MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
Zudem werden sämtliche Erinnerungen an das Hexerdasein gelöscht.“
Ich hörte Marc hinter mir laut stöhnen.
„ Chris, musst du denn alles haarklein erklären?“
Ich drehte mich zu Marc und schaute ihn biestig an, während Chris fortfuhr.
„ Da die Frage sowieso gleich gekommen wäre: Dieses Urteil wird eigentlich nur ausgesprochen, wenn ein Hexer den Todeszauber oder ein Körpertauschritual angewendet hat.“
„ Todeszauber?“, hörte ich zur Abwechslung mal Nina fragen.
„ Wie es das Wort schon beschreibt, ist es ein Zauber, mit dem man jemanden umbringt.“
„ Also Mord? Da finde ich das Urteil mehr als gerecht. Bedeutet es, dass sie dann ganz normale Menschen sind?“, wollte ich wissen.
„ Ja, genau! So, wie du und Nina. Zudem haben sie keine Ahnung, was sie vorher waren.“
Mit in Falten gelegter Stirn saß ich da und dachte über das alles nach.
„ Ich würde euch gerne mal in Aktion sehen“, sagte Nina plötzlich.
„ In Aktion?“, fragte Marc.
„ Na, euch zaubern sehen. Zum Beispiel eine schwebende Bürste oder lasst es regnen oder, was weiß denn ich, was ihr alles könnt.“
Nina war richtig aufgedreht.
Die Jungs tauschten einen kurzen Blick aus und Marc schüttelte grinsend den Kopf.
„ Na, okay! Dann setzt euch beide im Schneidersitz auf den Boden.“
Er deute mit den Händen auf die Mitte des Zimmers. Wir setzten uns. Ich spürte, wie sich Aufregung in meinem Körper breitmachte. Marc kniete sich zu uns.
„ Jetzt schließ ihr beide die Augen und öffnet sie erst wieder, wenn ich es sage.“
Wir gehorchten und es war augenblicklich mucksmäuschenstill im Zimmer. Ich registrierte, dass Marc aufstand und sich von uns entfernte.
„ Excanto roseu iubar!“, hörte ich ihn sprechen. Es dauerte keine Minute, bis er uns aufforderte, die Augen wieder zu öffnen.
Als ich sie öffnete, konnte ich nicht glauben, was ich sah. Marc stand etwas abseits, mit den Händen hinter dem Rücken. Er lächelte mich so herzlich an, dass mir bei diesem Anblick ganz warm ums Herz wurde. Der eigentliche Zauber allerdings ließ mich für kurze Zeit das Atmen vergessen. Aus der Decke meines Zimmers regnete es. Es waren jedoch keine Regentropfen, sondern tausende, gut duftende Rosenblätter, umringt von glitzernden Silberfäden. Es sah absolut atemberaubend aus. Mit riesigen Augen und offenen Mündern beobachtete Nina und ich dieses Spektakel. Ich streckte meine Hände aus, um die Rosenblätter zu berühren, aber immer, wenn sie mich streiften, lösten sie sich mit einem leisen Zischen in Nichts auf. Ebenso die silbrigen Fäden. Es war ein farbenfrohes Meer aus Rosenblättern. Sie flogen schwerelos im gesamten Zimmer umher, bis Chris den Zauber beendete, in dem er einfach in die Hände klatschte und „Desinere!“ rief.
„ Genug davon! Kommt zurück in die Realität, ihr zwei“, sagte Chris und lächelte Marc selbstzufrieden an.
„ Och, schade!“, meckert Nina und stand auf.
„ War es das, was du sehen wolltest?“, fragte Marc.
„ Ja, genau. Und davon hätte ich in Zukunft gerne mehr“, erwiderte Nina zufrieden.
„ Wir sollten das alles erst einmal sacken lassen! Noch mehr Überraschungen und mein Kopf platzt“, warf ich in die Runde, nachdem ich mich halbwegs gesammelt hatte. Das sollte nicht heißen, dass meine Fragen alle beantwortet waren. Ich vermutete, dass ich noch sehr weit davon entfernt war, wirklich zufriedengestellt zu sein, aber dieser verzauberte Moment bot sich für eine Pause an.
„ Ich bin kurz vorm Verhungern.“
Nina streichelte sich über den Bauch.
„ Wollen wir bei Charlies eine Kleinigkeit essen gehen?“
„ Sehr gute Idee, Chris. Frische Luft und was zu essen. Danach können wir weiter reden.“
Zusammen machten wir uns auf den Weg.
Das Treffen
W ir hatten beschlossen, zu Fuß zu gehen. Das Auto von Chris ließen wir bei mir vor dem Haus stehen. Gemeinsam liefen wir die Straße Richtung Charlies entlang. Es war zwar keine schlechte Stimmung unter uns, dennoch wurde nicht viel gesprochen. Es sah danach aus, als gaben Chris und Marc uns die Chance, über alles, was wir gerade gehört oder gesehen hatten, nachzudenken. Und genau das tat ich. Es gab noch etliche ungeklärte Dinge, jedoch muss man manchmal erst einmal das eine verarbeiten, bevor man bereit war, sich dem Rest zu öffnen, zumindest ging es mir so. Ununterbrochen stellte ich mir die Frage, wie Marc und Chris das so lange vor uns verheimlichen konnten. Ich erinnerte mich zurück an die
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