Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)
entfernten Zukunft ist dieses Prinzip offenbar unangetastet geblieben. Die Föderation kann – anders als ihrem Innern – keine Schönwetterpolitikbetreiben, sondern muss herunterkommen in die Niederungen knallharter Interessenkonflikte, um ihre Stellung zu verteidigen. Sie ist Teil eines Alls voller schillernder geschichtlicher und politischer Ereignisse, die unablässig die Tektonik zwischen unterschiedlichen Kulturen, Völkern und Interessenverbänden verschieben.
Dieser Teil will sich – auch unter Zuhilfenahme der
Star Trek
-Romane – folgender Fragen annehmen: Wie ist die Entwicklung der Erde in
Star Trek
seit den 1990er Jahren verlaufen? Welche Mächte bestimmen seit dem Aufbruch der Menschheit zu den Sternen maßgeblich die Geschicke des Quadrantengefüges? Welches sind die zentralen Konflikte in den drei Jahrhunderten, in denen
Star Trek
sich bewegt? Welche Akteurskonstellationen sind festgefahren, welche eher im Fluss? Schließlich gilt es zu klären: In welche Richtung entwickeln sich die Quadranten – und steuern sie gar auf neue Kriege zu? Eine politische Chronologie von den 1990er Jahren bis an die Grenze des 25. Jahrhunderts, konzentriert auf Menschen/Föderation, Klingonen, Romulaner, Cardassianer und Dominion.
6.1
21. JAHRHUNDERT: URKATASTROPHEN UND
LEHREN
von Julian Wangler
Das 21. Jahrhundert hält die größten Umwälzungen und Veränderungen für die Menschheit bereit – im Guten wie im Schlechten. Den Ausgangspunkt bildet die Verquickung der Eugenischen Kriege mit dem Dritten Weltkrieg, die mit Abstand schrecklichsten inneren Konflikte, denen sich Menschen jemals stellen mussten. Erst der Warpflug Zefram Cochranes führt zur Ankunft der Vulkanier. Mit dem legendären Ersten Kontakt wendet sich das Blatt für die kriegsmüde, ruinierte Erde.
1993 BIS 1996: EUGENISCHE KRIEGE
Am Beginn der Geschichtsschreibung des
Star
Trek-Universums stehen die Eugenischen Kriege auf der Erde. Ihr Ausbruch bedeutet einen Konflikt von globaler Tragweite mit beträchtlichen Auswirkungen für die Menschheit und die spätere Föderation. In ihnen versuchen Augments – genetisch verbesserte Menschen, die in den 1980er Jahren von einer Reihe sozialutopisch motivierter Wissenschaftler durch Klonexperimente als In-Vitros gezüchtet wurden – die Weltherrschaft an sich zu reißen. Durch politische Intrigen in den internationalen Beziehungen gelingt es dem mächtigsten Augment Khan Noonien Singh, sich zum Fürsten über einen beträchtlichen Teil des indisch-asiatischen Raums aufzuschwingen (vgl. Roman TOS
The Eugenic Wars: The Rise and Fall of Khan Noonien Singh, Vol. 1
).
Mit der Unterwerfung von bis zu einem Viertel der Weltbevölkerung ist jedoch bereits der Keim des jähen Untergangs der Mutantenherrschaft gesät: In ihren Versuchen, auch den Westen mit ihren totalitären Gesellschaftsapparaten zu überziehen, beginnen sich die optimierten Staatslenker nämlich auch gegenseitig zu misstrauen. Dieser innere Zersetzungsprozess, der aus der Selbstüberschäzung und unbedingten Machtgier der In-Vitors resultiert, leistet der späteren Niederlage der Augments Vorschub: Das Ende der Eugenischen Kriege besteht im Tod der meisten genetisch erweiterten Despoten und in der Flucht Khans und seiner Anhänger mit dem Kryostaseschiff
S.S. Botany Bay
(vgl. TOS 1×22:
Der Schlafende Tiger
; vgl. Roman TOS
The Eugenic Wars: The Rise and Fall of Khan Noonien Singh, Vol. 2
).
Zu diesem Zeitpunkt hat der internationale Konflikt mindestens dreißig Millionen Menschen getötet und gerade zahlreiche Entwicklungsländer verwüstet. Eine der ersten politischen Maßnahmen nach Beendigung der Eugenischen Kriege besteht darin, die Manipulation der DNA eines Menschen auf der Erde unter Höchststrafe zu stellen. Trotzdem können sich die nationalen Regierungen nicht dazu durchringen, die rund zweitausend verbliebenen Augmentembryonen zu vernichten.
Spätere Krisen sind damit vorprogrammiert: Mehr als einhundert Jahre später, im Jahr 2154, stiehlt der Genetiker Arik Soong mehrere Augmentembryonen und zieht sie groß. Er träumt davon, die Mutantenbewegung wiederzubeleben, weil er davon überzeugt ist, man könnte Augments ohne negative Eigenschaften erzeugen (vgl. ENT 4×04/05/06:
Borderland/Cold Station 12/Die Augments
).
Überdies sind die Eugenischen Kriege eine zentrale Etappe auf dem Weg zum Dritten Weltkrieg. Ursächlich hierfür ist gewiss der Umstand, dass mit dem Verschwinden der Augmentherrschaft sich nicht auch ihre
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