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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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um einen Zweig von einem niedrigen Gebüsch abzutrennen. Zähflüssiger Pflanzensaft troff aus dem zerfaserten Schnitt. Er kehrte zurück und reichte Zweig und Messer an Karibu weiter, der Ratte mit einer leichten  Kopfbewegung bedeutete, sich wieder zu den anderen zurückzuziehen.
    Nun stand der gefährlichste Teil der Aktion an, den Karibu natürlich sich selbst vorbehalten hatte. Er kroch zum Rand, bis er einen ungehinderten Blick auf das Lager tief unter sich hatte. Sein Kopf war gut sichtbar, sollte es jemandem von den anderen in diesem Moment einfallen, in seine Richtung hochzuschauen. Er hoffte, daß die blendende Sonne in seinem Rücken zumindest einen gewissen Schutz darstellen würde, doch konnte er damit nicht unbedingt rechnen.
    Dann begann er, gefährlich auf seinem hohen Ausguck postiert, für jeden der anderen, den er sah, eine kleine Kerbe in den Zweig zu ritzen. Er arbeitete, so rasch er konnte, verkrampft und in unbequemer Stellung.
    Und hoffte, daß die Länge des Zweiges ausreichen würde.
    Nun, wo sie einen sicheren Abstand zwischen sich und das Gewimmel im Lager des fremden Volkes gelegt hatten, bedeutete Karibu ihnen, anzuhalten. Nachdem er so viele der Fremden gezählt hatte, wie er konnte, hatte er seine Männer zurückgezogen und war mit ihnen am Klippenrand entlang zurückmarschiert, bis sie zu einem Weg hinab ins Tal gelangten. Dort machten sie sich an den Abstieg. Karibu hatte immer noch vor, diese seltsamen Rauchfähnchen, die sie gesichtet hatten, zu enträtseln. Dies hielt er für das Gefährlichste ihrer Erkundung. Falls die geheimnisvollen Rauchwölkchen eine möglicherweise noch größere Ansammlung von anderen Menschen bedeuten sollten - was für eine unheilvolle Vorstellung! -, dann mußten er und Faust auch darüber informiert sein.
    Was immer er selbst im stillen von dem Schamanen halten mochte - und sie waren einst sogar Freunde gewesen -, die Rolle von Gebrochener Faust im Leben des Bisonvolkes war von entscheidender Bedeutung.
    Karibu hatte noch nicht ganz begriffen, welche Bedeutung er selbst inzwischen erlangt hatte - obwohl er vermutete, daß sie groß sein mußte und dies die Ursache für Fausts immer offener geäußerte Feindseligkeit war -, doch auch wenn er sie begriffen hätte, wäre er der festen Überzeugung gewesen, daß sie beide zusammenhalten mu ßten, besonders in Situationen wie der augenblicklichen, wo dem Bisonstamm wirklich Gefahr drohte.
    Also tat er seine Pflicht, obwohl der Marsch durch den bedrohlichen Wald mit all den seltsamen Gewächsen und Geräuschen einen ängstlichen Ausdruck auf ihrer aller Gesichter brachte.
    Der See der Rauchwolken hatte sich als ein weiteres Wunder erwiesen.
    Und Karibu hatte große Erleichterung angesichts der Tatsache verspürt, daß es sich nicht um Lagerfeuer einer weiteren Niederlassung handelte, die vielleicht noch größer war als die am Ende des Tals.
    Als sie anhielten, kurz bevor sie das eigentliche Tal verließen, funkelten die Sterne wie silberne Augen an dem schwarzen Baldachin des Nachthimmels. Das Geräusch, das sie hatte erstarren lassen, war erschreckend gewesen: das teife, gutturale Brüllen eines Höhlenlöwen, unverkennbar - und nah.
    Sehr nah.
    Finsternis hatte sich über sie gesenkt, die auch die Sterne nur schwach zu erhellen vermochten.
    Karibu hob seinen Speer und blickte beklommen in die Runde.
    »Schlange?«
    Der kleine Mann zitterte fast vor Aufregung und Furcht. »Da!« zischte er.
    »Gleich da drüben! Und... noch etwas anderes.«
    »Etwas anderes?«
    »Was?« Karibu war nicht in Stimmung für Ratespiele - Löwen waren schon schlimm genug, und wenn sie bei Nacht jagten, war das sogar noch schlimmer. Ein unbehagliches Kribbeln zog über seinen Rücken. Irgend etwas stimmte nicht. Höhlenlöwen jagten nie in der Nacht. Doch das erstickte Knurren war unverkennbar gewesen - irgend etwas jagte da draußen.
    »Blut«, flüsterte Schlange.
    Karibu durchfuhr ein tödlicher Schrecken. Wer wußte schon, welche seltsam und furchterregenden Geister diesen Stamm der anderen beschützen mochten? Hatten sie diese Geister - wie auch immer sie geartet sein mochten - geweckt? Waren da draußen Geister und nicht Höhlenlöwen auf der Jagd?
    Er umklammerte seinen Speer fester und wünschte sich, daß Faust mit ihnen gekommen wäre. Geister waren etwas für Schamanen, nicht für Jäger, ganz gleich, wie stark diese sein mochten. Doch Gebrochene Faust war nicht hier. Also würden die Jäger sich allein behaupten

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