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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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etwas wie eine gerade Lage.
    Sie sahen sich an.
    »Mein lieber Mann«, flüsterte Frank Heller.
    Es blieb der einzige Satz, der gesprochen wurde. Sich damit abzufinden, daß sie in einem Flugzeug saßen, das in zehntausend Metern Höhe mit neunhundert Kilometer Stundengeschwindigkeit über das Land jagte und keinem einzigen Steuerimpuls gehorchte, war beinahe zuviel. Es war mehr, als sie ertragen, als sie denken konnten. Es war eine neue Wirklichkeit. Und sie mußten sich ihr stellen …
    Wie bei allen modernen Großflugzeugen und manchen anderen älteren Maschinen ihrer Bauzeit, wie zum Beispiel der Lockheed L-1011 oder der Boeing 747, wurde auch bei der DC-10 auf eine Kabelführung vom Cockpit zu den Steuerorganen verzichtet. Schon die Ausmaße der Maschine hatten diese Technologie verboten. Stahlkabel waren durch ein kompliziertes System hydraulischer Leitungen, Ventile und Überwachungssysteme ersetzt. Hydraulischer Druck, von Pumpen erzeugt, aktivierte die zahlreichen Steuerflächen nach dem Willen des Piloten oder stellte sie in Mittellage. Die Folge war: Im Gegensatz zu den früheren Flugzeugen hatte der Pilot bei Ausfällen keine Möglichkeit, manuell einzugreifen. Doch ein Totalausfall der Hydraulik erschien den Konstrukteuren schon deshalb unproblematisch, weil die Wahrscheinlichkeit einer Situation, in der alle drei Systeme versagten – so hatte Kapitän Tom Walker oft genug gehört, auf eins zu einer Million errechnet worden war.
    Bei einer DC-10 verlaufen die hydraulischen Leitungen der verschiedenen Systeme strikt getrennt, so daß ein eventueller Flüssigkeitsverlust keine Folgen für die Ersatzsysteme haben kann. Als ob dies alles nicht reichte, waren auch die Steuerflächen in ihrer Kraftversorgung nochmal unterteilt, um weitere Aktionsmöglichkeiten im Fall eines technischen Fehlers zu schaffen.
    Eins zu einer Million.
    Der Fall war eingetreten!
    Noch immer war im Cockpit die Situation zu hektisch, zu verwirrend, als daß man darangehen konnte, die Gründe zu analysieren. Walker und Frank Heller hatten bei dem Versuch, die Maschine in eine stabile waagrechte Lage zu bringen, alle Hände voll zu tun. Noch wußte keines der Crew-Mitglieder, daß es aus ihren Halterungen gelöste Turbinenschaufeln waren, die die Katastrophe auslösten. Es waren Schaufeln aus Hochleistungsstahl. Sie hatten nicht nur die im Heck gebündelten Hydraulikleitungen der Steuerung durchtrennt und damit das große Flugzeug seiner Nervenbahnen beraubt, sie hatten dazu noch in das Höhenleitwerk ein sechs Quadratmeter großes Loch geschlagen …
    Terroristen! war der erste Gedanke, der Paul Brückner nach dem Detonationsgeräusch im Heck durchfuhr. Mehr als der Krach setzten ihm die wilden Gierbewegungen der Maschine zu, die nach wenigen schreckhaften Sekunden in einen Roll over zu münden drohten.
    In der Kabine herrschte die erste Panik. Die acht Mädchen der Kabinen-Crew kämpften heldenhaft dagegen an. Sie taumelten über die Zwischengänge, drückten Menschen in ihre Sitze zurück, sprachen beruhigend auf sie ein, legten Sicherheitsgurte an, trösteten schreiende Kinder. Brückner wußte: Bald würde es ruhiger werden, dann, wenn der Fatalismus des gemeinsamen Schicksals um sich griff. Er hatte ein halbes Dutzend derartiger Situationen hinter sich gebracht. Gewitterflüge. Blitzeinschläge. Die schlimmste war ein Motorbrand bei einer DC-6 über den Gipfeln der Kordilleren.
    Maria sah ihn nur an.
    Sie hielt Conchis Hand. Tony hatte sich am Fenster zusammengekrümmt, das Gesicht in beiden Händen. Den Walkman trug er noch immer auf dem Kopf.
    »Und jetzt?« Sie sprach die Worte ganz ruhig.
    »Die da vorne verstehen ihr Geschäft. Das geht schon in Ordnung.«
    »Wie wunderbar.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Maria.«
    »Sorgen?« Sie schüttelte den Kopf, als habe er den Verstand verloren. »Keine Sorgen?«
    Er konnte ihr den Arm nicht um die Schultern legen. Der Gang trennte sie. Er konnte auch die Kinder nicht streicheln, wie er es gern getan hätte. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft: diese Instabilität? Einmal nahm die DC-10 die Nase hoch, um sie dann anschließend wieder um so tiefer zu senken, einmal kam die linke, dann die rechte Flügelspitze hoch. Sie taumelte wie ein Besoffener. Dann die Motorengeräusche. Einmal fauchte das Triebwerk Nummer eins auf, wurde zurückgenommen, dann war es für die nächsten Sekunden die Nummer drei. Die Piloten unternahmen offensichtlich den Versuch, die Gierbewegungen mit wechselnden

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