Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Couloumbis
Vom Netzwerk:
er regelmäßig zum Training. Sein weißes Haar war so kurz geschnitten, dass man die Haut rosa durchschimmern sah.
    Er sah seltsam aus. Aber es wehte irgendein Geruch durchs Zimmer, den ich am liebsten tief eingeatmet hätte.
    Der Arzt fragte uns: » Gehören Sie zur Familie?«
    » Ich bin Liz’ Nachbarin«, antwortete Mrs Buttermark wie eine Schuldirektorin. » Das hier ist Jake, ihr Sohn. Und wer sind Sie?«
    Der Arzt war schneller mit der Antwort, wirkte aber weniger interessiert als der andere Typ. Er sagte, die Schwellung sei zurückgegangen und man könne jetzt operieren. Ma habe kaum Schmerzen, das freute mich.
    Der andere Typ entpuppte sich als mein Opa.
    » Colonel Wexler«, sagte er und schüttelte Mrs Buttermark die Hand. Zu mir sagte er nichts. Es war fast so, als bemerke er mich gar nicht.
    Seiner Stimme nach hatte ich ihn mir immer ein bisschen wie meinen Dad auf den Fotos vorgestellt, nur älter. Ich hatte immer gedacht, bei einer Begegnung würde mich sein Anblick nicht überraschen.
    Aber er überraschte mich doch.
    Mein Dad war blond und auf den gemeinsamen Fotos größer als Ma. Außerdem war er hager. Opa hingegen war stämmig. Hätte Ma aufstehen können, wäre sie größer gewesen als er.
    Trotzdem sah Opa eigentlich nicht wie ein völlig Fremder aus. Das war das Erstaunliche. Ich glaube, er dachte das Gleiche, denn er musterte mich erst mal und es dauerte ein paar Sekunden, bis er mir die Hand schüttelte.
    » Gehen wir doch am besten in den Flur und lassen Liz schlafen«, sagte er. » Es war eine lange Nacht.«
    Wir hatten Ma ein paar Sachen mitgebracht. Mrs Buttermark stellte die Tasche am Fenster ab.
    Draußen im Flur meinte ich: » Der Arzt hat gesagt, sie hat die ganze Nacht durchgeschlafen.«
    » Mit Unterbrechungen«, sagte er und sah nur Mrs Buttermark an. Als wollte er ihr etwas sagen, das ich nicht hören sollte.
    Hätte es sich um Ma und Tante Ginny gehandelt, dann wäre ich weggegangen und hätte sie in Ruhe miteinander reden lassen, aber jetzt, wo Ma da drin im Bett lag, wollte ich alles mitkriegen.
    » Ich war gegen Mitternacht da«, sagte er, » bevor sie ihr mehr Schmerzmittel gaben.«
    » Sie sind also direkt hierher ins Krankenhaus gefahren«, erwiderte Mrs Buttermark. Auch sie redete über meinen Kopf hinweg. Und doch hatte ich das Gefühl, sie rede eigentlich mit mir, ziemlich seltsam. » Waren Sie die ganze Nacht hier? Wie lieb von Ihnen.«
    » Diese Angestellte meinte, der Junge sitze hier ganz allein in der Klinik herum«, sagte er.
    Der Junge? Ich? Meinte er mich? Ich sagte: » Miss Sahara wollte, dass ich gehe.«
    Er warf mir einen Blick zu und sah dann weg. Diesen Blick hatte ich schon mal irgendwo gesehen, ich wusste nur nicht, wo. Mir kam es vor, als hätte ich seiner Meinung nach nicht heimgehen dürfen. Als hätte ich da sein sollen, als er kam.
    » Ich wusste ja nicht, dass du kommst«, sagte ich.
    » Aber natürlich bin ich gekommen«, sagte er, und ich hätte jetzt gern Matthews Großmutter als Beistand gehabt. Er sprach in Mrs Buttermarks Richtung und streifte mich mit einem flüchtigen Blick. » Habt ihr geglaubt, ich würde nicht kommen, wenn ihr mich braucht?«
    » Ich konnte ja nicht ahnen, dass Miss Sahara dich angerufen hat.« Das stimmte nicht ganz. Ich hatte es schon gewusst. Zumindest vermutet.
    » Liz hätte mich selber anrufen sollen«, sagte er,
    Als ich kurz zu Mrs Buttermark hinsah, bemerkte ich ihren Gesichtsausdruck. Sie fand das nicht gut, was Opa sagte. Da sie aber schwieg, hielt ich auch den Mund.
    » Diese Frau, Sahara«, fuhr Opa fort, » war irgendwie so…«
    » Rechthaberisch«, sagte ich.
    » Übereifrig«, meinte Opa.
    » Unerträglich«, stimmte Mrs Buttermark zu. Ich hatte ihr von Miss Sahara erzählt. » Wahrscheinlich hatte sie Dienstschluss und wollte nach Hause.«
    Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.
    » Liz und ich konnten darüber sprechen, wie wir mit dieser Situation umgehen«, sagte Opa. Ich war froh, dass Ma zwischendurch wach gewesen war. Vielleicht wachte sie ja auf, solange ich hier war.
    Man merkte, dass Opa sein Leben lang beim Militär gewesen war. Er hörte sich an wie jemand, der in einem Kriegsfilm eine Strategie entwickelt. Allerdings hab ich solche Filme noch nicht so oft gesehen. Ma sagt, ich sei zu jung dafür. Aber der Hauptgrund ist, dass sie keine Kriegsfilme mag. Ich darf ja auch Filme anschauen, in denen Drogensüchtige vorkommen und rumgeknutscht wird. Aber eigentlich bin ich dafür auch noch zu

Weitere Kostenlose Bücher