Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
deutlich einen halben Meter Abstand, um eine gewisse Dramatik in die Szene einfließen zu lassen, letztlich ist die Gestik meiner Hände, also das heillos unkontrollierte Herumfuchteln meiner Arme, nicht zu unterschätzen. Die Nachbarin verfolgte meine Gebärden mit einer gewissen Erwartungshaltung in ihrem Blick. Vielleicht würde sie auch am liebsten sagen: „hören Sie auf zu kiffen…“ Ja, auch ich mache mir unentwegt Gedanken darüber, was in den Köpfen anderer passiert.
„Wissen Sie…“ heuchelte ich fürchterlich arrogant nebst wohlwissend, dass sie es nicht weiß und auch nie wissen wird, „ich kaufe meine T-Shirts en gros! Und dadurch kann der Eindruck entstehen, dass ich ein und dasselbe Hemd (also T-Shirt) mehrfach trage, zumal eines den anderen ähnelt und von Weitem…. Sie wissen schon.“ Wieder implementierte ich, dass meine Nachbarin etwas wüsste. Das macht Menschen froh und ein wenig stolz. Einem Menschen zu sagen, er wäre neugierig und hohl wie eine Nuss, macht ihn eher aggressiv. Meine Nachbarin erweckte nach meiner bühnenreifen Erklärung den Eindruck einer Geläuterten und ging ihrer Wege. In meinem Kopf formulierte ich noch einen Satz, der sie darauf hinwies, keinen Eintritt bezahlt zu haben, aber ich biss mir auf die Zunge.
Zuhause habe ich es gerne bequem und trage sogenannte Schlabber-T-Shirts. Brauche ich mal Neue, dann fahre ich zu einem dieser Textilbilligmärkte, die ein sprechendes Hemd mit der Stimme einer auf Blech pinkelten Ziege als Logo haben und greife beherzt zu. Größen nennt man in Buchstaben, soviel habe ich dahingehend gelernt. Ich wähle dann eine Nummer größer, damit es bequem und luftig sitzt.
Also greife ich dann von diesem und jenem und davon auch noch und da der ganze Kram im Sechserpack geliefert wird, besitze ich beispielsweise acht schwarze T-Shirts. Die werden dann so lange getragen, bis der Stapel „schwarz“ keinen Inhalt mehr vorweist und dann kommt grau oder rot oder was-weiß-ich. Mir ist es egal, denn ich sehe mich selbst seltener. Es ist wie beim Autokauf. Es muss der Blaue sein und wenn man drin sitzt, könnte es auch der Gelbe sein; man sieht es selbst kaum und selbst bei halb heruntergekurbeltem Fenster, werden sie sehr selten mit einem Briefkasten verwechselt.
Wenn Frauen stören
Wahrscheinlich liegt es an der seit Tausenden von Jahren festgelegten Rollenverteilung zwischen Mann und Frau, dass sie, also die Frauen, in vielen Abschnitten des täglichen Lebens nicht vorkommen und von ihnen, also den Frauen, bei etlichen Situationen nicht gesprochen wird oder wurde. Bei der Planung der Straßen waren sie, also die Frauen, scheinbar nicht dabei. Erst später stießen sie, also die Frauen, als Politesse dazu.
Kleinkinder stopft man in verschiedenartige Strampler in der Hoffnung, die Farbe würde die Person später nicht politisch beeinflussen, oder sich sogar etablieren. Rosa für die Mädchen und blau für die Buben. Bei drei Kindern ist man gut beraten, sie, also die Kinder, möglichst schnell an ihre Vornamen zu gewöhnen. Das eliminiert Verwechselungen.
Frauen sind und waren immer erforderlich und eine Welt ohne sie, also die Frauen, gäbe es gar nicht. Schon früher waren sie, also Frauen, für den Haushalt zuständig und verscheuchten Dinosaurier, manchmal durch ihr bloßes Antlitz. Der Gatte war derweil auf der Jagd nach dem Abendbrot. Auch heute noch hat die Frau in vielen Familien das Ruder in der Hand, wacht über die Finanzen und schmeißt die Bande pünktlich aus den Kissen.
Und doch…
Nein, es muss nicht immer das heißersehnte Bundesligaduell oder der schon viele Wochen vorher eingeplante Länderspielabend sein, den die anderen Personen einer Familie geknebelt und gefesselt im Keller verbringen dürfen. Spielfilme im Fernsehen, im Kino oder aus der Konserve sind es, die oftmals von der Weiblichkeit in unnachahmlicher Manier demontiert und zertrampelt werden.
Die zeremoniengleiche Vorbereitung ist schon allein eine Szene wert. Knabbergebäck, Salziges und Flüssiges werden parat gestellt. Die Position des Sitzes ist für die folgenden Stunden nicht zu unterschätzen und wird akribisch korrigiert. Allein der Winkel, der auf der Couch liegenden Fernbedienung zum Handgelenk des Bedieners ist überaus wichtig, um schnelle Eingriffe zu gewährleisten. Im Kino bleiben diese Funktionen eher unbeachtet, doch in den eigenen 4 Wänden nicht.
Wer dann an der Türe steht und sich erdreistet zu
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