MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
unzähligen Treffen und Ausflüge, aber mir war nie irgendetwas seltsam vorgekommen. Wie vielen Hexen oder Hexern war ich im Laufe der Zeit schon begegnet, ohne es zu wissen?
„ Gibt es noch Hexer, über die wir informiert sein sollten? Oder mit denen wir sogar Kontakt haben?“, fragt ich, als wir kurz vorm Charlies waren.
„ Außer den
Skrulks
also den WAUs, deren Anhänger, Chris, meine Eltern und ich, nicht!“ Marc wurde leicht rot. Mich beschlich das Gefühl, dass er mir etwas verschwieg. Oder die Frage war ihm einfach nur unangenehm, ich konnte das nicht einschätzen.
„ Warum nennt ihr sie eigentlich
Skrulks
?“
„ Das ist ein Schimpfwort unter uns Hexern. Es bezeichnet die Idioten, die sich der schwarzen Magie verschworen haben“, antwortete Chris. Er ging viel cooler mit der Sache um. Er versuchte erst gar nichts schön zu reden, sondern sagte es gerade heraus.
„ Ich denke, wir sollten uns diesbezüglich vielleicht mal auf einen Namen festlegen, sonst werde ich noch ganz gaga.“
Ich wackelte mit dem Kopf, als ich das sagte.
„ Ich bin für
Skrulks
. Wenn man es schnell genug ausspricht, hört es sich an wie ein Brechreiz.“
Marc würgte und wir brachen alle in dröhnendes Gelächter aus.
„ Los, lasst reingehen, mir ist kalt.“ Marc öffnete die Tür und wir traten ein.
Wir setzten uns an einen Tisch, der etwas abseits stand, damit wir uns ungestört unterhalten konnten. Die Speisekarte im Charlies war nicht sonderlich groß, deshalb wussten alle längst, was sie essen wollten. Als die Bedienung kam, gaben wir unsere Bestellung auf. Kurz darauf kam Rosi, mit zwei Wasser und zwei Cola, an unseren Tisch. Rosi arbeitete schon ewig im Charlies und sie kannte uns bereits. Sie war um die fünfzig Jahre alt, etwas rundlich und nicht sehr groß. Ihr weißes Haar hielt sie meistens mit einem Bleistift im Nacken zusammen.
„ So, bitteschön die Herrschaften! Die Omelette und der Chefsalat kommen auch gleich.“
Sie stellte unsere Getränke auf den Tisch und verschwand wieder. Ich musste an mein letztes Treffen mit Marc im Charlies denken. Bisher war das einer der schwierigsten Tage und ich bereute ihn zutiefst. Es ist schon verwunderlich, was in ein paar Tagen alles passieren kann; wie schnell man eines besseren belehrt wird. Ich bemerkte gar nicht, wie ich völlig gedankenversunken meine Serviette zerknitterte. Marc streckte seine Hand über den Tisch und legt sie auf meine. Ich sah auf und blickte in seine strahlend blauen Augen.
„ Alles okay mit dir? Oder war das doch alles zu schnell und zu viel auf einmal?“
Er schaute mich besorgt an.
„ Nein, alles gut. Ich war nur in Gedanken.“
Ich versuchte, zu lächeln. Aber es gelang mir nicht, denn Marcs Geste erinnerte mich an den Abend mit Kevin im Weinkeller. Unweigerlich bekam ich eine Gänsehaut. Marc zog seine Hand zurück.
„ Denkst du an Kevin?“
Er schaute mich enttäuscht an. Ohne Marcs liebevolle Geste hätte ich nicht eine Sekunde an ihn verschwendet. Nach seiner Mimik zu urteilen, gefiel ihm der Gedanke gar nicht. Ich schmunzelte innerlich. Wenn er wüsste, dass ich an ihn gedacht hatte, würde er nicht so ein Gesicht ziehen. Das war für mich die Bestätigung, dass er meine Gedanken wirklich nicht lesen konnte.
„ Ach, vergessen wir es. Da kommt ohnehin gerade unser Essen.“
Kaum ausgesprochen, stellte Rosi auch schon die Teller auf den Tisch.
„ Dann lasst es euch schmecken. Wenn ihr noch was braucht, schreit einfach.“
Mit einem Zwinkern verschwand sie gleich darauf. Ich liebte das Charlies für diese Ungezwungenheit. Zufrieden sank ich in meinen Stuhl und genoss die Ruhe.
„ Wenn ich über alles nachdenke, fällt mir auf, das Halloween dieses Jahr einen völlig anderen Stellenwert bei mir hat. Ich werde Schwierigkeiten haben, alles nur als Maskerade anzusehen“, bemerkte Nina.
„ Stimmt! Das wird mir auch so gehen. Zudem werde ich mich nie wieder als Hexe verkleiden!“
Ich bemühte mich, ernst zu sein, konnte aber mein Lachen nicht zurückhalten. Nur die Jungs fanden das nicht ganz so amüsant. Marc stieß Chris in die Seite, um ihn zum Mitlachen zu animierte.
„ Na ja, bis dahin haben wir ja noch ein paar Tage Zeit.“
Verwundert darüber, wie wenig die beiden darauf eingingen, beließ ich es dabei. Vielleicht war das unter den gegebenen Umständen nicht das beste Thema.
„ Was haltet ihr davon, wenn wir wieder zu Maya gehen? Man weiß ja nie, inwieweit die Wände hier Ohren haben“, warf Marc
Weitere Kostenlose Bücher