Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen
nur kurz den Kopf. »Leider kann ich Sie hier nicht willkommen heißen, denn dies ist nicht mein Haus. Ich habe im Augenblick keins.«
»Das werden wir bald ändern«, warf Roxby ein.
»Mein Beileid zum Tod deines Mannes«, sagte Bolitho. »Es muß ein schrecklicher Verlust für dich gewesen sein.«
Sie schien ihn nicht gehört zu haben. »Ich habe gerade erst Edmund benachrichtigen lassen. Mein zweiter Sohn Miles ist gleich mit mir nach England gereist.« Ihre tiefliegenden Augen sahen Catherine an. »Wir hatten noch eine Tochter, aber sie starb in Indien.«
Voll Mitgefühl sagte Catherine: »Das tut mir sehr leid. Ich bin in solch einem Klima aufgewachsen und kann Ihnen den Schmerz nachfühlen.«
Felicity nickte. »Natürlich, bevor Sie Ihren jetzigen Mann in Südamerika trafen, waren Sie ja mit einem Spanier verheiratet.« Roxby unterbrach: »Ein Glas Wein, Richard?«
Bolitho schüttelte den Kopf. War Felicity schon immer so giftig gewesen? »Du weißt, daß du jederzeit in unserem Haus willkommen bist, bis du weißt, wo du dich niederlassen willst«, sagte er zu ihr.
»Während ich auf See bin, handelt Catherine in meinem Namen.« Felicity setzte sich in einen hochlehnigen Stuhl. »Es ist nicht mehr mein Haus, seit ich Raymond geheiratet habe. Und jetzt ist dort bestimmt kein Platz für mich.« Sie blickte Bolitho unbewegt an. »Aber du warst ja schon immer ein taktloser Mensch.«
»Sagen Sie das nicht, Mrs. Vincent. Ich kenne niemanden, der sich mehr um andere Menschen kümmert als Ihr Bruder.« Catherines Augen blitzten, doch ihre Stimme klang beherrscht.
»Selbst wenn andere seine Fürsorge nicht erwidern.«
Felicity wischte Staub von ihrem Ärmel. »Natürlich. Und Sie wissen das bestimmt besser als jeder andere hier!«
Bolitho sah, wie Catherines Finger sich in den Stoff ihres Kleides gruben. Es war ein Fehler gewesen, herzukommen.
»Doch um etwas muß ich dich bitten, Richard.« Felicitys Gesicht blieb unbewegt. »Mein Sohn Miles dient nicht mehr bei der East India Company. Würdest du bitte dafür sorgen, daß er in die Royal Navy eintreten kann? Ich besitze einige Ersparnisse, er sollte also schnell befördert werden.«
Bolitho nahm Catherines Arm. »Ich werde für Miles tun, was ich kann. Er soll mich mal besuchen.« Nach einer Pause fuhr er fort: »Ich verstehe deinen Schmerz über den Verlust deines Mannes, aber nicht deine Ungezogenheit gegenüber Catherine. Dies ist auch nicht mein Haus, sonst würde ich deutlicher werden!«
Catherine war erstarrt, Nancy den Tränen nahe, Roxby blies die Backen auf und wünschte sich woanders hin; nur Felicity blieb kühl und unbeeindruckt. Bolitho nahm Catherines Arm und ging.
Draußen an der Tür murmelte der Hausherr, während ihre Pferde gebracht wurden: »Tut mir leid, Richard, sie hat sich schändlich benommen.« Und zu Catherine gewandt: »Aber sie wird sich wieder fangen. Witwen sind eben manchmal seltsam.« Er küßte ihre Hand.
Catherine lächelte. »Ich kannte ihren Mann nicht, aber ob er mit ihr glücklich war? Meinetwegen muß sie sich übrigens nicht ändern.«
Vor dem Hof nahm Bolitho ihre Hand. »Es tut mir so leid, Kate!« Sie zitterte vor Wut. »Ich bin es gewöhnt. Aber niemand darf so über dich reden.« Die Pferde blieben stehen, als spürten sie Catherines Ärger. »Und das soll deine Schwester sein? Weiß sie eigentlich, was du für dieses Land tust?«
Er streichelte ihren Arm. »Meine Tigerin!«
Sie wischte sich mit dem Handschuh über die Augen. »Zur Hölle mit ihr! Wir reiten um die Wette nach Hause!«
Ihr Pferd warf schon Schmutz von der Straße hoch, ehe Bolitho noch losreiten konnte. Roxby blickte ihnen nach, bis sie in den Feldern verschwunden waren. Was für ein Temperament, dachte er. Kein Wunder, daß Richard so gut aussieht, diese Frau hält ihn jung. Er blieb vor einem Spiegel stehen. Mit einer Frau wie Catherine würde er … Aber er verbot sich diese Gedanken.
Als er das Zimmer betrat, war er froh, nur seine Frau anzutreffen.
»Felicity hat sich hingelegt, Lewis.«
Roxby sah Tränenspuren in Nancys Gesicht und trat zu ihr, um sie zu streicheln. »Es wird Zeit, daß ich ein Haus für sie finde. Aber woher weiß sie das alles über Catherine? Wir haben ihr nichts erzählt.«
Nancy nahm seine Hand. »Das wüßte ich auch gern. Richard sieht übrigens sehr viel besser aus als bei seinem letzten Urlaub. Diese Frau tut ihm gut.«
Roxby sah, daß kein Diener in der Nähe war, und tätschelte den vollen Busen
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