Maurice, der Kater
ihn unterm Bett. Das ist wohl kaum ein angemessener Spannungsbogen. Wenn schon jemand dumme Geschichten über Tiere schreiben muss, die sich wie Menschen verhalten, so sollte zumindest ein wenig interessante Gewalt darin vorkommen …«
»Meine Güte«, kam Maurices Stimme vom Gitter.
Diesmal sah Keith nach unten. Pfirsiche und Gefährliche Bohnen waren fortgegangen. »Ich hab’s nie übers Herz gebracht, es ihnen zu sagen«, murmelte er leise vor sich hin. »Sie hielten alles für wahr.«
»In der Welt von Pelzigtief mag es wahr sein«, erwiderte Malizia und richtete sich auf, als es im Schloss klickte. »Aber nicht in dieser. Kannst du dir vorstellen, dass jemand so einen Namen erfunden und nicht gelacht hat? Gehen wir.«
»Du hast sie schockiert«, sagte Keith.
»Komm jetzt, wir müssen von hier verschwinden, bevor die Rattenfänger zurückkommen«, drängte Malizia.
Das Problem mit ihr, fand Maurice, war vor allem, dass sie nicht darauf achtete, wie andere Leute sprachen. Sie achtete überhaupt kaum darauf, was jemand anders sagte.
»Nein«, sagte Keith.
»Nein was?«
»Nein, ich komme nicht mit«, sagte Keith. »Etwas Schlimmes geht hier vor. Etwas, das viel schlimmer ist als dumme Männer, die Lebensmittel stehlen.«
Maurice beobachtete, wie sie sich erneut stritten. Menschen. Glauben, die Krone der Schöpfung zu sein. Wir Katzen hingegen… Wir wissen, dass wir die Krone der Schöpfung sind. Hat jemals eine Katze einen Menschen gefüttert? Beweis erbracht.
Wie die Menschen schreien, erklang eine leise Stimme in Maurices Kopf.
Ist das mein Gewissen?, dachte Maurice. Seine eigenen Gedanken antworteten: Was, ich? Nein. Aber ich fühle mich jetzt viel besser, weil du von Konservierungsstoffe erzählt hast. Voller Unbehagen verlagerte er das Gewicht von einer Pfote auf die andere. »Nun, äh«, flüsterte er und blickte auf seinen Bauch, »bist du das, Konservierungsstoffe?«
Diese Sorge begleitete ihn, seit er begriffen hatte, einen Veränderten gefressen zu haben. Sie konnten sprechen. Angenommen, man verspeiste einen. Angenommen, die Stimme blieb in einem drin. Angenommen… der Traum von Konservierungsstoffe wanderte in seinem Innern umher. Solche Dinge konnten den ruhigen Schlaf einer Katze erheblich stören.
Nein, sagte die Stimme und sie klang wie das leise Rauschen des Windes in fernen Bäumen. Ich bin’s. Ich bin… SPINNE.
»Ach, du bist eine Spinne?«, flüsterte der Gedanken-Maurice. »Mit einer Spinne werde ich selbst dann fertig, wenn man mir drei Pfoten auf den Rücken fesselt.«
Nicht eine Spinne. SPINNE.
Das Wort schmerzte. Das war zuvor nicht der Fall gewesen.
Jetzt bin ich in deinem KOPF, Katze. Katzen, schlimm wie Hunde, schlimmer als Ratten. Ich bin in deinem KOPF, und ich werde ihn NIE mehr verlassen.
Maurices Pfoten zuckten.
Ich werde in deinen TRÄUMEN sein.
»Hör mal, ich bin hier nur auf der Durchreise«, flüsterte Maurice verzweifelt. »Ich will keinen Ärger. Ich bin unzuverlässig! Ich bin eine Katze! Ich würde mir nicht trauen, und ich bin ich selbst! Wenn du mir gestattest, an die frische Luft zurückzukehren, lasse ich dich garantiert in Ruhe…«
Du willst nicht WEGLAUFEN.
Stimmt, dachte Maurice. Ich will nicht… He, Moment mal. Ich will weglaufen!
»Ich bin eine Katze«, brummte er. »Keine Ratte wird mich kontrollieren. Du hast es versucht!«
Ja, antwortete Spinne. Aber zu dem Zeitpunkt warst du STARK. Jetzt drehen sich deine Gedanken im Kreis, und du möchtest, dass jemand anders das Denken für dich erledigt. Ich kann für dich denken.
Ich kann für JEDEN denken.
Ich werde immer bei dir sein.
Die Stimme verklang.
Na schön, dachte Maurice. Wird Zeit, mich von dir zu verabschieden,
Bad Blintz. Die Party ist vorbei. Die Ratten haben viele andere Ratten, und selbst die beiden Menschen haben sich gegenseitig, aber ich habe nur mich, und ich würde mich gern an einen Ort bringen, wo keine seltsamen Stimmen zu mir sprechen.
»Entschuldigung«, sagte er laut. »Gehen wir jetzt, oder was?« Die beiden Menschen drehten sich um und sahen zum Gitter. »Was?«, fragte Keith.
»Ich würde lieber gehen«, sagte Maurice. »Lös dieses Gitter aus der
Wand. Es ist verrostet und sollte keine Probleme machen. Braver Junge. Und jetzt lasst uns von hier verschwinden…«
»Sie haben einen Rattenpfeifer gerufen, Maurice«, sagte Keith. »Und die Ratten des Clans sind hier überall verstreut. Morgen ist der Pfeifer hier. Ein echter Pfeifer, Maurice. Kein falscher wie ich. Echte
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