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Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Spilker
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hier eine pädagogische Maßnahme statt? Soll der Unwissende zum Wissenden erzogen werden und das per TV-Reklame? Warum nicht, wenn’s dann klappt.

Wenn Mord Pflicht wäre
     
    Wenn die Wut oder der Hass auf eine Person so groß wird, dass man sie am liebsten abmurksen will, bleibt oftmals nur die geballte Faust in der Hosentasche als Alternative. Man will doch nicht wegen dem oder wegen der in den Knast, sagt man sich. Aber wenn die Wut immer weiter steigt? Was ist dann?
     
    Wie fühlt man sich danach, also nach seiner Tat, die so unausweichlich schien? Wie geht es dem Täter? Wird einem plötzlich klar, was man da getan hat? Kommt sogar so etwas wie Reue auf? Vielleicht sogar Mitleid? Man weiß es nicht. Man fühlt sich nach einer Lüge schon mies und einen Menschen zu ermorden, aus welchen Motiven auch immer, das muss völlig anders verarbeitet werden.
     
    Nun stelle man sich einmal vor, jeder Mensch besäße das Recht, innerhalb seines Lebens einen anderen Menschen umzubringen. Jeder darf also einen killen. Wie er das anstellt ist allein seine Sache, aber niemand kommt drum herum. Es ist Pflicht. Man besäße nicht nur das Recht, sondern ebenfalls die Pflicht jemanden zu ermorden und es wäre völlig legitim.
     
    Das bringt Probleme mit sich. Sobald man eine Person ermordet hat, zählte der evtl. darauf folgende Mord als Straftat und würde entsprechend geahndet. Mit 10 will man seinen Mathe-Lehrer umbringen, mit 20 sich selbst, mit 30 einen Kollegen oder den Abteilungsleiter, mit 40 seine Frau, mit 50 die zweite Frau und mit 60 den bis dahin besten Freund. Wer muss dran glauben? Für einen muss man sich entscheiden.
     
    Trifft man seine Entscheidung zu früh, wird man – wie erwähnt – beim zweiten Mord zum Straftäter, verbüßt lange Jahre in der Obhut der Justiz und würde dort evtl. am liebsten den Wärter abmurksen. Oder den Gefängnisdirektor, seinen Zellennachbar oder weiß-der-Geier wen. Es lastet wie ein Fluch auf jedem. Allein die Tatsache jemanden umbringen zu müssen, ist peinigend. Die Konsequenz für etwaige Verweigerer ist unerträglich.
     
    Wer bis zu seinem 61. Geburtstag niemanden umgebracht hat und dies wird penibel protokolliert, wird staatlicher Folterknecht. Das wird allerdings verschwiegen. Niemand weiß es und niemand kann es somit werden wollen. Folterknecht zu sein ist eine Folter, die nicht aufhört. Menschen zu quälen, sie zu peinigen und sie um ihren Verstand zu bringen, bringt die Täter selbst um ihren Verstand.
     
    Man muss auch dort wohnen, wo alle zusammengerottet wurden, die das Schicksal der Folter ereilt. Von überall her klingen die Stimmen der Opfer. Wehleid, Klagen und Jammern, Schreie und schmerzerfülltes Stöhnen den ganzen Tag, die ganze Nacht hindurch. Kein Entrinnen, kein Ausweg, keine Gnade. Man ist verpflichtet. Man hat sich diese Tätigkeit selbst zuzuschreiben, weil man einen Mord verweigert hat. Hätte man doch bloß jemanden umgebracht, dann wäre einem diese Erniedrigung erspart geblieben.

Wenn Menschen denken
     
    Einem geflügelten Wort nach, kann man Menschen nur vor, jedoch nicht in den Kopf gucken. Oftmals ist es völlig ausreichend auf das zu hören, was sie sagen. Menschen scheinen pausenlos damit beschäftigt zu sein, sich darüber Gedanken zu machen, was andere von ihnen halten. Die Position des Individualisten geht dabei verloren, denn man richtet sich nach den Vorgaben Dritter, die man wahrscheinlich nie kennenlernen wird.

Besonders auffällig wird dieses Verhalten, wenn Menschen aufeinandertreffen und einer beginnt seine Rede mit den Wort: „Nicht, dass Sie jetzt denken…“ Schau an, hier macht sich wieder jemand Gedanken über etwaige Überlegungen eines anderen. Vielleicht bringt man auf diese Weise den anderen erst darauf, über gewisse Dinge nachzudenken.

Vor einiger Zeit sprach mich eine Dame aus der Nachbarschaft mit eben diesen Worten an und sagte: „Nicht, dass Sie jetzt denken, ich würde Sie beobachten, aber Sie tragen doch jetzt schon seit einer Woche dasselbe Hemd.“ „So so…“ sagte ich „das fällt Ihnen also auf...“ ergänzte ich noch und schaute provozierend irritiert, „besemmelt“ wäre eigentlich das Fachwort. Ich hätte auch erwidern können: „Ach, darum die Fliegen…“ Aber ich wollte weder originell, noch belustigend wirken.
     
    Dann holte ich tief Luft und deutete damit an, dass nun ein ekelerregend langer Satz als erklärende Begründung für diese haltlose Annahme folgt. Auch nahm ich

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