Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Finger zeigte man drauf und bestellte dann „davon noch drei und davon noch zwei“ und dann rechnete man wieder. Niemand drängelte und ein freundliches Gesicht schaute zwischen den Gläsern hervor. Niemals stellte sich die Frage, ob man von diesen eher kläglichen Beträgen eigentlich existieren kann. Niemand den ich kannte, stellte sich diese Frage. Wer so freundlich dreinschaut, dem muss es gut gehen.
Auch war der Genuss, der Geschmack und das Aroma wichtig. Zutaten und Inhaltsstoffe waren nicht von Interesse. Transport und Haltbarkeit, Lagerung oder sonstige Prozeduren waren jedem, den ich kannte, völlig egal. Diese Begriffe und deren Bedeutung hatten damals keinen Stellenwert. Ob meine heißgeliebten Himbeerbonbons mit Farbstoff versetzt waren, stand bestimmt auf irgendeinem Schild, aber als Kind hat man keine Zeit, diese Hinweise zu lesen.
Hygiene spielte vielleicht schon damals eine entscheidende Rolle, denn der freundliche Mann im Bonbon-Laden trug stets einen schneeweißen Kittel. Im Winter war der Laden kaum beheizt und er trug eine dicke Strickjacke und einen Schal unter dem Kittel. Wenn es kalt war, schienen die Himbeerbonbons noch härter zu sein als sonst. Einmal verschluckte ich eines aus Versehen. Erstickt bin ich nicht daran, aber ich hatte das Gefühl, dass mir das Bonbon den ganzen Hals aufschlitzte, so rau war es und so weh tat es.
Muscheln gab es. Aus Plastik waren sie später. Aber sie waren gefüllt und man leckte mit der Zunge daran, bis nur noch die Muschel übrig war. Bis zum heutigen Tage weiß ich nicht, was sich darinnen befand. Eine besonders verlockende und schmackhafte Mischung jedenfalls und es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Füllung im Magen befand. „Und für den Rest des Geldes nehme ich dann noch Esspapier…“
Wollt ihr den totalen Krieg?
Scheinbar ist es mit Krieg und Feindbild besser bestellt, als ohne das furchterregende Säbelrasseln. Infrastrukturen brechen regional zusammen, wenn die eine oder andere Kaserne schließt, weil sie überflüssig geworden ist oder einfach nicht mehr ins Weltbild passt. Doch das darf nicht sein. Der Maler- und der Bäcker-, der Maurerbetrieb und die Brauerei haben so sehr auf die uniformierten Vaterlandsbeschützer gesetzt.
Nun fällt die Schranke für immer und das soll bundesweit so gehen. Krieg ist demnach erwünscht und sei es moralisch noch so bedenklich. Lieber regen wir uns über gehabte verlorene, wie auch über gewonnene Kriege, Revolutionen, Revolten und sonstige Krisen mit Todesfolge auf, als dass wir begreifen, dass man auch in Frieden zu Geld und Umsatz kommen kann.
Nein, das will niemand. Wer hätte jemals damit gerechnet, dass eine Kaserne schließt und ortsansässige Betriebe, welche sich in wirtschaftliche Abhängigkeit begeben haben, plötzlich in „Schwulitäten“ geraten. Offensichtlich ist eine Kaserne mehr, als nur die temporäre Behausung einiger Hunderter Soldaten. Es ist ebenso ein wirtschaftlicher Standort, ein Arbeitgeber und ein Betriebsmagnet. Aber es ist eine Kaserne.
Auf ihn mit Gebrüll…
Bundesweit wird nun die Bereitstellung und die Präsenz der Gänze aller Soldaten infrage gestellt. Krieg wird diskutiert, als ginge es um die Bestellung von Tapetenrollen. Hier meldet sich ein Verein, dort ist es eine Vereinigung und woanders krakelt ein Verband. Wenn die Soldaten wegfallen (fallen ist wohl des Soldaten Geschick…) dann fehlt es bundesweit gleichsam an Zivildienstleistenden, das kann nicht sein.
Das kostet eine Stange Geld und wer soll das bezahlen, wenn nicht der Staat, also der Bürger mit seinem Scherflein an Steuern. Wollte der Staat nicht hinsichtlich seiner Verpflichtungen (Schulden…) abspecken? Doch schon, aber irgendwie ist es wohl preiswerter eine Armee anzuschaffen und zu diese zu unterhalten, als sie ggf. wieder loszuwerden. Das begriffen schon viele Leute vorher und man dokumentierte dies auf Zelluloid mit Ton.
Die Formel scheint sich nicht geändert zu haben. Die Meinung ist offensichtlich nach wie vor pro „Gewehr bei Fuß“. Es nennt sich jetzt Verteidigungsarmee. Das klingt erheblich defensiver und kuscheliger. Krieg klingt so dramatisch, stachelig und brutal. Es würde unzählige Unternehmer recht glücklich machen, gäbe es mal wieder ordentlich Krieg.
Dann wäre wieder richtig was zu tun, die Auftragsbücher wären randvoll und jeder Beschäftigte innerhalb eines solchen Betriebes stünde nicht nutzlos in der Ecke.
Weitere Kostenlose Bücher