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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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Entsetzen und der Blutverlust hatten ihre Erinnerungen getilgt. Sie wußte noch, wie er sich auf sie gestürzt hatte, und dann diese gewaltige, ziehende Qual zwischen ihren Schenkeln, und dann...
    Nichts.
    Ihr linkes Auge blickte starr auf das Lager des jungen Schamanen auf der anderen Seite des schwelenden Feuers. Er würde wiederkommen. Der Gedanke weckte keine Furcht in ihr - was auch immer geschehen mochte, es konnte nicht schlimmer sein als das, was sie erlebt hatte. Etwas in ihr war zerstört. Es erschien ihr in der Tat so, als sei alles in ihr zerstört. Sie fühlte nichts als Schmerz - und einen Wunsch...
    ... den Wunsch zu sterben.
    »Uff.« Mit äußerster Anstrengung zog sie die Beine an und bemühte sich, sich hinzuhocken. In ihrem Kopf drehte sich alles. Einen Augenblick dachte sie, die Dunkelheit würde sie wieder überkommen, doch dann verging der Schwächeanfall, und an seine Stelle trat eine Art von kristallklarer Ruhe. Eine zielstrebige Ruhe.
    Und das Ziel war der Tod. Der einzige Ausweg, die einzige Möglichkeit, diese gräßliche Leere zu beenden. Selbst ein Dasein als Geist - denn sie nahm an, daß sie zu einem solchen werden würde -, selbst dieses blasse und rastlose Dasein als Schatten wäre noch besser als das, was sie nun hatte.
    Nun hatte sie nichts außer Pein. Geister spürten keine Pein, oder?
    »Uuff.«
    Sie brauchte fas t eine ganze Stunde, und die Sonne hatte ihren Zenit soeben überschritten, als Maya schließlich aufrecht auf die leere, staubige freie Fläche vor Geists Zelt taumelte. Sie holte einmal tief Luft und schwankte weiter, den Pfad zum Ersten See hinunter, auf die Wege zu, die aus dem Grünen Tal hinaus in die weite, leere Steppe führten. Durch den Schleier ihres Schmerzes war sie sich verschwommen der anderen bewußt, nahm sie als schwache, purpurrote Schatten wahr, die entsetzt vor ihr zurückwichen. Doch niemand sagte etwas, nie mand machte Anstalten, ihr zu helfen, niemand hielt sie auf ihrer torkelnden, schlingernden Reise ins Vergessen auf.
    Die Dämmerung brach herein, als Karibu den Männern schließlich gebot einzuhalten. Sie waren schnell vorangekommen; sie hatten nur wenige Stunden benötigt, um das Lager des Mammutvolkes auszumachen, das sich unter den Felsüberhang der mächtigen Klippen duckte.
    Der Anblick hatte Karibu entsetzt. Das war keine umherstreifende Wandererschar; die Zelte der anderen bedeckten beinahe die ganze Fläche des breiten Felsens zwischen dem Fuße der Klippen und dem kleinen See dahinter - und dort standen gar noch mehr Zelte, am Ufer des Wassers, ja auch noch in den Außenbezirken des Waldes!
    Und es gab mehr Menschen, als er zählen konnte! Sie wimmelten auf den Wegen; Männer, Frauen und viele, viele Kinder. Es schien eine enorm große Anzahl von Kindern zu geben - die meisten zu jung, um im Kampf eine Rolle zu spielen, doch auch die jungen Jäger waren zahlreich. Er entdeckte das Zelt des Mysteriums - das er ganz richtig für den Versammlungsort der Männer des Stammes hielt - und war entsetzt angesichts seiner gewaltigen Größe. Diese Menschen waren so zahlreich wie die •Blätter an den Bäumen; wenn sich alle Bisonleute in ihre Mitte fetzen würden, würden sie so vollständig verschluckt werden |vie ein Stein, den man in einen See warf.
    Doch Karibu war ein großer Jäger, und er wußte, wie man Furcht besiegte. Er unterband das aufgeregte Geflüster der anderen, bedeutete ihnen, sich still in ihrem Versteck oberhalb des Lagers zu verhalten, und winkte Ratte zu sich.
    »Wie viele?« fragte er leise.
    Rattes für gewöhnlich funkelnde schwarze Augen waren zu nachdenklichen Schlitzen zusammengekniffen. »Zu viele«, antwortete er mit ebenso leiser Stimme.
    Er hat Angst, dachte Karibu abwesend. Nun ja, das habe ich auch.
    »Wir müssen Faust warnen. Aber zuerst müssen wie die anderen dort genau erkunden.«
    Ratte nickte, obwohl es offensichtlich war, daß der Gedanke, den möglichen Feind eine Weile zu beobachten, nicht die oberste Stelle in seinem Denken einnahm. Alles, was Ratte Karibus Meinung nach tun wollte, war, von hier wegzukommen, bevor sie entdeckt wurden. Doch Karibu war der Anführer, und er konnte das nicht zulassen, auch wenn er großes Verständnis für Rattes Wunsch verspürte.
    »Schneid einen Zweig ab«, befahl er Ratte.
    Ratte zögerte, um dann zu nicken und auf dem Bauch rückwärts kriechend zu verschwinden, bis er von unten nicht mehr gesehen werden konnte. Dann hockte er sich hin und benutzte sein Messer,

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