Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Frieden ist demnach vom Pleitegeier gesäugt worden.
Wo bleibt das Glück
Ständig befördere ich mich in die Zukunft und schau dann auf diese jetzt gerade stattfindende Zeit. Natürlich nur im Kopf, also rein theoretisch. Auch aus der momentanen Zeit schaue ich in die Vergangenheit. Jetzt wird das Bild deutlicher. Ich pendele zwischen drei Zeitpolen hin und her: Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit, aber egal wo ich mich jeweils aufhalte und auch in älteren Dokumenten vermisse ich es. An allen Ecken und Orten ist vom Mensch oder von Menschen die Rede, aber nirgendwo steht, wie es ihm bzw. ihnen geht oder ging.
Von Sklaverei und von Lottogewinnern kann man lesen und hören, von Siegern und Verlieren, aber kein Wort darüber, ob sie glücklich waren. Die Zufriedenheit, die Sorglosigkeit und die Gewissheit, dass man sich geborgen fühlt, glücklich ist und sich seines Lebens und auf den kommenden Tag freut, wird nicht dokumentiert. Von privaten Schulden ist die Rede und von Schuldenberatern. Von Staatsverschuldung gigantischen Ausmaßes ist die Rede, Armut lässt sich dennoch nicht erkennen.
Das ist sicher kein Glück. Wie wird also in ferner Zukunft von den Menschen der jetzigen Zeit gesprochen? Waren die Leute glücklich? Trotz Finanz- und Wirtschaftskrise? Trotz Umwelt- und Atomkatastrophen? Waren sie’s? Glücklich und zufrieden? Konnten sie in Ruhe schlafen, oder mussten sie sich vorher betäuben? Fraßen Sorgen und Nöte an ihnen und raubten ihnen die notwendige Ruhe? Und die Kinder? Waren die glücklich?
Hier und jetzt.
Man kann sich davon befreien. Man kann sich dessen entledigen, indem man es einfach ignoriert und sich sein eigenes »Hier und Jetzt« bildet. Was interessieren schon die etwaigen Gedanken mit völlig unbekannter Leute der Zukunft? Was schert mich ergo die Vergangenheit, geschweige die Zukunft. Warum sollten Defizite anderer meine Kreise tangieren? Ist nicht jeder seines eigenen Glückes Schmied?
Mir geht’s gut, ich habe keine Probleme, keine Schmerzen und darum bin ich glücklich. Eine einfache Formel für Glück. Vielen Leuten geht es aber nicht so, die haben Probleme und sind daher unglücklich. Glücklich zu sein ist demzufolge nicht jedem gegeben. Manch einer kennt das Wort, aber das dazugehörige Gefühl fehlt. Manche Menschen haben noch nie Schnee gesehen, es muss ähnlich sein. Manche Menschen machen Glück von persönlichem Reichtum abhängig. Dann wäre der reichste Mensch gleichsam der Glücklichste? Auch ist die Empfindung der Gefühle und Reizungen, der Einflüsse und der Betrachtungsweisen bei jedem Menschen individuell.
Umgekehrt wäre dann der ärmste Mensch auch der Unglücklichste und wohl allein darum wird Glück nirgends dokumentiert, weil es niemanden interessiert. Etliche Vitas bekannter Personen und Persönlichkeiten geben kaum über glückliche Zustände Auskunft und ob die betreffende Person glücklich war oder nicht, ist nur zu ahnen. Oftmals sind es Dritte die sich zu Wort melden und wähnen posthum, dass diese oder jene Person ein glückliches Dasein führte. Zeitlebens wurde offensichtlich niemand befragt.
Nenne mir deinen Namen und ich sage dir wie du heißt.
So behaupten einige Buchautoren, dass Glück erlernbar sei und manifestieren darin eine Art Notwendigkeit, um glücklich zu sein. Aber wird man davon in ca. 500 Jahren noch etwas wissen? Und in 1000 Jahren? Dabei entstehen Stirnfalten.
Wie fühlten sich den Leute beim Bau der Pyramiden? Einerseits die Baumeister und andererseits jene, die den Knall der Peitsche vernahmen. Waren sie glücklich oder unglücklich? Wie fühlen sich denn die Leute beim Bau heute? Glücklich oder unglücklich? Berühmte und wohlhabende Leute begehen plötzlich Selbstmord, weil sie alles besitzen, nur kein Glück. Glück ist kein Besitz. Glück ist eine Empfindung, jeder empfindet es individuell.
Ganze Völker können demnach nicht glücklich sein, handelt es sich hierbei um zu viele unterschiedliche Individuen. Die in manchen Ländern gewährte Steuererleichterung oder gar Steuerbefreiung ist kein Garant für dortiges Glück. Das persönliche Befinden in Sachen Glück ist keiner Erwähnung wert. Es gäbe niemals ein Bild der jeweiligen Gesellschaft ab.
Man ist frisch verliebt und glücklich. Wären nun alle Menschen frisch verliebt, wären auch alle glücklich? Vielleicht. Vielleicht in einem Film oder in einem Roman. Im „normalen“ Leben ist eine derartige
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