine.
    Er legte den Arm um ihre Taille. »Bald. Es gab schon ein paar Hinweise in der Admiralität. Man will ein neues Geschwader aufstellen – falls man genügend Schiffe findet.«
    Auf der Fregatte entfalteten sich die Toppsegel. Im ablandigen Wind nahm sie Fahrt auf wie ein Vogel, der freigelassen worden war.
    In London hatte Bolitho auch von Adam gehört. Sein Neffe hatte das Kommando über die
Anemone
bekommen. Mit ihren achtunddreißig Kanonen machte sie Blockade- und Patrouillendienst vor der niederländischen Küste. Und als seinen Bootsteurer hatte Adam Alldays Sohn an Bord.
    Allday hatte diese Nachricht nicht sonderlich bewegt. Er hatte sich bei seiner Rückkehr nach Falmouth sofort von Yovell und Ozzard getrennt, um schnell seine alte Freundin, die Wirtstochter, zu besuchen. Aber das Wirtshaus hatte den Besitzer gewechselt, und die Wirtstochter war jetzt mit einem Bauern aus Redruth verheiratet. Seither war Allday trübsinnig.
    Am Ende von Bolithos zweiter Urlaubswoche berichtete die
Naval Gazette
über die Eroberung Kapstadts. Der Bericht enttäuschte ihn: kein Wort über den Brander oder über Tyacke. Er legte das Blatt zur Seite. Allday trat ein und meldete Miles Vincent.
    »Na, dann schick meinen Neffen rein.«
    Catherine arbeitete mit Ferguson im Kontor an Preisen und Plänen für das kommende Erntejahr. Bolitho fragte sich, woher sie ihr Wissen nahm. Sie kannte die Getreidepreise in Cornwall, aber auch die weiter im Norden und sogar in Schottland. Ferguson war dankbar für ihre Hilfe und die neuen Ideen.
    Die Tür öffnete sich, und dann stand Felicitys jüngerer Sohn vor ihm. Er trug eine schmucklose blaue Jacke und ein gefälteltes weißes Hemd, alles makellos sauber. Irgendwie erinnerte der Junge an Adam, kam Bolitho allerdings ein wenig schwerblütiger vor.
    »Bitte setz dich.« Bolitho schüttelte seine Hand. »Wir bedauern den frühen Tod deines Vaters. Er hat die Familie sicherlich schwer getroffen.«
    »Das stimmt, Sir Richard.« Der junge Mann nahm Platz und faltete die Hände im Schoß.
    Er sitzt da wie einer, der beim Vater um die Hand seiner Tochter anhält, dachte Bolitho. Schüchtern, aber entschlossen. Man sah ihm den Bolitho an. Miles war neunzehn Jahre alt und hatte die grauen Augen und das dunkle Haar seiner Mutter. Und er besaß die Selbstsicherheit, die man von einem Offizier erwartete.
    »Du willst also Offizier bei der Kriegsmarine werden? Ich sehe da keine Probleme. Grüne Midshipmen haben wir genug, aber erfahrene junge Anwärter wie du sind selten.«
    Bolitho beobachtete Miles’ Reaktion. Was hatte Felicity ihm erzählt? Sie sahen einander heute zum ersten Mal. Einem Vizeadmiral gegenüberzusitzen, dessen Taten in aller Munde waren, machte ihn sicherlich sehr gehemmt. Doch sein Neffe überraschte Bolitho.
    »Ich bin verblüfft, Sir Richard«, sagte der junge Mann. »In der East India Company war ich bereits diensttuender Leutnant, Wachoffizier und für die Navigation zuständig. Man hätte mich sehr bald als Leutnant bestätigt. Sie denken doch nicht, daß ich wieder als Midshipman anfangen werde!« Seine Zurückhaltung war der Empörung gewichen.
    »Langsam, langsam«, mahnte Bolitho. »Der Dienst in der Navy hat mit dem in der Company nicht viel gemein. Man besoldete euch dort besser, ihr hattet mehr Platz. Aber Companyleute kämpfen nur für die eigene Fracht. In der Navy kämpft man gegen den Feind, wer es auch ist. Meine Leute fechten nicht für Geld oder Gewinn und selten genug für König und Vaterland.« Die Augen des jungen Mannes wurden groß. »Sie kämpfen für sich selber und für ihr Schiff, ihre Kameraden, bis der verhaßte, harte Dienst sie schließlich als Wracks ausspuckt. Falls sie Glück haben und überleben.«
    Miles stotterte: »Das war mir nicht klar, Sir Richard.« Jetzt sah er wieder aus wie einer, der um die

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