Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)
der Gewohnheit verfallen, ihre Kräfte zur eigenen Unterhaltung am restlichen Weltraum auszuprobieren.
Dem nicht genug: Die Q nehmen es sich heraus, ganze Völker anzuklagen und deren Unvollkommenheit zu bemängeln. Völker wie die Menschheit, die im 24. Jahrhundert mit einiger Zufriedenheit von sich annimmt, eine Weiterentwicklung durchlebt zu haben, während sie kühn zu den Sternen aufbricht. Schon in der Pilotfolge stellen die Q die Erdenbewohner vor Gericht und zwingen Picard, stellvertretend den Beweis dafür anzutreten, dass die Menschheit eine Existenzberechtigung hat und den Vorwurf der »einfältigen, barbarischen Rasse« tatsächlich nicht länger verdient.
Die Konfrontation mit willkürlicher Macht und dem Zwang schier unerfüllbarer Maßstäbe ist allerdings nur eine Seite der Medaille des Q-Konzepts. Eine weitere Veränderung gegenüber TOS besteht darin, das Seelenleben eines Gottes offen zu legen – und sich dadurch auf die Vorstellung einzulassen, wie es wäre, wenn es ein solch omnipotentes Geschöpf
wirklich
gäbe. Nie zuvor ist man einem Vertreter der Allmacht so nah gewesen wie bei Q. Im Laufe der Serie erfahren wir von Qs Launen, von seinen Nöten und Sehnsüchten. Vor allem aber erfahren wir, dass es gar nicht so einfach ist, ein Gott zu sein. Beizeiten kann es sogar eine ziemliche Belastung sein.
UNFREIWILLIGER BESUCHER
Q kehrt in sieben Jahren TNG wiederholt auf die
Enterprise
zurück – stets dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Und immer sind mit seinem Auftauchen erhebliche Probleme und Herausforderungen verbunden, die auf Picard und seine Leute zukommen. Der Kontinuumsquerulant spart zu keiner Zeit an spitzzüngigen Kommentaren und Provokationen. Einmal verpasst er Picard Strumpfhosen und schickt ihn kurzerhand in den Sherwood Forest. Dann lässt er die Föderation mit den Borg zusammenstoßen, die sich wenig später zum schlimmsten Feind aufschwingen sollen. Einmal experimentiert er an Commander Riker, indem er ihm Q-Kräfte verleiht. Dann kommt er in der Rolle des Richters Gnadenlos daher. Immer jedoch geht es auch um persönliche Motive. Denn ob man es glaubt oder nicht: Selbst – oder gerade – Götter können zuweilen ziemlich einsame Geschöpfe sein.
»Sie sind im ganzen Universum das, was einem Freund am nächsten kommt«, beichtet Q Picard einmal. Ein ziemlich brisantes Geständnis, aber eines, das uns hilft, Qs Natur zu entschlüsseln. Seitdem ist nämlich klar, dass Q unabhängig von den Weisungen seines Kontinuums einen handfesten Grund besitzt, ständig zur
Enterprise
zurückzukehren.
Überhaupt ist es die seltsame Hassliebe, diese eigentümliche Schwäche für den Sternenflottencaptain, die uns den empfindlichsten Punkt Qs offenbart – und darin seine ureigene Liebenswürdigkeit. Q kann daher im TNG-Finale
Gestern, Heute, Morgen
zu einem heimlichen Verbündeten Picards werden, während sein Volk den Prozess gegen die Menschheit doch unerbittlich vorantreibt.
Bei Q ist Roddenberry seiner Götterzeichnung also doch treu geblieben: Q ist zuweilen
sogar
sehr menschlich. Allerdings wird ihm dies nicht immer nur negativ ausgelegt. In der Endmoral ist eher das Gegenteil der Fall.
Die Selbsterkenntnis, die sich in für die Q-Figur zentralen Episoden wie
Noch einmal Q
Bahn bricht, enthält viel Kritik. Vielleicht kribbelt es den Störgeist ja nur deshalb so in den Fingern, mit anderen Spezies seine schlechten Scherze zu treiben, weil er selbst ziemlich allein ist. Eine Gesellschaft, in der jeder sein eigener Anfang und sein eigenes Ende ist und niemand den anderen wirklich braucht, ist voll von Egomanen. Q ist ein Beispiel dafür: Seine Unzufriedenheit im Kontinuum treibt ihn erst hinaus in die Weite, wo er seinem Unfug nachgeht.
OMNIPOTENT UND DOCH LERNEND
Als er auf die
Enterprise
stößt, wird Q neidisch auf das, was er vorfindet. In einem seiner ehrlichen Momente gesteht er Picard, dass ihn vermutlich niemand vermisse, würde es ihn plötzlich nicht mehr geben. Freundschaft und Liebe, so zeigt Qs Ehrlichkeit, kann man nun einmal nicht mit überirdischen Kräften erzwingen. Qs Aussage macht deutlich, welch hohen Preis man für Allmacht zahlt, vielleicht einen zu hohen. Von Einsamkeit geplagt, erkennt Q, dass ihm etwas fehlt, das die sterblichen, kleinen Wesen im Gegensatz zu ihm besitzen – und dass ihm dadurch ein ganzer Kosmos verschlossen bleibt.
»Ohne meine Kräfte habe ich vor allem Angst. Je mehr ich lerne, was es bedeutet ein Mensch zu sein, desto mehr
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