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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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müssen.
    »Schlange, du bleibst bei mir. Ratte, du führst die anderen an. Gehen wir.«
    Dicht zusammengedrängt, die weißen Augäpfel im Schein des aufgehenden Mondes schimmernd, huschte die kleine Schar den Pfad entlang.
    Irgendwo in der Nähe gähnte etwas Großes.
    Maya stolperte die Wege entlang, verlor immer wieder halb das Bewußtsein, gewann es wieder; selbst als die Dunkelheit über sie hereinbrach, hatten es ihre Beine noch irgendwie geschafft, sie zu tragen.
    Doch dann, wann genau, hätte sie nicht zu sagen vermocht, zwangen ihre zuckenden Schenkel - so klebrig, so heiß war es da unten, so ... leer -, sie einzuhalten. Die überanstrengten Muskeln wollten ihr einfach nicht länger gehorchen, und mit einem leisen gurgelnden Seufzer sank sie da, wo sie eben noch gestanden hatte, in die Knie und brach schließlich ganz zusammen.
    Sie lag auf der Seite. Ihr angeschwollener linker Arm sandte Schmerzensschreie in ihr Hirn, doch der Schmerz schien weg, weit weg zu sein. Er hatte nichts mehr mit ihr zu tun. Sie war inzwischen fast blind; auch ihr linkes Auge versagte den Dienst, gleichgültig wie sehr sie sich mühte, die Blutrinnsale wegzublinzeln. Die tiefe Schnittwunde über ihrer Braue platzte jedesmal wieder auf, wenn sie sich mit dem Arm über die Stirn fuhr, um sich das Blut aus den Augen zu wischen.
    Schwarze Dunkelheit brach über die stille Welt herein; Maya wußte, daß sie sich weiter vom Lager entfernt hatte als je zuvor, doch diese stöhnende, nörgelnde und fordernde Stimme in ihr wisperte die ganze Zeit unerbittlich: noch nicht weit genug. Noch immer befand sie sich im Schutz des Tales, und ihr Ziel lag noch in weiter Ferne. Sie wollte hinaus, nach draußen auf die weite Ebene, wo die kalten Winde ihr ins Gesicht beißen, die rastlose Hitze kühlen würden, die in ihrem Innern brannte, bis sie schließlich einfach auf diesen Winden würde davonschweben können, ein Schatten, der Geist des Bösen, den jeder in ihr sah.
    »Uh-ougfl!«
    Der leise, gräßliche Laut durchdrang ihren Nebelschleier, wie dies vielleicht kein anderes Geräusch vermocht hätte. Sie kannte es nur zu gut; in ihren Alpträumen hatte sie es immer wieder verfolgt.
    Mutter Löwe war auf der Jagd. Fast gelang ihr bei dieser Erkenntnis ein Lächeln, trotz abgebrochener Zähne und geschwollener Lippen. Vielleicht wäre das ein besserer Weg als die leere Steppe; es war etwas Angemessenes an diesem Tod durch Klauen und Zähne, etwas, das ihr gefiel.
    Mutter Löwe hatte sie nach der greulichen Zerstückelung von Knospe und Blüte verschont. Mayas Kraft hatte damals nicht ausgereicht, um diese beiden zu retten. Jetzt würde sie auch nicht ausreichen, um sich selbst zu retten.
    Dankbar streckte sie ihren rechten Arm dem Tod entgegen. »Komm«, lockte sie. »Komm zu mir.«
    Die Bewegung riß frische Wunden wieder auf, und frisches Blut - eben das Blut, das die großen Raubtiere aus ihren Höhlen ganz in der Nähe gelockt hatte - schickte seinen Duft in die Nachtluft aus. Mutter Löwe witterte den verführerischen Geruch der Hilflosigkeit und eilte herbei.
    Es geschah alles so schnell, daß Karibu hinterher nicht genau hätte sagen können, was vor sich gegangen war. Alles, was er wußte, war, daß plötzlich, ganz dicht an seinem Ellbogen, etwas Dunkles und Schweres durch das Unterholz brach, das den Pfad säumte. Er sah, daß einer seiner Männer aufschreiend zu Boden ging, sah den riesigen angreifenden Schatten und hatte kaum die Zeit, den Speer fest in die Hand zu nehmen.
    Er kniete immer noch, als Mutter Löwe wild brüllte, von der Spitze des Speeres getroffen.
    Die Wucht ihres mörderischen Angriffs warf ihn rückwärts zu Boden, doch noch im Fallen hörte er ihr Todesröcheln: ein leises, gurgelndes, seufzendes Zischen, als das Blut in ihre Lungen strömte und heiße, stinkende Luft entwich.
    Seine Speerspitze hatte ihre, rechte Lunge durchbohrt und dann ihr großes Herz fast in zwei Teile geschlitzt. Sie war tot, noch bevor sie sich im Fallen den Speer noch tiefer in den Körper trieb und schließlich Karibu unter sich begrub.
    Karibu trat und strampelte wild um sich, als ihr übelriechendes, schmutziges Fell ihm Nase und Mund verstopfte und die Leibesmassen ihm die Sicht raubten.
    Er setzte seine Anstrengungen noch ein paar Sekunden fort, bevor die Erkenntnis, daß die Löwin tot war, in sein panisches Bewußtsein eindringen konnte.
    »Ufff!« grunzte er und stemmte noch einmal gegen das Gewicht, das ihn zu Boden drückte, und

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