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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stellte das typische Mallorca-im-September-Publikum dar. Pensionisten, die weder auf Schulferien noch auf Arbeitszeiten zu achten hatten, Golfer in karierten Hosen, mit Messerschnitt und Sonnenbrillen. Das übliche. Mit Ausnahme des Älplervereins vielleicht. Nach den Schuhen zu urteilen, irgendwelche Kegler aus irgendeinem Urkanton.
    Er drehte an der Feinkontrolle des Funkgeräts. Genf hatten sie hinter sich. Sie überflogen nun die Grenze des Kontrollbereichs Marseille.
    »Good morning, Marseille. Hier ist Falcon Air 117. Unsere Höhe beträgt 33.000 Fuß, und wir schätzen, um elf Uhr fünfundzwanzig über Martigues zu sein.«
    Hier in der Bereichskontrolle Marseille vereinigte sich gleich ein ganzes Bündel wichtiger Luftstraßen zu einem der heißesten Knotenpunkte des europäischen Luftverkehrs. Pro Monat wickelte Marseille Tausende von Flugzeugbewegungen ab. Jedesmal, wenn die französischen Lotsen den Daumen senkten und Streik anmeldeten, was sie oft genug taten, lief gar nichts mehr. Dann blieben nicht nur Touristen sitzen, sondern verloren auch Hoteliers, Reise- und Fluggesellschaften Millionenbeträge.
    Gilbert Tassis drehte den Kopf. Die Sonnenbrille spiegelte, seine Mundwinkeln zuckte. Kein Lächeln, nein, er war schlicht und einfach nervös.
    Stutz drückte die Mikrophontaste. »Marseille? Hier ist Falcon Air 117. Squaw 3194.«
    »Falcon Air 117 bitte kommen.«
    »Erbitte Darstellung der Landemöglichkeiten in PMI.« – PMI bedeutet: Son San Juán, Palma de Mallorca International.
    »Falcon Air 117. Palma ist offen. Zur Zeit werden nur Startbewegungen abgewickelt. Erbitten Sie Bericht der Konditionen beim Bereichsleiter Palma.«
    »Danke«, sagte Walter Stutz. »Verstanden.«
    Er räkelte sich im Sitz. Dann wandte er den Blick nach rechts und sah, daß Gilbert Tassis schon wieder wie gebannt auf die Treibstoffanzeige starrte. Na ja, noch viereinhalb Tonnen. Der verdammte Gegenwind.
    »Komm, Gilbert«, sagte Stutz, »beruhige dich.«
    Tassis versuchte so etwas wie ein Grinsen und schloß die Augen. Beruhige dich? … Er kannte Stutz doch. Gegen diesen harten Knochen war nicht anzukommen. Schon als sie in Kloten den Treibstoffbedarf errechneten und die Anweisung an den Tankdienst rausging, hätte er protestieren müssen. Bei einem Verbrauch von 2.500 Kilogramm pro Stunde kostete sie allein der reine Flug 5.800 Kilo Kerosin. Dazu kamen bei den Rollverzögerungen in Zürich mindestens noch mal 500 Kilogramm an reinen Bodenbewegungen. Gesetzlich vorgeschrieben und bei dieser unsicheren Wetterlage auch tatsächlich äußerst wichtig war die Reserve! Sie bestand aus mindestens dreißig Minuten für die Warteschleifen, also eins Komma zwei Tonnen, und weiteren fünfzehnhundert Kilo für den Flug zum Ausweichflughafen. Schließlich, wenn Palma zu war, konnte auf Ibiza exakt dieselbe Situation herrschen. Und damit käme nur Valencia oder Barcelona in Frage.
    Neun Tonnen, dachte Tassis.
    Neun Tonnen mindestens … Er hatte es zuvor schon ausgerechnet. Und es stimmte. Und wieviel haben wir dabei? Noch nicht mal acht. Mehr als eine Tonne zuwenig …
    »Gilbert!« Stutz schüttelte den Kopf. »Jetzt denk endlich an was anderes als an die verdammten Tanks.«
    »Okay, Herr Stutz. Aber schließlich …«
    »Schließlich was? Mit dem, was wir dabeihaben, können wir über Palma gurken, solange uns das Spaß macht. Meinst du, ich flieg' nach Valencia? Ich kenn' doch das Mallorca-Wetter, Tassis. Das ist gar nichts. Für ein paar Minuten ist dort der Teufel los – und dann klart es wieder auf.«
    Gilbert Tassis nickte ergeben.
    Das weiße Flugzeug mit den möwenartig zurückgenommenen Schwingen, dem Vogelkopf am Bug, den Triebwerken am Rumpfheck und der Aufschrift ›Falcon Air‹ an den Seiten flog noch immer über den sonnenbeschienenen Wolken. Nun senkte es leicht die Nase. Die Flächen begannen sich unruhig zu bewegen, Turbulenzen griffen nach ihm. Es flog noch etwas tiefer, tauchte in die Wolken ein und verschwand, als habe es nie existiert.
    Der Abstieg hatte begonnen.
    Kapitän Walter Stutz betätigte die Mikrofontaste und schaltete auf Kabinenfunk: »Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän. Ich habe mich selten gemeldet, aber Sie brauchen ja nur aus dem Fenster zu gucken, um zu wissen, daß es nicht viel gebracht hätte. Wir haben Marseille überflogen und befinden uns zur Zeit über dem Meer im Anflug auf Mallorca. Wie haben gerade unsere Reiseflughöhe verlassen und mit dem Abstieg begonnen. Das Wetter

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