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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bloß nicht so schlecht wäre … Und außerdem, im Auto ist's doch was anderes. Da fährt man auf der Straße. Da kann man einfach rechts ran und anhalten.«
    Da hatte er allerdings recht.
    Brückner preßte die Stirn gegen das Kabinenfenster. Er hatte sich ohnehin keine großen Hoffnungen gemacht. Die Sitzreihe lag zu weit vorne. Was er sah, waren Pylon und Triebwerksöffnung des Triebwerks Nummer eins. Und was er weiter feststellte: Die DC-10 schien sich noch immer, trotz dieser verrückten Schlingerbewegungen, auf ihrem Kurs zu halten. Schäden oder Ölspuren auf der Außenhaut waren nicht festzustellen. Höhenleitwerk und Seitensteuer befanden sich ohnehin außerhalb seines Sichtwinkels.
    Es war ein freiwilliger Entschluß gewesen, nun wurde es zum Zwang. Das Navigationssystem zeigte es an: Der nächste Flughafen konnte nur Sioux City sein. Schön, dachte Tom Walker. Immerhin der beste Friedhof der Gegend! Und wenn wir es positiv sehen wollen – die Krankenhäuser dort sind nicht schlecht …
    Die havarierte DC-10 hatte ihren Kurs beibehalten können. Alle mit dem Notfall des Eastern-Wings-Flugs 610 betrauten Flugsicherungseinrichtungen der Region verfolgten ihren Weg auf den Radarmonitoren. Kapitän Walker hatte den Transponder zur automatischen Identifizierung längst auf die Notfrequenz 7.700 geschaltet.
    Wieder, zum dritten Mal, betätigte er das Intercom für die Kabine:
    »Meine Damen und Herren! Hier spricht Kapitän Walker. Ich möchte mich bei Ihnen für das Maß an Disziplin und Verständnis bedanken, mit dem Sie auf diese … hm … etwas außerordentliche Situation reagiert haben. Ich sagte ›außerordentliche‹, mehr nicht. Ich kann Ihnen versichern, wir haben sie genügend unter Kontrolle, um bald und glücklich in Sioux City zu landen. Das werden wir schon deshalb, weil ich in Sioux City zu Hause bin. Außerdem hat mir meine Frau für heute abend ein tolles Essen versprochen. Es handelt sich um Rindsrouladen. Ich kann Ihnen dazu nur eines sagen: Ich beabsichtige, meine Rindsrouladen in Ruhe zu genießen. – Ich danke Ihnen.«
    »Rindsrouladen!« knurrte Hal Terney hinter ihm. »Als ob's denen nicht schon ohne speiübel wäre. Außerdem, warum nicht Plumpudding, du Alibaba …«
    Terney beugte sich wieder über sein Manual, Seite 302: ›Tail-Section‹ – die Detailzeichnungen des hydraulischen Steuerungssystems im Heck, ein spaghettiartiges Durcheinander von Röhren, Ventilen, Kabeln. Hal Terney hatte erhebliche Mühe, herauszufinden, was er suchte, denn die Bewegungen der Maschine waren die eines Fischerboots bei Windstärke zehn. Dutch Rolls, dachte er, holländische Rollen. Die werden sich da hinten zu Tode kotzen … Aber die ganze verdammte Hydraulikflüssigkeit kann doch nicht ausgelaufen sein? Irgendeine Möglichkeit muß es doch geben, eines der Systeme wieder in Ordnung zu bringen …
    Liz Myers meldete sich im Lautsprecher: »Bist du das, Hal? Könntest du Tom mitteilen, daß wir unter den Passagieren einen LH-Piloten haben. Er sagte, er habe eine DC-10-Lizenz. Er ist sechs Jahre mit der Maschine geflogen.«
    Terney überlegte nur kurz. Er blickte zum Sitz des Kapitäns. Tom Walker schien die Durchsage gar nicht mitbekommen zu haben, so sehr war er beschäftigt, zusammen mit Frank Heller die Schubhebel der beiden intakten Triebwerke auf eine Weise zu bedienen, daß die DC-10 einigermaßen ihre Lage und den Kurs halten konnte. Einigermaßen …
    »Schick ihn her!« sagte Terney.
    Es dauerte keine zwei Minuten, dann öffnete sich die Cockpittür. Ein Mann kam herein. Terney fixierte ihn. Machte einen ganz ordentlichen Eindruck, wenn man davon absah, daß auf seinem leichten, zerknitterten Baumwollanzug Spuren von Erbrochenem zu sehen waren. Der Anzug war blau. Blau waren auch die Augen unter dem grauen, kurzen Haarschnitt.
    »Ich heiße Paul Brückner.« Er deutete auf die Flecken. »Stammt übrigens nicht von mir. War ein kleiner Junge in meiner Reihe.«
    Terney grinste. Der Typ gefiel ihm.
    »Sie kennen die DC-10, Paul? Sehen Sie sich mal um, dann wird Ihnen auch sofort klar, was hier läuft.«
    Brückner nickte.
    Terney hatte recht. Ein einziger Blick auf das Flying Panel reichte. Überall funkelten rote Warnlampen. Auch der Autopilot meldete off. Er sah die beiden Piloten, sah ihre Hände. Die rechte Hand des Kapitäns lag auf dem Schubhebel des Backbordtriebwerks, die linke des ersten Offiziers auf dem des Triebwerks Nummer drei an Steuerbord. Sie saßen gebückt, verloren in

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