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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einem echten Chauffeur der Botschaft in dem Jaguar zum Flughafen gebracht. Kaum eine Stunde später ließ sich Thornton, der sich inzwischen in den Kurier der Königin verwandelt hatte, seinerseits von Barry Martins nach Scheremetjewo fahren.
    Der Rabbi zog auch diesmal neugierige Blicke auf sich, aber seine Papiere waren in Ordnung, und er passierte in einer Viertelstunde die Kontrollen. In der Abflughalle setzte er sich hin und las seinen Talmud, wobei er gelegentlich unverständliche Gebete murmelte.
    Der Mann mit der rotblonden Perücke wurde beinahe bis zum Eingang der Abflughalle eskortiert, so zahlreich waren die KGB-Leute, die darauf achteten, daß er eine Nachricht oder ein Päckchen weder erhielt noch weitergab.
    Als letzter traf der Kurier der Königin ein, mit dem am Handgelenk angeketteten Aktenkoffer. Diesmal hatte Thornton sein kostbares Handwerkszeug in seinem eigenen Koffer; er brauchte keinen, der die Sachen für ihn transportierte, da sein Gepäck nicht durchsucht werden durfte.
    Denis Gaunt blieb in der Botschaft. Er sollte drei Tage später herausgeholt werden; ein anderer SIS-Mann würde als angeblicher Kurier nach Moskau kommen und Gaunt einen Paß mitbringen, der auf denselben Namen lautete wie sein eigener - Mason. Genau im selben Augenblick würden zwei Masons an verschiedenen Stellen des Flughafens die Kontrollen passieren, und British Airways würde zwei Masons befördern, obwohl nur einer auf der Passagierliste stehen würde.
    An diesem Nachmittag konnten die Passagiere nach London pünktlich an Bord gehen, und der BA-Flug verließ um 17.15 Uhr den sowjetischen Luftraum. Kurz darauf erhob sich der Rabbi mühsam, ging nach hinten in den Raucherbereich und sagte zu dem Mann mit der rotblonden Perücke:
    »Nikolai, mein Freund, Sie sind jetzt im Westen.« Dann bestellte er Champagner für sie beide und den diplomatischen Kurier. Das Vexierspiel hatte funktioniert, weil McCready aufgefallen war, daß er selbst, Gaunt und Gorodow alle ungefähr gleich groß waren und den gleichen Körperbau hatten.
    Dank des Zeitgewinns infolge der westlichen Flugrichtung landeten sie kurz nach sieben in Heathrow. Eine Abordnung des Century House, dem Martins von Moskau aus Bescheid gesagt hatte, holte sie ab. Sie wurden sofort umringt, als sie die Maschine verließen, und auf dem schnellsten Wege weggebracht.
    Timothy Edwards hatte McCready erlaubt, Nikolai Gorodow für diesen Abend in seine Wohnung in Kensington mitzunehmen.
    »Es tut mir leid, Herr Oberst, aber morgen früh müssen wir mit der eigentlichen Befragung beginnen. Ein höchst angenehmes Landhaus ist dafür vorbereitet worden. Ich versichere Ihnen, es wird Ihnen an nichts mangeln.«
    »Ich danke Ihnen. Ich verstehe«, sagte Gorodow.
    Kurz nach zehn kam Joe Roth, den McCready angerufen hatte. Er war überrascht, zwei >Gorillas< vom SIS unten im Hausflur und zwei weitere auf dem Gang vor McCreadys bescheidener Wohnung zu finden.
    Auf sein Klingeln öffnete ihm McCready, in Freizeithose und Pullover, ein Glas Whisky in der Hand.
    »Danke, daß du gekommen bist, Joe. Ich habe jemanden hier, mit dem ich dich gerne schon viel früher bekannt gemacht hätte. Du ahnst nicht, wie gerne.«
    Er ging vor ins Wohnzimmer. Der Mann am Fenster drehte sich um und lächelte.
    »Guten Abend, Mr. Roth«, sagte Gorodow. »Schön, Sie endlich kennenzulernen.«
    Roth stand da wie gelähmt. Dann ließ er sich in einen Sessel fallen und nahm den Whisky, den McCready ihm reichte. Gorodow setzte sich Roth gegenüber.
    »Besser, Sie sagen es ihm selbst«, meinte McCready zu dem Russen, »Sie wissen es besser als ich.«
    Der Russe nahm einen Schluck Whisky und überlegte, wo er anfangen sollte.
    »Projekt Potemkin begann vor acht Jahren«, sagte er. »Die Idee stammte eigentlich von einem rangniedrigen Offizier, aber General Drosdow machte sie sich zu eigen. Die Sache wurde sein - wie sagen Sie doch - sein Baby. Ziel war es, einen hohen CIA-Mitarbeiter als sowjetischen Agenten zu denunzieren, aber auf eine so überzeugende Art und mit einer solchen Fülle scheinbar hieb- und stichfester Beweise, daß praktisch jeder darauf hereinfallen mußte.
    Langfristig bestand das Ziel darin, auf Jahre hinaus tödliche
    Zwietracht innerhalb der CIA zu säen und auf diese Weise die Moral des Personals für mindestens ein Jahrzehnt zu untergraben und die guten Beziehungen zum SIS in Großbritannien nachhaltig zu schädigen.
    Anfangs hatte man noch keinen bestimmten Mitarbeiter im Visier,

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