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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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der Tür zur Küche drehte sie sich noch einmal um: „„Komm nicht zu spät heim, Leonard.“
    Schweigend öffnete Leon die Haustür und stampfte entschlossen voran, ohne sich nach Kai umzudrehen. Dieser folgte ihm, total aufgewühlt. In ihm tobte ein Orkan aus widerstreitenden Gefühlen und er wusste nicht, wie er beginnen sollte. Kai warf einen Blick zu Leon hinüber, der in sich zusammengesackt war und aus dem Fenster starrte.
    „Es tut mir leid“, sagte dieser nach einer Weile des gegenseitigen Schweigens leise. Kai schnappte nach Luft. Leon entschuldigte sich? Wofür? Die leisen Worte brachten das Fass zum Überlaufen. Gefährlich rasch steuerte Kai den Wagen an die Seite, der kurz schlingerte, dann aber zum Halten kam. Leon blickte ihn erschrocken an. Er sah sehr jung und verletzlich aus. Und Ängstlich. Hörbar stieß Kai den Atem aus und holte erneut tief Luft, ehe er sich Leon zuwandte.
    „Was zur Hölle sollte das eben?“, fragte Kai nur mühsam beherrscht. Leon starrte ihn betroffen an und senkte den Blick. „Es tut mir leid“, wiederholte er ebenso leise. „Was denn verdammt nochmal?“ Kai explodierte. „Was tut dir leid?“ Wütend funkelte er Leon an, der sich in seinem Sitz klein machte. „Du hast dich doch gerade nicht wie der letzte Arsch verhalten, oder? Nein! Dein Vater schon.“ Leon sah ihn verunsichert an. „Er meint es nicht so. Er sagt so etwas ständig“, rechtfertigte er. Kai schnaubte empört: „Umso schlimmer.“ Entschlossen wandte er sich Leon zu, fixierte ihn mit seinem Blick.
    „Ich bin da gerade beinahe explodiert. Was war das für ein Scheiß? Also hör mir jetzt mal zu: Du brauchst das nicht machen, wenn du nicht möchtest, denn für mich siehst du keineswegs wie der typische Schwule vom Dorfe aus, klar?“ Leons Blick huschte unsicher über Kais Gesicht. „Ich finde, du siehst genau richtig aus. Wenn du dir oder ihm etwas beweisen möchtest, bitte. Dann kannst du gerne bei mir trainieren.“

    Leon schaute ihn perplex an und rappelte sich hoch. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich und plötzlich funkelten seine graugrünen Augen Kai erstaunlich angriffslustig an. „Du hast ja auch leicht reden. Du siehst ja auch toll aus. Dich beschimpft keiner. Dich schubst auch niemand dauernd herum und lacht, nur weil du schwächer bist.“ Er schob sich höher, beugte sich vor und kam Kai näher. Sein Gesicht war zornig verzerrt.
    „Ich bin es echt leid. Dauernd diese Bemerkungen. Ich bin schließlich keine Schwuchtel, verstehst du?“, zischte er Kai an. Dieser zuckte unbeeindruckt die Schulter. „Mir ist das herzlich egal, was du bist, oder für was du dich hältst. Ich mag dich, so oder so, Leon. Ich fände es sogar sehr gut, wenn du schwul wärst. Aber ich bin auch dein Freund, wenn du es bedauernswerterweise nicht bist. Wenn dir das was wert ist!“, gab Kai kaum weniger heftig zurück. Er musste plötzlich an sich halten, seine Hand nicht nach Leon auszustrecken und ihm sanft über die Wange zu fahren.   So ein verkorkster Mist.  
    Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Keiner veränderte die Position, keiner wich zurück. Sie starrten sich einfach nur an, kaum dreißig Zentimeter voneinander entfernt. Leon schluckte und leckte sich über die Lippen.
    „Das ist mir ganz viel wert“, erklärte er leise. Seine Augen musterten Kai intensiv. Schauer rannen über dessen Rückgrat bis tief in den Unterleib.   Wie gerne würde ich ihn jetzt einfach küssen, ihn in den Arm nehmen, an mich drücken. Aber das wäre mehr, als ein einfacher Freund tun würde, nicht wahr? Verdammt.  
    „Außer dir kann ich mit keinem wirklich reden“, gab Leon zu, wich langsam zurück, senkte allerdings nicht den Blick. Kai atmete betont ruhig und hoffte, dass sein Blut netterweise wieder in höhere Regionen stieg.
    „Okay, dann lass uns einen Deal machen“, schlug er vor. „Du kannst bei mir trainieren, oder auch nicht, je nachdem was du selbst willst. Und ich bin für dich jederzeit zum Reden da. Deal?“
    Verblüfft musterte ihn Leon, dann breitete sich ein warmes Lächeln aus. Kais Blut dachte bei diesem Anblick natürlich gar nicht daran, die unteren Regionen zu verlassen.
    „Okay“, erklärte Leon. „Das ist ein fairer Deal.“

 
11 Schneeräumung
     
    „Lars und Basti sind schon da“, erklärte Kai, als er das Auto parkte. „Von Lars habe ich dir erzählt, oder? Er ist ebenfalls Triathlet.“ Leon nickte. Den Rest der Fahrt war er sehr schweigsam gewesen und auch Kai

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