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Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Couloumbis
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sieht, winzig klein. Sogar das Lametta ist extradünn und kurz, damit es nicht zu weit von den Zweigen herunterhängt.
    Allmählich fühlte ich mich etwas besser, immerhin so gut, dass ich mir ein paar Minuten lang keine Sorgen mehr machte.
    Hoffentlich war das nicht schlimm.
    » Ben hat nicht zurückgerufen«, sagte ich.
    » Keine Nachrichten sind gute Nachrichten«, meinte sie.
    Auch sie wirkte nicht besorgt.
    » Wahrscheinlich.«
    » Was macht ihr denn so am Samstagsabend, du und deine Ma? Fernsehen?«
    » Schachspielen.«
    » Schach?«
    » Ja.«
    Sie legte eine Hand auf die Hüfte. » Jetzt wohne ich so viele Jahre quer über den Flur– wieso weiß ich nicht, dass ihr Schach spielt?«
    Ich zuckte die Achseln. » Vielleicht weil wir auf einem Tisch in Moms Schlafzimmer spielen. Der Nähtisch ist das Schachbrett und links und rechts sind Schubladen für die Figuren. Wir können es einfach stehen lassen, ohne dass was durcheinanderkommt.«
    Sie war schon auf dem Weg zum Flurschrank. Ich dachte, sie hole ein Puzzle, denn Mrs Buttermark liebt Puzzles. Ich steh nicht so drauf, aber wenn ich bei ihr bin, ist es okay.
    Sie kramte eine Weile geräuschvoll im Schrank herum, dann förderte sie ein Schachspiel zutage. Es war zwar ein zusammenklappbares Brett mit Plastikfiguren, aber egal. Es war ein Schachspiel.
    Eine Figur fehlte, ein Läufer. Mrs Buttermark holte als Ersatz einen winzigen Salzstreuer, und dann wurde es Ernst.

Kapitel vier
    In dieser Nacht schlief ich auf Mrs Buttermarks Couch. Ich fühlte mich gut, als sie das Licht ausmachte. Auf der Couch lag es sich bequem, obwohl mein Steißbein schmerzte.
    Mrs Buttermark hatte mir nämlich erklärt, dass ich aufs Steißbein gefallen sei. Ihr war das offenbar auch mal passiert. Das könne länger wehtun als Moms gebrochenes Bein, würde aber nach einer Weile besser. Beim Einschlafen dachte ich, wie komisch, dass man ein Steißbein hat.
    Dann träumte ich, meine Ma hätte sich im Museum verirrt.
    Außerdem stieg sie ohne mich aus der U-Bahn, und ich verirrte mich. Dann fiel sie in ihre Teetasse und ertrank, weil ich nicht schwimmen konnte, um sie rauszuholen.
    Das war natürlich Quatsch, weil wir in Baltimore keine U-Bahn haben und man in einer Teetasse ja nicht ertrinken kann.
    Ich hab mich echt mal im Museum verirrt, es aber nicht gemerkt. Es gab so viel anzuschauen, dass ich gar nicht drüber nachdachte, wo Ma steckte. Ich hatte mich verirrt und wurde gefunden, bevor ich überhaupt merkte, dass sich jemand Sorgen machte.
    Ich wachte die ganze Nacht lang immer wieder schwitzend auf und warf die Decke ab. Später wachte ich dann frierend auf und kuschelte mich wieder unter die Decke. Der Wecker stand auf 5 Uhr 55, als ich das letzte Mal wach wurde und aufs Klo musste.
    Ein paar Minuten nachdem ich mich wieder auf die Couch gelegt hatte, stand Mrs Buttermark auf. Dann hörte ich lange Zeit die Dusche rauschen. Erst eine Stunde später sah ich Mrs Buttermark wieder.
    Ich habe gemerkt, dass, wenn man mit einer Frau zusammenwohnt, man zehn Minuten vor ihr aufstehen muss, damit man ins Bad kann. Oder man bleibt ab dem Moment, in dem sie im Bad verschwindet, einfach eine Stunde länger liegen. Das ist bei Ma so. Das ist bei Tante Ginny so, und bei Suzie auch.
    Und sie alle kommen immer erst kurz nach Mittag aus dem Haus, es sei denn, man muss unbedingt zum Karatekurs oder in die Schule oder zu einem Arzttermin. Keine Ahnung, warum.
    Ich knipste eine Lampe an, nahm eins von Mrs Buttermarks Büchern vom Regal und fing an zu lesen. Es ging gleich richtig ab, mit einer Leiche auf der zweiten Seite und einer Kriminalbeamtin, die beschließt, den Fall zu lösen.
    Gegen elf Uhr waren wir im Krankenhaus. Für jemanden, der schon lang vor Sonnenaufgang aufgestanden war, war elf Uhr praktisch schon Mittag. Trotzdem fand ich, dass wir gut in der Zeit lagen.
    Ma war in ein anderes Stockwerk verlegt worden. Nach ein paar verwirrenden Minuten fanden wir ihr Zimmer. Sie schlief, aber ihr Gesicht wirkte nicht mehr so maskenhaft wie gestern.
    Zwei Männer standen an ihrem Bett, auf jeder Seite einer.
    Ich sah gleich, dass der eine Arzt war. Weißer Kittel, Klemmbrett in der Hand. Er ähnelte einem Typen, den ich im Sommer im Park auf dem Basketballplatz gesehen hatte. Ich hoffte aber, dass er es nicht war, dann wäre er nämlich noch in die Highschool gegangen.
    Der andere Mann war angezogen wie für einen Angelausflug. Er hatte ein altes Gesicht, aber seine Schultern waren breit, als gehe

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