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Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Spilker
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unterscheiden. Jedenfalls nicht äußerlich.

Männer sind von außen betrachtet manchmal völlig ruhig und gelassen. Aber innerlich schrauben sie. Dringt dann das Innere nach außen und übernimmt das Ruder, so wird Papa aktiv, ist nicht mehr zu bremsen und verlangt umgehend den Werkzeugkasten. Entzug ist kein Kinderspiel und 2 Stunden ohne Zange kann sich übel auf die Psyche auswirken. Wer jetzt gedankenlos davonprescht und die Krims-Krams-Kiste anschleppt, wird leiden.
     
    Hier wäre die Frage „… willst du die große..?“ von Sinn. Nickt der Hausherr dann gönnerhaft, traf der Schuss ins Schwarze. Auch an den sich nach oben wandernden Mundwinkeln in Papas Gesicht kann man seinen Erfolg verfolgen. Stellt man dem vor seinem Objekt kauernden Freizeitbastler nun den großen Kasten vor die Füße, entdeckt der Beobachter Tränen im Antlitz des Familienoberhaupts. Notfalls ließe sich auch ein Löschblatt-Test durchführen.
     
    Viele Dinge, wie auch historische Personen, bekommen posthum den „Beinamen“ „Große“ angehangen. Diese Größe bezieht sich dabei keinesfalls auf das individuelle Körpermaß, denn viele dieser Herrschaften waren mit einer Parkuhr auf Augenhöhe, sozusagen. Jedoch verleiht dieser Zusatz eine gewisse Aura und Erhabenheit. Es klingt irgendwie geschmeidiger, wenn man sagt „der große Bauer“ als nur „der Bauer“.
     
    Auch in der Schule war schon der große Atlas eine Plage. Hier hätte oftmals eine Landkarte ausgereicht, Eigentümer eines Navigationsgerätes können sich vor Lachen eh kaum halten. Aber betritt mal die Schule mit Laptop, Navi und Handy usw. weil diese Dinge das Schleppen von Büchern überflüssig machen und einem Bandscheibenvorfall potentiell entgegenwirken und komm dann nach Hause. Dann ist das Herbeiholen des großen Werkzeugkastens das kleinste Problem.
     
    Auch im allgemeinen Leben spielt das Wort „groß“ eine entscheidende Rolle. Wenn man schon „groß“ ist, bekommt man keinen Kinderteller mehr. Auch die Wahl bei der Bestellung einer Pizza zwischen „klein“, „mittel“ oder „groß“ fällt eindeutiger aus. Bei Schuhen ist es nicht anders. Als 12-jähriger Knirps hatte man schon Größe 46 und seither hat sich dahingehend kaum etwas geändert.
     
    Selbst im Schritt war von Nachwuchs nur bei der Behaarung die Rede. Sonst wuchs nichts mehr nach. 26 Zentimeter scheinen eine natürliche Grenze zu sein. Vielleicht hängt diese Größe auch mit der Schwerkraft zusammen, oder mit der Blutmenge, oder mit dem Gleichgewicht.
     
    Bei Bauwerken spricht scheinbar niemand von Größe, da heißt es „Höhe“. Noch nicht mal weltbekannte Gebäude, wie die ägyptischen Pyramiden bezeichnet man als „groß“. Den Pharaonen hingegen allerdings, fügt man diese Ergänzung gerne an. Auch Tiere und mögen sie noch so bekannt sein, verwehrt man diesen Ritterschlag. „Lassie die Große“ oder auch „Flipper der Große“, das wäre doch was.

Himbeerbonbons und Muscheln
     
    Es kommt mir vor, als ob es schon ewige Zeiten her ist, als man noch für 2 Pfennig, eines dieser dicken Himbeerbonbons kaufen konnte, an deren Genuss der Zahnarzt noch heute verdient. Rosarot waren sie und grinsten ein wenig eingepudert aus diesen typischen Bonbon-Gläsern. Bei den Flohmärkten stehen sie heute auf den Tischen, wobei ich der Meinung bin, dass es sich um billige Imitate handelt. Auch im Internet findet man sie wieder. Auf Webseiten bietet man sie zur Versteigerung an.

Früher bei den Originalen, ließ sich sogar ein Deckel aufschrauben. Viele solche Gläser standen auf der Theke im Laden. Lakritzschnecken und Nappos, glasierte Stäbchen und mit Schokolade überzogene Geleefrüchte, Salinos und Samlmiakpasillen lockten. Man wusste, dass es nicht gut ist für die Zähne, aber allein der Geschmack und die Vorstellung daran überwiegten.
     
    Manchmal frage ich mich, wann das alles verschwand und was man stattdessen hinstellte.
     
    Mit einer kleinen Schaufel oder mit einer Zange griff der Ladenbesitzer danach und füllte die kleinen dreieckigen Papiertütchen. Mit 50 Pfennig in der Hand stand einem die Welt offen – jedenfalls im Bonbon-Laden. Auch die Luft in diesen Geschäften war ganz anders, man hätte reinbeißen können. Bei manchen Kiosken stehen diese typischen Gläser noch immer. Die Preise haben sich wahrscheinlich geändert, die Ware vielleicht auch.

Spannend war es jedenfalls, wenn man im Kopf mitrechnete, was man sich noch leisten konnte. Mit dem

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