MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
die Münze hineinfallen.
„ Pass gut auf sie auf!“, sagte er und schloss meine Hand zu einer Faust. Bei seiner Berührung überkam mich erneut ein seltsames Gefühl. Ich zog meine Hand weg und spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Marc schaute mir tief in die Augen und ich sah zum wiederholten Male dieses Funkeln.
„ Da war es wieder. Dieses Funkeln in den Augen. Was hat es damit auf sich?“
„ Ich dachte schon, das wäre ihr entgangen“, grummelte Chris ironisch.
„ Ich wusste, dass diese Frage noch kommen würde, so wie viele andere noch kommen werden!“, stöhnte Marc. „Immer, wenn wir Fähigkeiten anwenden wollen, oder wenn es ungewollt passiert, dann verändern sich unsere Augen. Genauso ist es, wenn wir Zaubersprüche anwenden. Wie gestern, als ich dich darum bat, deine Augen zu schließen. Wir haben zwar keine Zauberstäbe, so wie in duzenden Filmen, aber Zaubersprüche sind fast immer von hellen Blitzen begleitet. Ist es ein Zauberspruch der schwarzen Magie, sind die Blitze rot. Beim Zaubern und Einsetzen von Fähigkeiten funkeln unsere Augen silbern beziehungsweise rot. Es kann auch nur ein kurzes Aufflackern sein. Je mehr wir uns anstrengen, je aufwendiger die Magie ist, die wir einsetzten, desto stärker ist das Leuchten.“
„ Na, das ist aber nett. Und warum haben deine Augen gerade gefunkelt?“
Ich lehnte mich mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen an die Wand.
„ Nun ja, auch wir sind uns unseren Fähigkeiten bewusst und sind oft sehr neugierig. Dann kann es schon mal passieren, dass ungewollt die Telepathie in Schwung kommt. Du weißt gar nicht, wie oft ich mir wünschen würde, deine Gedanken zu lesen.“
Er schaute leicht beschämt auf seine Finger.
Nina und Chris sahen sich schmunzelnd an. Spontan dachte ich an den Abend im Lions.
„ Ah! Jetzt verstehe ich.“
„ Was verstehst du?“
Nina schaute mich von der Seite an.
„ Was an dem Abend vor dem Lions passiert ist, und warum unsere zwei Hexer hier so merkwürdig passiv reagiert haben.“
Nun blickten mich alle an.
„ Ihr habt doch auch den Blitz oder den Funken gesehen, als die
Skrulks
mit den drei ekligen Typen in der Seitengasse beschäftigt waren, oder nicht?“
Keiner sagte etwas.
„ Na ja, ich dachte, es war das Aufblitzen eines Messers oder einer Pistole, dabei haben sie irgendwelche Zaubersprüche angewendet. Ihr wusstet, dass sie sich wehren können. Deshalb habt Ihr auch keine Anstalten gemacht, auszusteigen.“
„ Dir scheint wirklich nichts zu entgehen, was?“
Chris schaute mich unglaubwürdig an.
„ Deswegen war ich so hysterisch. Ich dachte, die erschießen sich oder was auch immer.“
Die Jungs tauschten fragende Blicke aus.
„ Was ist los? Das ist doch alles schlüssig.“
„ Ja ja, passt schon. Wir sind nur ernsthaft davon ausgegangen, dass dir das entgangen ist. Unser Fehler!“, erwiderte Marc.
Nach und nach verschwand der Nebel, der sich in meinem Kopf breitgemacht hatte. Natürlich erschien im ersten Moment alles ausgesprochen unglaubwürdig. Aber umso mehr ich mich an den Gedanken gewöhnte und über das bisher Geschehene nachdachte, umso schneller lüftete sich der Schleier. Es war wie ein Puzzle, bei dem man zunächst keinen Anfang findet. Hat man jedoch erst einmal die Ecken und den Rahmen, füllt es sich mit etwas Geduld von alleine.
Nina nahm ihr Handy.
„ Leute, wisst ihr eigentlich, dass es fast fünf Uhr ist. Ich muss mich heute unbedingt bei meinen Eltern blicken lassen, sonst geben die eine Vermisstenanzeige auf.“
„ Dann solltest du lieber mal zu Hause vorbeischauen“, antwortete ich.
„ Das wird wirklich das Beste sein. Ich werde meinen Eltern ein wenig Gesellschaft leisten, dann sind sie erst mal beruhigt. Treffen wir uns später wieder?“ Nina sah in die Runde.
„ Also, wir haben nichts Besonderes vor, außer dass wir noch etwas über Facebook abklären wollten“, erwiderte Marc.
„ Maya, und du?“ Nina schaute mich fragend an.
„ Ich hab auch nichts auf dem Plan. Eine warme Dusche und eine Tablette für meinen Nacken, danach bin ich wieder für euch da.“
„ Okay! Wann und wo?“, wollte sie wissen.
„ Wir holen euch am besten bei Maya ab. Gegen sieben?“
„ Alles klar! Zwei Stunden mit Mom und Dad sollten reichen.“
Wir standen auf und ich begleitete alle nach unten. Nina gab mir einen Kuss auf die Wange.
„ Also, bis später“, rief sie noch und rannte den Gartenweg entlang.
Ich wandte mich an die
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