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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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sich Leon und wollte sich entziehen, doch Kai ließ es nicht zu, presste ihn an sich. Die Liebe deines Nicht-Vaters konntest du nie erringen, aber meine hast du. Ich liebe dich so unglaublich , flüsterten Kais Hände, raunte sein Körper, wisperten seine Gedanken. Ich bin für dich da. Hier und jetzt und später und für immer.  
    Ein trockenes Schluchzen entkam Leon und Kai spürte Feuchtigkeit durch den Stoff an seiner Schulter dringen. „Und obwohl ich weiß, dass er nicht mein Vater ist, dass ich für ihn nie wirklich ein Sohn war, dennoch … Oh Mann, Kai, er wird vielleicht nicht wieder okay werden und das eine Bein nicht mehr gebrauchen können. Der Hof und ich … ich weiß gerade überhaupt nicht, was ich machen soll.“
    „Nichts“, flüsterte Kai und probierte den Zungengehorsam aus: „Nichts musst du machen. Die Ärzte machen ihren Job und du darfst schreien, heulen oder wahlweise mich schlagen, wenn dir danach ist.“ Leon rang nach Luft und versuchte gleichzeitig zu schlucken. „Ich will dich nicht schlagen. Du bist der Einzige, der wirklich für mich da ist und es schon immer war.“
    „Verdient hätte ich aber wenigstens eine Ohrfeige.“ Kai musste selbst blinzeln und lächelte vor sich hin. „Oder einen Arschtritt. Ich wusste es, deine Mutter hat es mir gesagt. Aber ich konnte es dir nicht sagen. Ich war zu feige oder … Ach keine Ahnung.“
    „Schon okay.“ Leon löste sich etwas von ihm. „Aber in Zukunft bitte keine Geheimnisse.“ Ein winziges Lächeln umspielte seine Mundwinkel, erreichte jedoch nicht die Augen. „Übrigens schlag ich dich nur, wenn du darauf stehst und Männer auf Krücken darf man eh nicht versohlen, oder?“
    „Nein, darf man ganz bestimmt nicht.“ Kai stahl ihm einen Kuss. Oh Gott, sein Schneetiger war so fantastisch und er hatte ihn vorhin seinen „Lebensgefährten“ genannt. Die Welt sollte in goldenem Glanz erstrahlen, mit Herzchen in der Luft und nicht durch die Schatten eines falschen Vaters und dessen drohender Invalidität verdunkelt sein.
    „Wir schaffen das schon“, meinte Kai und umfing Leons Gesicht mit den Händen. „Wir beide packen das, egal was da auf uns zukommt. Ich bin an deiner Seite und du wirst mich nicht mehr los.“ Leon nickte und endlich erreichte das Lächeln auch seine Augen.
    „Lass uns nachhause fahren. Meine Mutter bleibt hier. Sie sagt mir Bescheid, wenn ...“ Leon schüttelte sich und schloss auf. Kai nickte, humpelte um das Auto herum und stieg ein. Freude und Erleichterung wollten sich nicht recht einstellen. Diese Nacht würden sie eng nebeneinanderliegend verbringen und er würde Leon alles geben, was er an Liebe hatte. Vielleicht konnte er ein klein wenig die Wunde heilen, die fehlende Liebe all die Jahre geschlagen hatte.
     
    ***
     
    Die Straße zog sich in sanften Kurven durch die Landschaft. Hitze ließ die Luft über dem Asphalt flirren und spielte den Sinnen einen Streich. Die Sonne brannte herab und nur gelegentlich ließ ein leiser Windhauch Blätter rascheln oder Staub aufwirbeln.
    Er war alleine, niemand in Sicht und nur entfernt das Geräusch von Autos zu hören. Selbst den Vögeln war es zu warm, sie hatten sich alle zum Mittagsschlaf zurückgezogen.
    Auf diesem Teilstück gab es wenig Schatten und Kai lief Schweiß von der Stirn und über den Rücken. Die nächste Wasserstelle lag jedoch nur wenige Kilometer vor ihm, gleich hinter dem nächsten Hügel.
    Ein glückliches Lächeln lag auf seinen Lippen. Er fühlte sich hervorragend, war ganz in seinem Element. Jede Bewegung war fließend, mühelos, der Körper glitt dahin und sein Geist wanderte ungestört, während er Kilometer um Kilometer dahinlief.
    Obwohl der Wechsel aus dem Wasser aufs Rad ihn wertvolle Sekunden gekostet hatte, weil ein Schuh sich gelöst hatte, war es ihm gelungen, an der Spitzengruppe dranzubleiben. Mit nur fünf Minuten Abstand war er auf die Laufstrecke gestartet. Leon hatte am Ausgang gestanden und ihm breit lächelnd zugenickt. Mein Schneehase, mein Schneetiger, der wunderbarste Mann auf der ganzen Welt. Kais Lächeln wurde noch breiter. Unter den Anfeuerungsrufen seiner Freunde und der gewaltigen Menge an Zuschauern hatte er sich an die Verfolgung gemacht.
    Er fühlte sich perfekt, war auf den Tag genau fit nach Roth gekommen, eine erstklassige Saisonvorbereitung und kleinere Wettkämpfe lagen hinter ihm. Bewusst hatte er auf größere Events verzichtet und seine Verletzung gründlich auskuriert. Leon hätte ihn nicht nur

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