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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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andere Länder flog, um die Außenstellen zu inspizieren, begann das mit den Bankkonten. Kaum tauchte Bailey in einer europäischen Großstadt auf, schon wurde ein Konto eröffnet, immer auf einen Namen, den er auch selbst hätte wählen können, beispielsweise den der verheirateten Schwester seiner Frau oder den seiner Großmutter mütterlicherseits.
    Drosdow hatte einen Schauspieler, einen regelrechten Doppelgänger Baileys, der in ständiger Bereitschaft war und auf Befehl sofort in irgendeine Stadt flog, um dort das Konto zu eröffnen, so daß der jeweilige Bankbeamte Bailey später als Kontoinhaber identifizieren konnte. Im weiteren Verlauf wurden große Beträge auf diese Konten eingezahlt, immer in bar und immer von einem Mann mit einem ausgeprägten mitteleuropäischen Akzent.
    Informationen, die man aus den verschiedensten Quellen bezogen hatte - unachtsames Gerede, abgehörte Funksprüche und Telefongespräche, fachliche Veröffentlichungen (die in Amerika zum Teil unglaublich offen sind) -, wurden Bailey zugeschrieben. Sogar Besprechungen in Ihrer Moskauer Botschaft werden abgehört - wußten Sie das? Nein? Na, dann später mehr davon.
    Vieles wurde von Drosdow zurückdatiert. So konnte Orlow behaupten, geheime Informationen, die uns tatsächlich erst Anfang der achtziger Jahre bekannt wurden, seien schon Mitte der siebziger Jahre in unseren Besitz gelangt, natürlich über Calvin Bailey. Alles Lüge, aber raffiniert ausgeheckt. Und Orlow mußte natürlich alles auswendiglernen.
    Erfolge, bei denen der KGB über die CIA triumphiert hatte, wurden ebenso Bailey zugeschrieben wie fehlgeschlagene CIA- Operationen. Und alles wurde zurückdatiert, so daß es so aussah, als hätten wir es schon zu einem Zeitpunkt gewußt, an dem wir es - ohne CIA-Verräter - beim besten Willen noch nicht hätten wissen können.
    Nach zwei Jahren fehlte Drosdow aber immer noch etwas. Er brauchte Insider-Klatsch aus Langley, Spitznamen, die nur innerhalb der CIA bekannt waren, oder zum Beispiel Ihren Decknamen Hayes, Mr. Roth. Dann lief Edward Howard zu den Russen über, und Drosdow konnte die letzte Lücke schließen. Er kannte jetzt sogar bislang unbekannte Erfolge Baileys und konnte Orlow instruieren, es so darzustellen, als habe der KGB sie geduldet, um seinem Agenten Sperber zu Beförderungen zu verhelfen. In Wirklichkeit hat Moskau diese Erfolge natürlich nicht geduldet - Bailey hat sie sich hart erarbeitet.
    Schließlich durfte Orlow dann überlaufen, und zwar auf eine so ungewöhnliche Art, daß er später behaupten konnte, er habe befürchtet, abgefangen und von Sperber verraten zu werden, falls er auf irgendeine andere Art herübergekommen wäre.
    Angeblich aus demselben Grund wollte er nur zu den Amerikanern, nicht zu den Briten. Die Briten hätten ihn über andere Dinge aus gefragt.
    Er kam also, und er verriet zwei KGB-Agenten, unmittelbar bevor sie liquidiert wurden. Es war alles von langer Hand vorbereitet. Aber es sah so aus, als sei in Washington eine undichte Stelle, durch die Einzelheiten über seine Befragung nach Moskau gelangten. Als er sicher sein konnte, daß der Kunde auf den Köder anbeißen würde, rückte er schließlich mit der Neuigkeit über den sowjetischen Maulwurf innerhalb der CIA heraus. So war’s doch, nicht wahr?«
    Roth nickte. Er wirkte verstört.
    »Dieser Mordanschlag auf Orlow in Alconbury. Wozu?« fragte er.
    »Drosdow wollte ganz sicher gehen. Er wußte natürlich nichts von mir. Er wollte noch einen draufsetzen. Die Agentin war Spitzenklasse, eine der besten, die sie hatten. Sie sollte ihn nur verwunden, nicht töten; und dann fliehen.«
    Keiner sagte etwas. Joe Roth starrte in sein Glas. Nach einer Weile stand er auf.
    »Ich muß gehen.«
    McCready begleitete ihn hinaus. Auf dem Gang klopfte er dem Amerikaner auf die Schulter.
    »Kopf hoch, Joe. In diesem Geschäft macht jeder mal einen Fehler. Meine Firma hat sich auch schon die übelsten Schnitzer geleistet. Sieh’s doch mal von der positiven Seite. Du kannst jetzt in die Botschaft fahren und dem DCI mitteilen, daß alles in Butter ist. Bailey ist entlastet.«
    Er begleitete ihn noch bis zum Treppenabsatz, aber Roth sagte kein Wort mehr.
    Als McCready zu seiner Wohnung zurückging, ließen die beiden Leibwächter ihn durch und machten hinter ihm die Tür zu. Im Wohnzimmer saß Gorodow und starrte fassungslos auf eine Meldung im Evening Standard, den er durchgesehen hatte, solange McCready draußen war. Wortlos schob er die Zeitung

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