Maxie und ein Fisch mit Fernweh
die Klarinette vorsichtig zur Seite.
„Du bis t … ech t … cool, so verdamm t … cool“, stammle ich.
Schade, dass ich Jonas nicht schon früher kennengelernt habe. Der hat es echt drauf. Und noch mal schade, dass sein Vater der nervigste Typ auf der ganzen Welt ist.
Pechschwarze Krähenkacke irgendwie.
Ich schaffe es …
Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig, aus der Villa und vor allem aus dem verbotenen Zimmer zu verschwinden, bevor Herr Pfeffer vom Kaffeetrinken zurückkommt. Hoffentlich hat Mama ihm ordentlich die Hölle heißgemacht. Das ist schon fast ein Stoßgebet.
Jonas bringt mich bis zur Haustür. „Viel Glück!“ Er lächelt. „War echt lustig mit dir.“ Er wird ein bisschen rot, oder ist das nur die Abendsonne, die plötzlich hinter den Wolken hervorlugt?
„Die Käfer werden schon ganze Arbeit leisten“, beruhige ich ihn. Ich gönne Herrn Pfeffer den Heidenschrecken, wenn er ahnungslos ins Bett steigt.
An der Gartenpforte laufe ich direkt in ihn hinein. Er hat Lukas im Schlepptau. Anscheinend war er die ganze Zeit mit Eddy und Jule im Garten. Super, so hat meine Schwester uns den Knirps vom Leib gehalten.
„Aha! Damenbesuch!“ Herr Pfeffer grinst aufgeräumt. „Diese nette Abwechslung war in deiner Hausarreststrafe allerdings nicht inbegriffen, mein Sohn.“
Sofort ist meine megagute Laune verschwunden und mir wird ganz heiß vor Wut. Mein Sohn! Wie hört sich das denn an?
„Wenn Sie Ihren älteren Sohn Jonas meinen, Herr Pfeffer!“, antworte ich kühl. „Dem habe ich nur das Hausaufgabenheft gebracht. Er hat es auf unserem Platz in der Schule liegen lassen. Adieu.“ Ich düse ab und versuche dabei möglichst hochnäsig zu gucken.
Herr Pfeffer schaut mir verblüfft hinterher. „Die hat aber Haare auf den Zähnen“, höre ich ihn sagen, als er mit Jonas und Lukas in der Villa verschwindet.
Also ehrlich, so etwas Freches hat noch kein Vater über mich gesagt. Und vor allem keiner, der gleichzeitig Lehrer ist.
Mal hören, was Mama meint, wenn ich ihr das erzähle. Wollte sie Herrn Pfeffer nicht wegen Beleidigung verklagen? Dann kann das gleich mit auf ihre Liste.
Leider ist Mama nach Herrn Pfeffers Besuch schrecklich gut gelaunt und hat ihre Rache-Absichten anscheinend vollkommen über den Haufen geworfen.
Jedenfalls höre ich das aus ihrem Wasserfall-Monolog heraus. Sie redet ohne Punkt und Komma, als ob ich nicht Maxie, sondern das Mikrofon eines Tombandgeräts wäre, in das man hineinspricht.
„Dieser Herr Pfeffer besteht einfach darauf, die Mauer mit eigenen Händen wieder aufzubauen“, erzählt sie begeistert. „Weil er ja auch dumm genug gewesen sei, sie umzufahren. Wie unvernünftig von ihm! Seine Versicherung zahlt doch die Handwerker. Aber nein, ich konnte ihn nicht davon abbringen. Er verglich die Sache mit einer Strafarbeit in der Schule. Und dabei hat er es gerade so schwer mit seinem großen Sohn. Ist mir kürzlich gar nicht aufgefallen, dass dieser Jonas so pampig ist. Ein Glück hatte ich doch noch Kirschkuchen gebacken. Zufällig ist das Herrn Pfeffers Lieblingskuchen. Und sogar den Honig darin mochte er. Aber eine Sache war total lusti g – er hat sich erst gar nicht getraut, in meinen Kuchen hineinzubeißen. Erst hat er daran gerochen, dann hat er so vorsichtig einen Krümel probiert, als ob er vergiftet wäre.“ Sie lacht belustigt. „Ich scheine ihm wirklich einen gehörigen Schrecken eingejagt zu haben. Aber dann hat er sich darüber hergemacht, als wäre er vollkommen ausgehungert. Ich musste ihm das Stück für Kassia fast aus der Hand reißen.“
Ich muss mich zusammennehmen, dass ich nicht laut losbrülle. Stattdessen schneide ich Kassia und Jule wilde Grimassen. Die beiden schneiden eindeutige Grimassen zurück.
Ich kann mir lebhaft vorstellen, wovor sich Herr Pfeffer gefürchtet hat.
Mama schüttelt verständnislos den Kopf. „Was ist denn mit euch schon wieder los? Manchmal seid ihr wirklich seltsam. Ich muss Herrn Pfeffer dringend fragen, ob das mit Jungs genauso ist.“
In diesem Augenblick läutet das Telefon und Mama läuft hinaus in den Flur.
Wir hören sie aufgeregt telefonieren. „Was? Wie schrecklich. Das ist doch gar nicht möglich. So viele? Da muss man vielleicht doch einen Kammerjäge r … ja, ich kenne da eine sehr zuverlässige Person. Keine Panik! Ich bin sofort bei Ihnen.“ Sie beendet das Gespräch abrupt.
Plötzlich ahne ich nichts Gutes.
„Der arme Mann!“ Mama stürmt mit einem Gesichtsausdruck
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